FORMEL 1 Ralf Schumacher gewinnt in Hockenheim

Dramatische Unfälle und zahllsose Ausfälle überschatteten den ersten Grand-Prix-Sieg von »Schumi II« auf heimischem Territorium. Total-Pleite bei den Silberpfeilen.

Ralf Schumacher hat beim Motor-mordenden Heimrennen auf dem Hockenheimring triumphiert. Und auch Bruder Michael hatte beim Großen Preis von Deutschland trotz Unfall und Ausfall gut Lachen: Der dreimalige Formel-1-Weltmeister überstand am Sonntag erst einen Horror-Crash wie durch ein Wunder unverletzt und schied dann im zweiten Anlauf wegen eines technischen Defektes doch aus. Wie versteinert winkte der Ferrari-Star aus Kerpen nach seinem vorzeitigen Ausstieg. Nach dem Ausfall seines einzigen Titelwidersachers David Coulthard vier Runden später hellte sich die Miene des WM-Spitzenreiters aus Kerpen schlagartig auf: Mit breitem Grinsen grüßte er seinen jubelnden Anhang, der zunächst seine roten Ferrari-Fahnen eingezogen hatte.

Michael Schumacher verteidigt WM-Führung

Michael Schumacher muss zwar weiter auf seinen ersten Erfolg mit Ferrari in Hockenheim warten und verpasste erneut die Einstellung des Fabel-Weltrekord des Franzosen Alain Prost von 51 Grand-Prix-Siegen. Aber zugleich machte er einen Riesenschritt in Richtung WM- Verteidigung: Beim nächsten Rennen am 26. August in Budapest reichen dem souveränen WM-Spitzenreiter drei Punkte mehr als McLaren-Mercedes-Konkurrent Coulthard, um vorzeitig den Titel zu verteidigen. Michael Schumacher führt nach 12 von 17 Saisonrennen weiterhin die WM-Wertung mit 84 Punkten und 37 Zählern Vorsprung vor dem Schotten Coulthard (47) an. Ralf Schumacher (41) schob sich auf Rang drei vor Barrichello (40).

Schumi II mit drittem Saison-Sieg

»Schumi II« feierte seinen dritten Saison-Triumph in vollen Zügen. Der Williams-BMW-Pilot wurde seiner Rolle als Geheimfavorit dank des leistungsstärksten Motors und der hitzebeständigen Michelin-Reifen vollauf gerecht. Er gewann den insgesamt 25. Großen Preis von Deutschland nach 45 Runden in 1:18:17,873 Stunden vor 100.000 Zuschauern im Motodrom am Ende souverän. Ferrari-Pilot Rubens Barrichello (Brasilien) belegte nach 307,125 Km mit 46,1 Sekunden Rückstand den zweiten Platz vor dem Kanadier Jacques Villeneuve im BAR-Honda.

Horror-Crash ohne ernste Folgen

Für den »großen« Schumacher begann das Heimrennen mit einem Horror-Crash, der glücklicherweise für alle Beteiligten ohne schwer wiegende Folgen blieb. Als die Ampel beim Start auf »Grün« schaltete, rollte der Trainingsvierte nur langsam weg. Der von Position 16 aus los fahrende Luciano Burti raste mit voller Beschleunigung frontal in den beinahe stehenden Ferrari. Der Brasilianer überschlug sich in seinem Prost-Acer und drehte sich um die eigene Achse. Beim Aufprall fiel er zwischen beide Arrows, ehe er in die Reifenstapel prallte. Schumacher und Burti überstanden den spektakulären Unfall wie durch ein Wunder unverletzt.

Mit Zweitwagen zum Neustart

Die Rennleitung neutralisierte das Rennen sofort und entschied Sekunden später auf Abbruch und Neustart, da Trümmerteile quer über der Strecke lagen und eine Gefahr für das Feld bedeuteten. Schumacher hatte damit Glück im Unglück: Er konnte unter dem Ohren betäubenden Jubel seiner »roten« Fangemeinde in den Ersatzwagen umsteigen und das Rennen erneut aufnehmen.

Zweiter Startversuch klappte

Der zweite Startversuch nach 25 Minuten Pause klappte problemlos: Alle kamen gut weg. Für Nick Heidfeld war der Grand-Prix allerdings nach nicht einmal einer halben Runde vorbei. Der Spanier Pedro de la Rosa nahm den Sauber-Piloten aus Mönchengladbach mit seinem Jaguar in der ersten Schikane unsanft auf die »Hörner«. Heidfeld, zuletzt zwei Mal in den Punkten, fiel damit zum fünften Mal in dieser Saison aus.

Nerven behalten

Schumacher zeigte sich von dem Schock bestens erholt: Im Motodrom überholte er noch im ersten Umlauf den Finnen Mika Häkkinen, verlor aber seinen dritten Platz fünf Runden später an seinen Teamkollegen Barrichello. Derweil baute »Pole-Man« Montoya seinen Vorsprung kontinuierlich aus: Nach einem Viertel der Distanz lag der Kolumbianer 6,7 Sekunden vor seinem blau-weißen Teamkollegen Ralf Schumacher. Barrichello wies als Dritter schon 9,6 Sekunden Rückstand auf.

Pannenserie bereinigte das Feld

Mitte des Rennens überschlugen sich die Ereignisse: Erst stand Montoya in der 22. Runde beim Reifenwechsel geschlagene 29,9 Sekunden an der Box, weil der Tankstutzen klemmte. Zwei Umläufe später blieb Michael Schumacher in der ersten Bremsschikane an dritter Position liegend urplötzlich stehen. Dann gab Montoyas BMW-Motor in der 25. Runde den Geist auf, und Coulthard passierte drei Runden später das gleiche Missgeschick. Damit war der Weg für »Schumi II« endgültig frei.

Hälfte fiel bei Hitzerennen aus

Mika Häkkinen musste im Silberpfeil als erster prominenter Pilot und Mitfavorit die Segel streichen. Nach einem technischen Defekt rollte der 32 Jahre alte Finne in der 15. Runde aus. Enttäuscht stapfte der Sieger von Silverstone nach dieser erneuten Pleite an die Box zurück. 12 der 22 Fahrer erreichten bei diesem Hitzerennen nicht die Ziellinie.

Formel 1 bleibt im Free-TV

Die Formel 1 bleibt »noch sehr, sehr lange« im Free-TV. Dies versprach Max Mosley, der Präsident des Automobil- Weltverbandes FIA, in einem Interview mit der »Bild am Sonntag« an. Die Formel 1 wird von »Hauptsponsoren und der Auto-Industrie« bezahlt. »Beiden ist daran gelegen, durch die Formel 1 im Free-TV für ihre Produkte weltweit zu werben«, erklärte der Brite.

Die Drohung der Autohersteller, eine eigene Serie als Konkurrenz zur Formel 1 gründen zu wollen, nimmt Mosley nicht auf die leichte Schulter. »Alles, was solch große Firmen unternehmen, muss man ernst nehmen. Als FIA würden wir uns neutral zwischen beiden Seiten verhalten. Aber keiner möchte zwei konkurrierende Weltmeisterschaften sehen. Ich hoffe auf Einigung.«

Pässe wieder da: Funktionäre können heim

Wenigstens nach Hause können die bestohlenen Funktionäre wieder fliegen. Nachdem im Kontrollturm auf dem Hockenheimring Mitarbeiter des Internationalen Automobil-Verbandes (FIA) beklauten worden waren, tauchten sonntags Teile des Diebesguts wieder auf. Die Pässe der Funktionäre wurden auf einem Parkplatz gefunden. Laptops, Handys und Geld fehlen weiter. Charlie Whiting, dem Technischen Delegierten der FIA, und FIA-Beobachter Herbie Blash waren bei dem Einbruch am Freitagabend 3.000 Pfund (etwa 10.000 Mark, rund 5.100 Euro) gestohlen worden.

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