Mekong Die Expedition

Wie im 18. Jahrhundert reisen unsere Abenteurer von Vietnam bis China auf dem Mekong. Ihre Fahrt wird sie durch sechs Länder führen - auf und entlang des Flusses.

3000 Kilometer Fluss. Sechs Länder. Zwei Schlauchboote. Die Route führt flussaufwärts vom Delta in Vietnam zu den Khmer-Tempeln in Kambodscha, durch den Regenwald von Laos zu den Bergvölkern in Thailand, vom Goldenen Dreieck an den Opiumanbaugebieten in Burma vorbei ins wilde Himalaya nach China. Ein echtes Abenteuer - drei Wochen dauert die Reise. stern.de ist mit zwei Reportern auf der Expedition dabei und wird täglich berichten, was das Team auf dem größten Strom Südostasiens erlebt.

Mekong - Lebensader Südostasiens

Der Mekong entspringt im Hochland Tibets, schneidet sich durch den Südwesten Chinas, passiert das "Goldene Dreieck" am Rande von Burma, durchzieht das lange verschlossene Laos, ist Grenzfluss zu Thailand, quert das lange Zeit von Bürgerkriegen verwüstete Kambodscha und prägt den Süden Vietnams, wo er mit mächtigem Delta ins Südchinesische Meer mündet. Die Lebensader Südostasiens ist einer der größten Flüsse der Erde, aber auch einer der abgeschiedensten. Lange Zeit war der fast 5000 Kilometer lange Strom kaum zugänglich: Die Quelle im Himalaya wurde erst 1994 entdeckt, Kriege und Abschottung verhinderten seine Erschließung. Jetzt öffnen sich die Mekong-Staaten, es herrscht Aufbruch.

"Bis jetzt hat noch niemand gewagt, was wir vorhaben. Aus gutem Grund gibt es immer noch keine durchgehende Verbindung auf dem Mekong - er ist immer noch nicht schiffbar. Wir sind deswegen nicht auf einer Vergnügungsreise, sondern haben wirklich eine Expedition vor uns", sagt Andy Leemann, 51. Der Schweizer Abenteurer hat fast zwei Jahre lang an seinem Traum gearbeitet, den mächtigen Mekong mit zwei Spezial-Schlauchbooten zu bezwingen. "Der längste Fluss Südostasiens ist etwas ganz Besonderes. Weil er so immens schwierig zu befahren ist, weil uns entlang der Strecke so viele unterschiedliche Landschaften erwarten, weil es dort so viele kaum bekannte Kulturen gibt."

Jede Grenze birgt Risiken

Erst in letzter Zeit haben sich viele der sechs Länder entlang der Route für den Tourismus geöffnet - vor ein paar Jahren wäre es politisch noch unmöglich gewesen, hinter den von den Kommunisten aufgebauten "Bambusvorhang" nach China, Laos oder Vietnam zu schauen, der wie einst der "Eiserne Vorhang" das Reisen verhinderte. Offiziell gibt es heute zwar die Genehmigung aller Regierungen für die Fluss-Expedition. Jede Grenze birgt Risiken, wenn uneinsichtige Zollbeamte und Militärs die High-Tech-Boote nicht ins Land lassen wollen". "Wir haben versucht, im Voraus wirklich alles abzuklären", sagt Andy Leemann. "Nun müssen wir hoffen, dass es klappt."

Zwar kommen heute immer mehr Touristen nach Südostasien, um den Mekong zu erleben - ob mit dem Rucksack oder in einer geführten Gruppenreise. "Wir sind mit dem Boot aber dort unterwegs, wo man als normaler Reisender nicht hinkommt", sagt Armin Schoch, der seit mehr als 20 Jahren in Südostasien lebt und als Partner der Expedition die Logistik vor Ort organisiert hat. Weil keine genauen Karten existieren ist immer ein lokaler Guide mit an Bord, der den Fluss kennt und die beste Route. Alles andere wäre fahrlässig auf einem Strom, der einmal mehrere Kilometer breit ist, mal als Gebirgsfluss durch die Schluchten rauscht.

Auf den Spuren der Entdecker

Andy Leemann und seine acht Mitstreiter sind auf den Spuren großer, aber heute vergessener Entdecker unterwegs. Kein Europäer kannte im 19. Jahrhundert den ganzen Lauf des Mekong, geschweige denn seine Quelle. Vor gut 150 Jahren machten sich deshalb französische Wissenschaftlern auf, die Lebensader Südostasiens zu vermessen, zu kartographieren und einen neuen Handelsweg nach China zu erschließen. Die erste große Expedition wurde 1866 von zehn französischen Offizieren, Geologen und Botanikern unter Führung von Doudart de Lagrée durchgeführt, dem Statthalter Frankreichs in Südvietnam. "Bis zur Quelle schafften sie es aber nicht - die wurde erst 1994, vor gerade einmal elf Jahren, gefunden", erzählt Andy Leemann, der den Originalbericht der Expedition studiert hat. Lagrées Stellvertreter Francis Garnier erreichte aber immerhin unter unendlichen Schwierigkeiten und Strapazen nach zwei Jahren China. De Lagrée selbst erlebte das Ende seiner Expedition nicht mehr - er starb unterwegs, vermutlich an einer durch verunreinigtes Wasser verursachten Amöbenruhr.

Helge Bendl

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