Berliner Flughafen Virale Videos mit chaotischen Zuständen am BER: Warum es aktuell zu langen Schlangen kommt

Check-in BER
Von wegen Einhaltung der Abstandsregeln: Im Terminal 1 des Hauptstadtflughafens am 9. Oktober
© Christoph Söder / dpa
Es scheint so überraschend gekommen zu sein, wie ein plötzlicher Schneefall im Winter: der Andrang am Flughafen BER zum Start der Herbstferien. Auch am Montag herrscht am neuen Haupstadtflughafen noch lange kein Normalbetrieb.

Schon am Samstag kam es zu stundenlangen Wartezeiten im Terminal des vor knapp einem Jahr eröffneten neuen Hauptstadtflughafens BER. Urlauber verpassten reihenweise ihre Flüge. In den sozialen Medien wurden von Wartenden Fotos und Videos hochgeladen, die endlose Schlangen zeigen. Nicht nur an den Check-in-Schaltern und vor der Gepäckgabe kam es zum Stau, sondern ebenso vor der zentralen Sicherheitskontrolle.

Auch am Montag, wenn zu den Urlaubern auch noch die Geschäftsreisenden hinzukommen, gibt es keine Entspannung. "Der Flughafen wurde wohl eher als Provinz-Airport geplant", macht sich ein User auf Twitter Luft. Das Problem: Passagiere erhalten zu spät ihre Bordkarten und kommen nicht rechtszeitig zum Gate. Für viele fällt damit der Herbsturlaub ins Wasser, da es keine freien Plätze auf weiteren Verbindungen zu beliebten Flugzielen gibt.

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Zu wenig Schalter, viel zu wenig Personal

Durch Corona sind die Prozesse an den Flughäfen komplizierter geworden. Die Mitarbeiter am Check-in müssen zusätzlich Impfbescheinigungen und Reiseanmeldungen der Passagiere überprüfen. "Wir haben uns grundsätzlich gut vorbereitet", rechtfertigt sich Hannes Hönemann von der Flughafengesellschaft im "Berliner Rundfunk".

"Die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH erwartet für die Herbstferien ein erhöhtes Reiseaufkommen. Zwischen dem letzten Schultag, am 8. Oktober 2021, und dem letzten Tag vor Schulbeginn, am 24. Oktober 2021, werden am Flughafen BER rund 900.000 Passagiere erwartet", heißt es in einer Pressemitteilung. Das bedeutet bis zu 65.000 Flugreisende pro Tag. Soweit die Theorie.

Doch in der Praxis kann von "gut vorbereitet" nicht die Rede sein. Der Flughafen, der im vergangenen Jahr am 31. Oktober in Betrieb ging, als kaum Passagiere unterwegs waren, ist dem momentanen Ansturm kaum gewachsen. Dabei sind die Verkehrszahlen noch weit vom regulären Normalbetrieb vor Corona entfernt.

Auch die Empfehlung, "mindestens zwei Stunden vor Abflug im Terminal" zu sein, hat sich als Falle erwiesen. Nach Aussagen von Leidtragenden, standen Reisende an diesem Wochenende drei Stunden in den Warteschlangen.

Als Nachteil erweist sich, dass viele Fluggesellschaften nicht mehr mit eigenem Personal ihre Fluggäste einchecken, sondern Sub-Dienstleister mit dem Service beauftragt haben. Das spart zwar Geld, macht aber die Kommunikationskette komplizierter, wenn es zu Problemen und deren Beseitigungen kommt. Sollten durch verpasste Flüge Umbuchungen erforderlich sein, geht der Stress weiter. Denn auch die wenigen Airline-Counter leiden an chronischer Unterbesetzung.

Berlin kann auch nicht zählen

Auch im zweiten Corona-Jahr steht es um die Digitalisierung bei manchen Airlines nicht besonders gut. Noch immer ist ein händischer Abgleich der Test-, Impf- oder Genesenennachweise erforderlich. Der Przess ist nicht automatisiert. Zwar kann man Dokumente wie Impfnachweise bereits zu Haus hochladen, doch erhält man keine Bordkarte zum Ausdrucken oder per E-Mail auf dem Handy. So zwingen einen Airlines wie KLM und Air France zum Einreihen in die Warteschlangen am Check-in.

Am Montagvormittag wollte auch der Pianist Igor Levit vom BER abfliegen. Bei seinem Flug kam es ebenfalls zu Verzögerungen, wie er auf Twitter schrieb: Anscheinend kann man in Berlin auch nicht richtig zählen.

 

Fazit: Das Reisen über den mit Milliarden von Steuergeldern subventionierten BER macht keinen Spaß, im Terminal ist die Stimmung diese Tage mies. Ein Passagier hat es in der "Abendschau" des Fernsehsenders "RBB" auf den Punkt gebracht: "ein Scheißladen."

Auch ein Jahr nach seiner Eröffnung wird der BER seinen Ruf als Pannen-Flughafen gerecht.

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