Thomas Tuchel flüchtete nach dem schweren Bayern-Patzer bei der vorletzten Meisterprüfung in die Katakomben und ließ seine ebenfalls geschockten Spieler allein auf dem Rasen zurück. Der FC Bayern München hat Borussia Dortmund die Meistertür mit einem 1:3 (1:0) gegen den DFB-Pokalfinalisten RB Leipzig ganz weit aufgemacht.
"Abgezockt sieht anders aus", sagte Bayern-Kapitän Thomas Müller bei Sky. "Wir haben RB mit eigenen Fehlern eingeladen. Drei Tore nach einem Eckball für uns und zwei Elfmeter sprechen für sich. Wir müssen jetzt schauen, diesen Nackenschlag wegzustecken. Jetzt will ich erst mal sehen, dass Dortmund beide Spiele gewinnt." Die Titelchance sei weiterhin da. "Wir müssen jetzt in der kommenden Woche zusammenstehen." Dann geht's nach Köln.
Thomas Tuchel hat keine Erklärung
"Ich habe keine Erklärung, wie so etwas passieren kann. Wir kommen aus einer guten Phase. Ich sehe die Mannschaft trainieren, sehe die Energie, sehe den Spirit, die Qualität im Training", sagte Tuchel nach Abpfiff dem TV-Sender Sky. "Wenn du soweit unter deinem eigenen Level spielst, und das Level konstant sinkt, tust du dich schwer, Spiele zu gewinnen", ergänzte Tuchel und sah die Schuld komplett bei seiner Mannschaft: "Was RB spielt, ist ok. Es hat komplett mit uns zu tun. Wir haben dieses Spiel verloren durch unser Verhalten. Wenn wir verlieren, will ich gegen eine bessere Mannschaft verlieren."
Tuchel prangerte das Verhalten der Spieler wie beim ersten Gegentreffer an. "Wenn du in New York über die Straße gehst, gehst du anders als wenn du in Bogenhausen über die Straße gehst. Wenn du ohne zu gucken gehst, wirst du überfahren", so Tuchel. Das Dortmunder Spiel werde er sich "bestimmt nicht" anschauen. "Ich hätte es mir auch nicht angeschaut, wenn wir gewonnen hätten", so Tuchel.
FC Bayern München fürchtet um Meisterschaft
Die Münchner Serienmeister müssen nach der ersten Bundesliga-Heimniederlage seit Januar 2022 fürchten, dass der einen Punkt zurückliegende BVB am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) mit einem Erfolg beim FC Augsburg an ihnen vorbeizieht. Die erste titellose Saison seit 2012 könnte mit heftigen Turbulenzen im Verein nun zur Realität werden - mit Konsequenzen bis hinauf in die Vereinsführung. Vorstandschef Oliver Kahn und Co. saßen am Samstagabend konsterniert auf der Tribüne der ausverkauften Allianz Arena.
Entsprechend fassungslos hat Kahn auf die Heimniederlage reagiert. Trotzdem gab sich der Vorstandsvorsitzende noch kämpferisch hinsichtlich des Ausgangs im Titelduell mit Borussia Dortmund. "Mein Glaube ist immer da. Ich werde den Teufel tun und hier irgendwas abschenken", sagte Kahn in der Allianz Arena.
"Es ist bitter. Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand. Aber noch ist es nicht vorbei. Es ist vorbei, wenn der Schiedsrichter unser Spiel am kommenden Samstag in Köln abgepfiffen hat", sagte Vorstandschef Kahn. "Ich bin erstmal enttäuscht über das, was ich hier heute gesehen habe." Nach der Pausenführung habe man sich "nicht intelligent angestellt".
Hertha BSC Berlin steigt ab
Hertha BSC steht als erster Bundesliga-Absteiger der Saison fest. Die Berliner kamen im Heimspiel am vorletzten Spieltag gegen den VfL Bochum nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus und können den Klassenerhalt auch rechnerisch nicht mehr erreichen. Für Hertha ist es der siebte Abstieg in der Geschichte der Fußball-Bundesliga.
Für Bochum ist der Punktgewinn ein weiterer kleiner Schritt Richtung Klassenerhalt, zumal der FC Schalke 04 im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt nicht über ein 2:2 (1:1) hinauskam. Die Königsblauen können am Sonntag auf einen Abstiegsplatz zurückfallen. Vorausgesetzt ist ein Sieg des VfB Stuttgart beim FSV Mainz 05. Die TSG 1899 Hoffenheim machte derweil durch ein 4:2 (2:1) gegen Union Berlin den Klassenerhalt ebenso perfekt wie Aufsteiger Werder Bremen dank des 1:1 (0:1) gegen den 1. FC Köln.
FC Schalke 04 schöpft Hoffnung
Schalke erwischte einen herausragenden Start und ging durch Simon Terodde, der vor seinem letzten Heimspiel für die Königsblauen nicht verabschiedet worden war, nach weniger als einer Minute in Führung. Ein Torwartfehler von Schalkes Schlussmann Alexander Schwolow ermöglichte Daichi Kamada (21.) den Frankfurter Ausgleich, in der zweiten Halbzeit traf Tuta (59.) zum 2:1 für die Eintracht. Der eingewechselte Sebastian Polter (85.) erzielte das 2:2.
In Hoffenheim trafen Ihlas Bebou (23.) und Andrej Kramaric (36./Foulelfmeter) für die Gastgeber. Danilho Doekhi (45.+4) traf per Kopf kurz vor der Halbzeit zum Anschlusstor für Union. Kramarics zweites Tor (90.) entschied die Partie endgültig, auch wenn Aissa Laidouni (90.+5) nochmal verkürzte. Munas Dabbur (90.+9) stellte den Endstand her.
Bei den Bremern kehrte Nationalstürmer Niclas Füllkrug nach fünf verpassten Partien wegen Wadenproblemen auf Anhieb in die Startelf zurück. Doch das erste Tor erzielte der Kölner Steffen Tigges (36.), Romano Schmid (73.) gelang der Ausgleich für Werder.