Thomas Müller und Mats Hummels haben im Testspiel gegen Dänemark ihr Comeback in der Nationalelf gegeben. Beiden war die lange Pause in der Nationalmannschaft nicht anzumerken. Dennoch haben sie wie die ganze Mannschaft noch Luft nach oben.
Es war ein Abend der Rückkehrer im Innsbrucker Tivoli. Joachim Löw, Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, kennt die Stadt bestens. Von 2001 bis 2002 war er hier Coach des FC Tirol, Löw stand damals noch am Anfang seiner Trainerkarriere. Neben Löw feierten am Mittwoch beim 1:1 gegen Dänemark noch zwei andere Altgediente ein Comeback: Mats Hummels, 32, und Thomas Müller, 31, liefen erstmals seit ihrer Verbannung nach der WM 2018 wieder für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes auf.
Auf Verteidiger Hummels und Offensivkraft Müller richteten sich am Mittwoch die Blicke: Wie würden die beiden sich einfügen ins Nationalteam – so kurz vor der Europameisterschaft, die am 11. Juni beginnt? Würden sie fremdeln, weil sie fast zwei Jahre weg waren? Oder, ganz im Gegenteil: Kommen sie zurück und übernehmen gleich wieder ihre alten Chefrollen?
Für Joachim Löw lieferte das Länderspiel beruhigende Erkenntnisse: Weder Hummels noch Müller war ihre lange Nationalmannschaftspause anzumerken. Vor allem Müller nicht. Unermüdlich rackerte er hinter den Sturmspitzen Gnabry und Sané und fand nebenbei noch ausreichend Luft, seinen Nebenleuten Kommandos zuzurufen. Müller war Anführer und Wortführer zugleich – blieb aber in einigen Aktionen glücklos. So hätte der Münchener in der 14. Minute durchaus den Führungstreffer per Kopf erzielen können, vergab aber aus bester Position.
Thomas Müller: schwer zu bewerten
Müller selbst vermochte seine Leistung nach Spielende nicht einzuschätzen: "Es ist schwer jetzt zu bewerten. Ich hatte viel zu laufen, deshalb habe ich die Analyse jetzt nicht so parat.“
Trainer Löw hingegen war mit seinen zwei Rückkehrern recht zufrieden: "Beide haben ein gutes Spiel gemacht. Wie bei allen muss die Abstimmung bei ihnen noch verfeinert werden.“
Mats Hummels‘ Comeback verlief wesentlich dezenter als das von Müller. In der ersten Halbzeit dirigierte die Abwehr leise und mit viel Umsicht; er harmonierte bestens mit seinen Nebenleuten Süle und Ginter. Mitte der zweiten Hälfte ging dem Dortmunder dann zusehends die Puste aus. Das 1:0 durch Neuhaus (48.) wurde nur noch verwaltet. Ein Stellungsfehler der Defensive leitete dann auch den Ausgleich ein: Dänemarks Eriksen spielte einen scharfen, präzisen Pass in die Lücke zwischen Hummels und Süle. Yussuf Poulsen (RB Leipzig) hatte dann nur noch wenig Mühe, den Ball im Tor von Manuel Neuer zu versenken.
Florian Neuhaus ist Entdeckung des Abends
Die Entdeckung des Abends war aus deutscher Sicht der junge Gladbacher Florian Neuhaus. Er spielte gemeinsam mit Joshua Kimmich auf der Position sechs vor der Abwehr. Neuhaus, der überraschend in die Startelf gerückt war, lieferte eine starke Partie ab. Er arbeitete nicht nur als Prellbock in der Defensive, sondern wagte sich immer wieder auch nach vorn. Sein Tor zur 1:0-Führung war der verdiente Lohn für den mutigen Auftritt des 24 Jahre alten Neuhaus, auf den der FC Bayern ein Auge geworfen haben soll.
Trotz der überzeugenden Leistung droht Neuhaus, bald wieder ins zweite Glied rücken zu müssen. Beim letzten Testspiel vor der EM, am 7. Juni gegen Lettland in Düsseldorf, wird Löw wohl einige zuletzt vermisste Kräfte einbinden. Kai Havertz und Antonio Rüdiger, die unlängst mit dem FC Celsea die Champions League gewonnen haben, dürften in die Startaufstellung rücken, womöglich auch Toni Kroos (pausierte zuletzt wegen einer Corona-Erkrankung) und auch Leon Goretzka (Rekonvaleszent nach Muskelfaserriss im Oberschenkel).
Die Partie gegen Lettland wird die Generalprobe für den EM-Auftakt sein. Acht Tage später dann, am 15. Juni, wird es dann ernst für die DFB-Elf. In München muss sie sich dann mit Frankreich messen, dem aktuellen Weltmeister.