Wer von Europa nach China fliegt, landet nach ungefähr zehn Stunden Flugzeit auf den modernsten und größten Flughäfen der Welt. Allein das neue Terminal 3 des Pekinger Flughafens, ein Entwurf des britischen Architekten Norman Foster, ist das flächenmäßig größte Gebäude überhaupt. In dem mit 1,3 Milliarden Einwohner bevölkerungsreichsten Land der Erde gelten eben andere Maßstäbe: Im Gegensatz zu den über Jahrzehnten immer wieder erweiterten und unübersichtlich gewordenen Flughäfen in Europa sind in China binnen kurzer Zeit effiziente Verkehrsdrehscheiben aus dem Boden gestampft worden. In dem Riesenreich, das von der Fläche fast so groß ist wie Europa, sind täglich Hunderttausende Fluggäste unterwegs.
Europäische Fluglinien setzen auf den Wachstumsmarkt China. Fast alle größeren europäischen Airlines fliegen die drei wichtigsten Metropolen an: Peking, Hongkong und Shanghai. Die Chinaflüge der
Lufthansa
gehören zu dem umfangreichsten Angebot überhaupt. Neben dem genannten Städte-Trio, das ab Frankfurt und München nonstop angeflogen wird, landen die Maschinen mit dem Kranich am Leitwerk auch in Nanjing und Qingdao an der Ostküste.
Nonstop zu Millionenstädten
Auch andere Regionen Chinas sind durch Nonstop-Flüge gut mit Europa verbunden. Millionenstädte wie Xiamen, Hangzhou und Chengdu, deren Name und Lage bei uns kaum einer kennt, steuert mehrmals pro Woche die niederländische KLM via Amsterdam an. Air France hat Guangzhou, bei uns auch als Kanton bekannt, im Flugplan und seit April 2012 auch Wuhan. Und seit neustem fliegt Finnair zusätzlich nach Chongqing im Südwesten Chinas.
Täglich starten und landen auch chinesische Fluggesellschaften auf deutschen Flughäfen. Allen voran
Air China
- nicht zu verwechseln mit China Air, die in der Republik China auf der Insel Taiwan beheimatet ist - mit Verbindungen von Peking nach Frankfurt und München und von Shanghai nach Frankfurt. Air China gehört wie die Lufthansa zur Star Alliance und wirbt mit günstigen Tarifen in der Business Class.
EU-Fluggastrecht gilt nicht für alle
Ebenso wie Air China ist China Eastern mit Basis in Shanghai überwiegend im Staatsbesitz. Die vor 25 Jahren gegründete Airline fliegt Frankfurt und Hamburg an. Eine feste Größe im Verkehr mit Hongkong stellt seit Jahrzehnten die dort ansässige Cathay Pacific dar. Die Jumbojets fliegen ab Frankfurt in elf Stunden nach Hongkong, wo über die Tochtergesellschaft Dragonair gute Anschlussflüge zu vielen Städten in der Volksrepublik bestehen. Zu den weniger bekannten chinesischen Fluglinien gehört Hainan Airlines, die von Peking aus dreimal pro Woche in Berlin-Tegel landet.
Noch eine Anmerkung: Kommt es bei Flügen mit chinesischen Fluglinien beim Abflug in China zu erheblichen Verspätungen oder Flugstreichungen, können sich Passagiere im Gegensatz zu hiesigen Fluglinien nicht auf ihre Passagierrechte berufen. Denn nach der EU-Fluggastrechte-Verordnung steht den Betroffenen eine Ausgleichzahlung nur zu, wenn der Flug von einer EU-Fluggesellschaft durchgeführt wird oder in der EU startet.
Gabelflug und via Golf
Da eine Fluggesellschaft in China fast immer mehrere Ziele anfliegt, lässt sich leicht ein Gabelflug buchen: Hin zum Beispiel nach Peking und weiter mit dem Zug durch das Land bis Shanghai. Von dort geht es dann nonstop zurück.
Ein anderer Weg nach China führt über die klassische Südroute, den die Golf-Airlines wie
Emirates
,
Etihad
und
Qatar Airways
nutzen. Zwar dauert der Flug durch das Umsteigen in Dubai, Abu Dhabi oder Katar länger, hat aber für viele neben den günstigen Preisen einen Vorteil: Man kann den Zwischenstopp am Golf in einen mehrtägigen Kurzurlaub verwandeln und sich die langen Flugetappen von jeweils sechs Stunden bis zum arabischen Drehkreuz und sieben weiteren Stunden Flugzeit bis zum Beispiel nach Peking aufteilen. Wer genau den Flugplan von Emirates studiert, kann sowohl auf der Strecke nach Peking als auch nach Shanghai auf bestimmten Flügen mit dem doppelstöckigen Airbus A380 reisen.
Egal ob die Anreise über die Südroute oder nonstop via Sibirien erfolgt, wer in China gelandet ist, muss als erstes seine Armbanduhr vorstellen: Der Zeitunterschied zu Mitteleuropa beträgt im ganzen Land sechs Stunden - im Winter sogar sieben Stunden. Auf Rückflügen aus China verlängert sich übrigens die Flugzeit aufgrund der Gegenwinde um eine Stunde. Daher ziehen sich Tagesflüge, die morgens in Peking oder Shanghai nach Frankfurt starten, gefühlt sehr in die Länge. Die zwölfstündige Flugzeit vergeht subjektiv rascher, wenn man einen Nachtflug gebucht hat und unterwegs ein Nickerchen einlegt.