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Premiere für ICE unter dem Ärmelkanal Mit dem ICE in vier Stunden nach London

Erstmals hat ein ICE den Tunnel unter dem Ärmelkanal durchquert. Ab 2013 möchte die Deutsche Bahn dem Flugzeug Konkurrenz machen und regelmäßige Zugverbindungen mit Hochgeschwindigkeitszügen von Deutschland nach London anbieten.

Nach der erfolgreichen Testfahrt durch den Eurotunnel am Wochenende hat die Deutsche Bahn am Dienstag erstmals einen ICE in London präsentiert. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube stellten der britischen Presse den neuesten ICE 3 vor, der in spätestens drei Jahren von Frankfurt am Main, Köln und Amsterdam aus durch den Tunnel unter dem Ärmelkanal nach London fahren soll.

Die britische Regierung schickte Verkehrsstaatsministerin Theresa Villiers in den zentral gelegenen Bahnhof St Pancras, von dem aus auch der französische Konkurrent Eurostar in Richtung London startet. Ramsauer bezeichnete die geplanten ICE-Verbindungen nach Großbritannien als "gewaltigen Fortschritt für den europäischen Zugverkehr". Mit dem Angebot könnten Geschäftsleute und Touristen gleichermaßen eine "äußerst attraktive und klimafreundliche Verbindung zwischen Main, Rhein und Themse nutzen". Darüber hinaus profitiere auch die wirtschaftliche Entwicklung der drei Metropolen von dem Angebot.

Konkurrenz für das Flugzeug

Grube bezeichnete die erste Fahrt eines ICE auf die Insel als historisch. Deutschland und Großbritannien rückten damit künftig näher zusammen. Die Bahn stehe in Europa an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter. Mit dem Ausbau der Fernverbindungen will der Konzern vor allem dem Luftverkehr Kunden streitig machen. Die ICEs böten deutlich mehr Komfort als ein Flugzeug, kämen direkt im Stadtzentrum an und seien umweltschonender, sagte Grube.

Zum Fahrplanwechsel 2013 sollen täglich drei Zugpaare von Frankfurt und Köln über Brüssel und Lille nach London fahren. Parallel dazu sind Verbindungen zwischen Amsterdam über Rotterdam und Brüssel nach London vorgesehen. Die Fahrzeit von Köln nach London soll bei unter vier Stunden liegen, von Frankfurt nach London bei knapp über fünf Stunden.

Tunnelstrecke als Prestigeobjekt

Die Züge der Deutschen Bahn dürfen die Strecke unter dem Ärmelkanal bislang aus Sicherheitsgründen nicht befahren: Die Rettungsvorschriften sehen vor, dass die 400 Meter langen Eurotunnel-Züge von vorne bis hinten zu durchlaufen sein müssen. Die modernen ICEs sind aber in zwei Halbzüge von je 200 Metern Länge unterteilt. Nach den bislang nach Angaben der Bahn erfolgreich verlaufenen Tests gibt sich die Bahn aber optimistisch, von der Betreibergesellschaft Eurotunnel bald die Freigabe zu bekommen.

Die Deutsche Bahn hat die prestigeträchtige Verbindung von Frankreich nach Großbritannien schon seit langem im Visier. Seit der Eröffnung des Eurotunnels 1994 fahren dort nur die Züge von Eurostar, einer Tochter der französischen Staatsbahn SNCF. Die 50 Kilometer lange Tunnelstrecke ist nach Angaben von Eurotunnel die am meisten befahrene Eisenbahnstrecke der Welt. Sie wird im Zuge der Liberalisierung des Zugpassagierverkehrs in der EU nun für Konkurrenzunternehmen geöffnet.

Widerstand könnte der Bahn aber aus Frankreich drohen. Die SNCF ist bedacht, möglichst wenig Konkurrenz im eigenen Land zuzulassen. Derzeit gibt es zwischen Berlin und Paris Spannungen um eine Bestellung der SNCF-Tochter Eurostar: Diese will nach einer Ausschreibung die neue Generation ihrer Züge beim deutschen Technologiekonzern Siemens bestellen, eine herbe Niederlage für den bisherigen französischen Lieferanten und Siemens-Konkurrenten Alstom.

tib/AFP/APN

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