Dass Otter in Singapur leben, hat Tradition. Die Zahl der putzigen Tiere war zwischenzeitlich stark zurückgegangen, da Lebensräume zugebaut und wenig für Umweltschutz getan wurde, doch nachdem man vor einigen Jahren umdachte und für mehr Grünflächen und Schutzzonen sorgte, gedeiht die Otter-Population prächtig. In der Regel kommen Tiere und Menschen gut miteinander aus – seit der Coronapandemie kommt es jedoch immer wieder zu ungwöhnlichen Vorfällen.
Schon vor mehreren Monaten beklagten zahlreiche Einwohner, dass ganze Otter-Banden über Fischteiche in Privatgärten und Parks herfielen und dabei auch kostbare Koi-Karpfen zum Frühstück verspeisten. Womöglich waren die wochenlangen, strengen Lockdowns in dem Stadtstaat ein Grund dafür, dass die Tiere den gewohnten Respekt vor den Menschen verlernten – schließlich begegneten sie draußen kaum noch welchen. Nun kam es erneut zu einem unschönen Zusammenstoß.
Otter gehören in Singapur zum Stadtbild
Ein in Singapur lebender Brite hatte eine äußerst unangenehme Begegnung mit den Ottern. Er spazierte mit einem Kollegen durch einen öffentlichen Park der Stadt, eine Gruppe Otter hatte sich dort auf einer Wiese nahe des Fußgängerwegs niedergelassen. Unvermittelt lief da ein vor den beiden gehender Mann auf die Tiere zu – offenbar wollte der Unbekannte die Otter weiter weg scheuchen. Das Manöver ging allerdings nach hinten los, die Gruppe betrachtete die Attacke des Mannes als gefährlichen Angriff und ging zur Gegenwehr über.
Gemeinsam stürmte die Otterhorde auf den Unbekannten zu – der klugerweise die Beine in die Hand nahm und sich davonmachte. Er konnte mit reichlich Glück entkommen. Anders jedoch der Brite, der nur am Rande mitbekommen hatte, was da wenige Meter vor ihm geschehen war. Ihn erwischte der ganze Zorn der wütenden Otter, die nun stattdessen den überraschten Spaziergänger angriffen. Sie stürzten sich auf ihn, stießen ihn zu Boden und bissen kräftig zu. "Ich dachte, ich sterbe. Ich dachte wirklich, die bringen mich um", gab er später zu Protokoll. "Innerhalb von zehn Sekunden wurde ich 26 Mal gebissen. Wäre mein Kollege nicht dabeigewesen, wäre ich vermutlich nicht mehr hier, sondern tot."
Der Kollege des Mannes rettete ihn
Der Kollege war zum Zeitpunkt des Otterangriffs etwa fünf Meter entfernt, er reagierte schnell und rannte schreiend und mit den Armen wedelnd auf die Otter zu, die daraufhin kurz von ihrem Opfer abließen. Die Zeit nutzte er, dem Briten auf die Beine zu helfen und mit ihm zu einem nahegelegenen Info-Center im Park zu rennen. Dabei wurden beide noch immer von den Ottern verfolgt.

Die Mitarbeiter des Info-Centers versorgten notdürftig die Verletzungen des Opfers. Anschließend meldete sich der Brite in einem Krankenhaus, wo er sofort eine Tetanusspritze und starke Antibiotika bekam.
Die Behörden versprachen, den Vorfall zu untersuchen – sie vermuten aber, dass der Brite einfach Pech hatte und "Opfer der Umstände" wurde, nachdem ein anderer Mann die Tiere erschreckt und somit in den Alarmmodus versetzt hatte. Die Beamten rufen immer wieder dazu auf, die Otter nicht zu jagen, nicht anzufassen und möglichst aus respektvoller Distanz zu beobachten, dann gebe es keine Probleme.
Quelle: "The Guardian"
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