Nach wenigen Miunten setzte Bayerns Franck Ribéry auf dem Rasen der Münchner Allianz Arena ein Zeichen: Der kleine Franzose holte sein Schalker Pendant Jefferson Farfan derart robust von den Beinen, dass keine Zweifel blieben, was die Hausherren an diesem Sonntagnachmittag vorhatten. Und wenige Augenblicke später folgte das spielerische Ausrufezeichen, als Franck Ribéry und Arjen Robben eine Doppelchance vergaben. Die Botschaft war unmissverständlich: "Heute wird der Schalter umgelegt, wir schießen uns aus der Krise". Und das sollte gelingen. Angeführt von einem Franck Ribéry, der kämpferisch und vor allem spielerisch eine Galavorstellung lieferte, gewannen die Bayern gegen Schalke mit 2:0 und kletterten wieder auf den zweiten Tabellenplatz.
"Insgesamt war das eine geschlossene Mannschaftsleistung. Wir waren engagiert und hatten viele Chancen herausgespielt", meinte Trainer Jupp Heynckes nach dem erlösenden Sieg. Einziger Kritikpunkt: "Vor dem Tor hat man gemerkt, dass wir nicht so ruhig und so clever agiert haben." "Wir haben gut reagiert. Das war wichtig für den Club, für die Mannschaft", sagte Ribéry.
Es hatte gewaltig gekracht
Die Voraussetzungen für diese wegweisende Partie waren ganz unterschiedlich. Schalke ging mit breiter Brust in die Partie. Der Sieg gegen Wolfsburg am vergangenen Spieltag und der Einzug in das Achtelfinale der Europa League haben das Selbstbewusstein der Königsblauen wieder wachsen lassen. Die mentale Verfassung der Bayern vor dem Spiel war genau das Gegenteil. Die peinliche Niederlage gegen Basel in der Champions League, das Unentschieden gegen Fußball-Zwerg Freiburg, der Verlust der Tabellenführung – die Stimmung in München war in den vergangenen Tagen auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt – und es hatte gewaltig gekracht an der Säbener Straße.
Für die Bayern gab es etwas gutzumachen. Trainer Jupp Heynckes ließ Toni Kroos auf der Bank und Thomas Müller übernahm dessen Part auf der Zehnerposition. Es war nicht nur Ribéry, der sich von der ersten Sekunde zu allem entschlossen zeigte, die ganze Mannschaft wirkte hellwach, entschlossen und konzentriert. Schalke hielt zunächst mit genauso viel Einsatz dagegen und zeigte sich in den ersten Minuten keineswegs eingeschüchtert. Erst nach knapp einer Viertelstunde übernahmen die Bayern endgültig das Kommando. Thomas Müller hatte die zweite Torchance (18.), zielte aber nicht genau genug.
Der Wille, es sich selbst zu beweisen
Die Bayern waren jetzt endlich Herr im Haus. Müller, Robben und Ribéry wechselten häufig die Positionen und zeigten die Qualitäten, die sie in den vergangenen Wochen so schmerzlich vermissen ließen. Laufbereitschaft, Aggressivität und vor allem: den Willen, es sich selbst und dem Rest der Republik zu beweisen, dass die Krise abgehakt ist und sich ein FC Bayern jederzeit am eigenen Schopf aus der Misere befreien kann. Wenn sie nur wollen.
Von der robusten Gegenwehr der Schalker ließen sich die Bayern erst gar nicht beeindrucken. Stattdessen rollte die Kombinationsmaschine heiß. Nach einer halben Stunde brachte das Zusammenspiel zwischen Ribéry, Müller und Robben noch keinen Ertrag, als der niederländische Angreifer den Ball nur knapp verfehlte. Fünf Minuten später war es soweit. Die Schalker waren aufgerückt, Luiz Gustavo eroberte mit viel Köpereinsatz den Ball und spielte einen langen Pass auf den gestarteten Ribéry. Der Franzose hob den Ball im vollen Lauf über den heraus geeilten Schalker Torwart Timo Hildebrandt und schob zur Führung ein. Danach setzte der Franzose zu einem entfesselten Jubellauf an, seine Gesichtzüge entglitten ihm geradezu und seine Mitspieler bekamen ihn nicht zu fassen. Ribéry hatte nicht anderes vor, als Jupp Heynckes abzuklatschen, der dem Franzosen zuvor ein kleines Zeichen gegeben hatte. Auch das war wieder eine Botschaft: Seht her, der angeblich verweigerte Handschlag mit Heynckes nach der Auswechslung gegen Basel ist vergessen. Heute stehen andere Dinge im Vordergrund. Vor dem Pausenpfiff mussten sich die Gastgeber aber erst einmal bei Keeper Manuel Neuer bedanken, der einen Schuss von Christian Fuchs über das Tor lenkte (44.).
Schalke ergibt sich in sein Schicksal
Die zweite Halbzeit begann noch einmal mit zwei großen Chancen auf beiden Seiten. Holger Badstuber setzte einen Kopfball an die Querlatte, im Gegenzug hätte Joel Matip fast den Ausgleich erzielt (47.). Doch Ribéry setzte seinen energetischen Auftritt fort und wirbelte die Schalker Abwehr fast im Alleingang durcheinander. Mario Gomez konnte Ribérys brillante Vorlage nicht verwerten, deshalb besorgte Ribéry den zweiten Treffer auch noch selbst (55.). Nach einem Doppelpass mit Müller ließ er Papadopoulos im Strafraum stehen und traf zum 2:0-Endstand. Es war Ribérys fünfter Doppelpack in der Bundesliga. Danach ergaben sich die Schalker ihrem Schicksal. Im Angriff brachten sie nichts zustande. Von Klaas-Jan Huntelaar und Raúl war nichts zu sehen. Die Bayern vergaben noch leichtfertig Chancen für einen noch höheren Sieg.
Die Krise werden die Bayern aber erst endgültig überwunden haben, wenn sie gegen Basel den Einzug in das Viertelfinale der Champions League schaffen. Bis zum Rückspiel sind es zweieinhalb Wochen.