Seit Beginn der Pandemie erlebt die Luftfracht-Branche einen nie dagewesenen Boom. Hinzukommen Probleme in der Seeschifffahrt, dass die Containerriesen in den Häfen nicht mehr mit der gewohnten Zuverlässigkeit abgefertigt werden und die Lieferketten aus dem Takt geraten sind. Wir erinnern uns auch, welche Auswirkungen es hatte, als im März 2020 das Containerschiff "Ever Given" den Suezkanal über mehrere Tage blockierte.
Unternehmen, die für ihre Just-in-time-Produktion auf Bauteile aus Asien angewiesen sind, haben ihre Gütertransporte auf Flugzeuge verlagert. Entsprechend buchen Logistikfirmen für Ihre Kunden verstärkt Kapazitäten bei Luftfrachtunternehmen. Jetzt wollen vom wachsenden Air-Cargo-Geschäft auch die Redereien profitieren.
MSC Cruises will ins Luftfrachtgeschäft einsteigen
So hat die in der Schweiz ansässige Mediterranean Shipping Company (MSC) angekündigt, ab Frühjahr nächsten Jahres in das Luftfrachtgeschäft einzusteigen. Der in Familienbesitz befindliche Reederei, die eher für ihre große Flotte von Kreuzfahrtschiffen bekannt ist, gilt mit ihren 730 Schiffen und 150.000 Mitarbeitern als Weltmarktführer im Container-Transport.
Mitten im Sturm: MSC Cruises muss bei Schiffstaufe des neuen Mega-Liners improvisieren
Der Schritt kommt nicht überraschend, denn die Genfer Firma mit italienischen Wurzeln hatte in den letzten Monaten versucht, zusammen mit der Lufthansa die Fluggesellschaft ITA – die neue Nachfolge-Airline von Alitalia – zu übernehmen, schied aber im Bieterverfahren am Ende aus.
MSC Air Cargo hebt ab
"Dieses ist unser erster Schritt in den Luftfrachtmarkt, und wir planen, weiterhin verschiedene Wege zu erkunden, um die Luftfracht so zu entwickeln, dass sie unser Kerngeschäft, die Containerschifffahrt, ergänzt", erklärte Soren Toft, der Vorstandsvorsitzende von MSC am Dienstag bei der Vorstellung der Pläne.
Zusammen mit dem Partner Atlas Air aus Miami, einer amerikanischen Charterfluggesellschaft mit mehr als 100 Frachtjets, werden ab 2023 vier Maschinen vom Typ Boeing 777-200Ffür MSC Air Cargo fliegen.
Atlas Air wird sich laut dem ACMI-Agreement um Flugzeuge, Crew, Wartung und Versicherung kümmern und MSC die Flugrouten festlegen. Die fabrikneuen Boeing-Jets können bis zu 110 Tonnen an Ladung aufnehmen. MSC gehört zu den großen Playern im Seeverkehr, der als letztes auf den Luftfrachtmarkt setzt. Durch die explodierten Frachtraten im Container-Business sind die Kassen für Investitionen bei den Reedereien bestens gefüllt.
So hat die dänische Reederei mit Maersk Air Cargo bereits Flüge mit ihren Boeing-Jets zwischen Korea, den Vereinigten Staaten und Europa angekündigt. Und das französische Schifffahrts- und Logistikunternehmen CMA CGM betreibt seit vergangenem Jahr für ihre Luftfrachtsparte eine Flotte von Großraumflugzeugen vom Typ Airbus, um Waren schneller von a nach B transportieren zu können.
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