Rentierschlitten statt Rennwagen, Tiefschneepisten statt Teststrecken, Fußball statt Formel 1: Michael Schumacher genießt seine Grand-Prix-Ferien in vollen Zügen. Wieder hat sich der fünfmalige Weltmeister über den Jahreswechsel mit Familie und Freunden in seine idyllisch gelegene Villa im verschneiten Trysil zurückgezogen. «Wir haben eine schöne Zeit hier oben, laufen viel Ski, aber ich spiele auch viel Fußball», so der Norwegen-Liebhaber, «es ist wunderbar.»
Schumacher will Fangio übertrumpfen
Fun, Freizeitvergnügen und Feten haben bei Michael Schumacher wenigstens für ein paar Wochen die Formel 1 ins zweite Glied verdrängt. Drei Tage nach der Silvesterparty folgt der nächste «Kracher»: der Rheinländer feiert am Freitag seinen 34. Geburtstag. Bis zur Erfüllung seines größten sportlichen Wunsches werden allerdings noch einige Monate vergehen. Der Ferrari-Star will in dieser Saison seinen sechsten WM-Titel holen und damit die Motorsportlegende Juan-Manuel Fangio übertrumpfen. Im Vorjahr hatte sich «König Schumi» schon beim 11. Saisonlauf Mitte Juli in Magny- Cours im Weltrekordtempo zum Champion gekrönt.
«Ich werde wieder mein Bestes geben»
Seiner zurückhaltenden Art entsprechend verzichtet der erneut haushohe WM-Favorit auf großartige Ankündigungen. «Ich werde wieder mein Bestes geben», sagte er nur. Vollmundige Versprechungen überlässt der Kerpener anderen. Sein Manager Willi Weber ist felsenfest davon überzeugt, dass «Michael natürlich wieder Weltmeister wird». Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo äußerte zwei Wünsche für die am 9. März in Melbourne startende Saison: «Den vierten Fahrer- und den fünften Konstrukteurstitel in Folge.»
Michael Schumacher ist klar, dass eine Triumphfahrt wie 2002 mit Rekorden und Bestmarken am Fließband kaum wiederholbar ist. Der 64- malige Grand-Prix-Sieger warnte vor einem Aufholen der im vergangenen Jahr von ihm und Ferrari deklassierten Konkurrenz. «Was wir geschafft haben, ist auch für die anderen erreichbar. Es wäre ziemlich dumm, wenn wir uns zum Ausruhen verleiten lassen würden.»
Die Geschichte zeige, dass es nach Hochphasen immer wieder abwärts gehe. «Das wird wieder so sein», sagte Michael Schumacher. «Wir hoffen natürlich, dass das so spät wie möglich der Fall sein wird - und ich hoffe natürlich, dass das erst nach meiner Zeit der Fall sein wird. Unser Ziel ist ganz klar, diese Ära Ferrari noch so lange wie möglich anhalten zu lassen.»
Spitzen-Personal für Schumacher
Rein personell haben die «Roten» die Weichen dafür zumindest bis 2004 gestellt. Neben Michael Schumacher haben alle Schlüsselfiguren wie Teamchef Jean Todt, Technikdirektor Ross Brawn, Top-Designer Rory Byrne und Motorenchef Paolo Martinelli ihre Verträge so lange verlängert. Und es ist durchaus denkbar, dass das «Flaggschiff» (Todt über Schumacher) noch ein paar Jährchen dran hängt. «Rennfahren ist meine Leidenschaft. Ich fahre, so lange es mir Spaß macht», hat der Hochgeschwindigkeits-Liebhaber mehrfach betont.
Bei Ferrari ist Michael Schumacher jedenfalls ein Cockpit auf Lebenszeit garantiert. «Du kannst für uns so lange fahren, wie du möchtest», hatte ihm Luca di Montezemolo bei der Weihnachtsfeier scherzend versprochen, «aber nach deinem 82. Geburtstag übernehme ich die Verantwortung nicht mehr.» Dann könnte «Schumi» immerhin noch ein knappes halbes Jahrhundert lang die Konkurrenz in Grund und Boden fahren.
Von Elmar Dreher, dpa