Der VfB Stuttgart geht als Tabellenführer der Fußball-Bundesliga ins Saisonfinale am kommenden Wochenende und ist damit Topfavorit auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft. Die Schwaben gewannen am Samstag beim VfL Bochum mit 3:2 und verdrängten den FC Schalke 04 von der Tabellenspitze. Für die "Königsblauen" könnte es nach der bitteren 0:2-Niederlage im Revier-Derby gegen den Erzrivalen Borussia Dortmund ein neues Titel-Trauma geben. Die Schalker büßten ihre seit dem 20. Spieltag behauptete Führungsposition ein und liegen nun zwei Zähler hinter dem VfB zurück. Keine Chance mehr auf den Titelgewinn hat der SV Werder Bremen, den nach der überraschenden 1:2-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt bereits vier Punkte von Platz eins trennen.
Der VfB Stuttgart hat alle Trümpfe für den Gewinn seiner fünften deutschen Meisterschaft in der Hand: Damit zeichnet sich eine Parallele zur Spielzeit 1991/92 ab. Damals setzten sich die Schwaben ganz am Ende an die Spitze und feierten ihren vierten Titel. Stuttgart erwartet am kommenden Samstag Energie Cottbus, der entthronte Spitzenreiter Schalke spielt zu Hause gegen Arminia Bielefeld.
Überragendes Comeback von Mario Gomez
Der nach zweimonatiger Verletzungspause eingewechselte Mario Gomez wurde für den VfB in Bochum zum Glücksbringer. Der Nationalspieler traf in der 61. Minute zum 2:2 und leitete damit den siebten Sieg der Stuttgarter in Serie ein, den der überragend spielende Cacau (71.) sicherstellte. Mit einer Weltklasse-Parade hielt Keeper Timo Hildebtrand den Sieg der Schwaben in der 87. Minute fest. Nach einem Schuss des Bochumers Epalle grätsche Christoph Dabrowski in den Ball - eine hundertprozentige Torchance. Aber Hildebrand warf sich dazwischen und bejubelte seine Parade wie ein Tor. Bis zur Pause hatten die Westdeutschen durch Tore von Oliver Schröder (4.) und Marcel Maltritz (42.) zwei Mal in Führung gelegen. Thomas Hitzlsperger war das 1:1 für den VfB gelungen.
"Das ist ein toller Tag für uns. Wir haben einen richtigen Lauf und sind auf einem guten Weg, aber wir müssen vorsichtig sein", warnte Torschütze Hitzlsperger. "Für diese tolle Leistung der Mannschaft fehlen mir die Worte", befand VfB-Manager Horst Heldt.
Tränen im Gästeblock
20 Kilometer weiter östlich im Dortmunder Signal Iduna Park dürfte der Schalker Traum von der ersten Meisterschaft seit 49 Jahren geplatzt sein. Alexander Frei (44.) mit seinem 16. Saisontreffer und Ebi Smolarek (85.) beendeten die seit 1998 bestehende schwarze Heimserie der Dortmunder gegen den Revierrivalen und stürzten Schalke in ein Tal der Tränen. Zum Entsetzen der vielen Schalker Fans im mit 80 708 ausverkauften ehemaligen Westfalen-Stadion schaffte es das Team von Trainer Mirko Slomka nicht, das Spiel in der zweiten Halbzeit zu drehen. Die Schalker waren überlegen und kamen zu guten Torchancen, aber die Borussen-Abwehr mit Christian Wörns und Markus Brzenska stand sicher.
Wie schon vor sechs Jahren flossen im Zuschauerblock der Gäste nach dem Schlusspfiff Tränen. Auch Trainer Mirko Slomka stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Sein erstes Statement klang wie eine Kapitulationserklärung: "Es fällt schwer. daran zu glauben, dass es mit der Meisterschaft noch klappen kann. Es tut mit unheimlich Leid für diese Supertruppe. Wir haben so hart gearbeitet und hatten ein gemeinsames Ziel."
Bremen mit hängenden Köpfen
Bremen verspielte seine Meisterschaftschancen gegen eine unbeschwert aufspielende Frankfurter Eintracht. Ein Eigentor von Naldo (69.) besiegelte den Titel-K.o. des SV Werder, nachdem Aaron Hunt (34.) die Führung der Hessen durch Ioannis Amanatidis (13.) noch einmal ausgeglichen hatte. Nach der Niederlage schlichen die Bremer mit hängenden Köpfen vom Platz, während die Eintracht-Spieler ihre vorzeitige Rettung feierten. "Wir haben es nicht geschafft, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollten etwas Besonderes abliefern, aber wir konnten den Anforderungen nicht gerecht werden", sagte Werder-Trainer Thomas Schaaf nach der schwachen Leistung. Zwar begannen die Bremer flott, entwickelten aber zu wenig Durchsetzungsfähigkeit. Gegen die tief stehenden Frankfurter stockte das Kombinationsspiel, war die Laufbereitschaft nicht groß genug. "Wir müssen die Heimstärke wiedergewinnen, um höhere Ziele anzustreben", sagte Werder-Manager Klaus Allofs.
Der FSV Mainz 05 und Alemannia Aachen werden Borussia Mönchengladbach wohl als Absteiger in die 2. Liga begleiten müssen. Zwar gewannen die Mainzer gegen Schlusslicht Gladbach mit 3:0, doch dürfte dieser Erfolg nicht reichen, um sich ein weiteres Jahr die Erstliga-Zugehörigkeit zu sichern. Mohamed Zidan (32./Foulelfmeter), Petr Ruman (45.) und Markus Feulner (72.) trafen für die 05er, die drei Punkte vom rettenden Ufer entfernt sind und am letzten Spieltag beim FC Bayern München antreten müssen.
Aachen ist so gut wie abgestiegen
Alemannia Aachen verpasste mit dem 2:2 gegen den VfL Wolfsburg wohl seine letzte Chance auf den Klassenverbleib. Zwar ging der Tabellen-16. durch Matthias Lehmann (65./Handelfmeter) und Szilard Nemeth (68.) 2:0 in Führung, doch dann wendeten die Niedersachsen mit Toren von Christopher Lamprecht (81.) und Diego Klimowicz (85.) im Endspurt das Blatt. Bei drei Punkten Rückstand auf Wolfsburg und der um 14 Treffer schlechteren Tordifferenz ist Aachen nur theoretisch zu retten.
Mit dem 3:2 bei Hertha BSC sicherte sich Bayer Leverkusen am vorletzten Spieltag die Teilnahme am Uefa-Pokal. Jan-Ingwer Callsen- Bracker (13.), Andrej Woronin (34.) und Bernd Schneider (64./Foulelfmeter) trafen bei Gegentoren von Marko Pantelic (32.) und Christian Gimenez (51.) für die Werksmannschaft, die Platz fünf eroberte. Dagegen verspielte Hannover 96 seine Chance auf die direkte Qualifikation für den internationalen Wettbewerb durch das 1:3 bei Arminia Bielefeld. Artur Wichniarek (22.), Jörg Böhme (32.) und Rudi Vata (65.) stellten den Erfolg für die seit einer Woche geretteten Ostwestfalen sicher. Jan Rosenthals Tor (31.) war für 96 zu wenig.
Bayern stoppen Talfahrt
Der 1. FC Nürnberg setzte seinen Negativtrend der letzten Wochen mit dem 0:2 gegen den Hamburger SV fort und kassierte die erste Heimniederlage seit zehn Spielen. Rafael van der Vaart (39.) und David Jarolim (41.) versetzten dem "Club" zwei Wochen vor dem Pokal-Finale einen erneuten Dämpfer. Dagegen stoppte Bayern München seine Talfahrt mit dem 3:0 bei Energie Cottbus. Roy Makaay (33./Foulelfmeter), Daniel van Buyten (35.) und Roque Santa Cruz (61.) stellten den ersten Erfolg des Rekordmeisters nach drei sieglosen Spielen sicher.