Verlieren verboten: Drei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde in der Fußball-Bundesliga werden sowohl im Kampf um die Herbstmeisterschaft als auch im Tabellenkeller wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Fast die halbe Liga fürchtet sich vor dem Überwintern auf einem Abstiegsrang. Trotz der Treueschwüre der Vereinsführungen droht zahlreichen Trainern eine wenig beschauliche Adventszeit, sollte sich der Abwärtstrend bis Weihnachten fortsetzen. Ein schwerer Gang steht am Samstag vor allem Jupp Heynckes mit Borussia Mönchengladbach zu seinem ehemaligen Club Bayern München bevor. Ausgerechnet beim Titelverteidiger wollen die nur noch einen Punkt von den Abstiegsrängen entfernten Gladbacher ihre Talfahrt stoppen.
"Wir müssen nach vorne spielen. Bei den Bayern darf man sich nicht verstecken", sagte Heynckes, der seiner jungen Elf die Angst vor dem scheinbar übermächtigen Rivalen nehmen will: "Wir können in München punkten, andere Teams wie Hannover haben das auch geschafft." Ob es für Heynckes ein freudiges Wiedersehen mit den Bayern wird und der drohende Sturz auf einen Abstiegsrang vermieden werden kann, hängt aber entscheidend vom Gegner ab.
Gebeutelter HSV muss siegen
Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge forderte, den positiven Trend fortzusetzen. Der Druck auf Spitzenreiter FC Schalke 04, der am Sonntag beim 1. FC Nürnberg seine Position verteidigen will, soll verschärft werden. "Ein Sieg ist quasi Pflicht. Ich habe die Herbstmeisterschaft noch nicht abgeschrieben", sagte Rummenigge. Auch Trainer Felix Magath ist nach drei Siegen in Serie optimistisch, zumal Lucio in die Startelf zurückkehrt und sich das Sturmduo Roy Makaay/Claudio Pizarro zuletzt als treffsicher erwies. "Bei uns läuft alles rund. Unser Ziel ist es, bis zur Winterpause ganz nach oben zu kommen", sagte Magath.
Einen Kampf auf Biegen und Brechen verspricht das Kellerduell zwischen dem Aufsteiger VfL Bochum (Tabellen-16.) und dem Hamburger SV (17.). Nach 22 Pflichtspielen mit nur einem Sieg ist für den HSV und den gebeutelten Trainer Thomas Doll ein Befreiungsschlag überlebenswichtig. "Alles andere als neun Punkte aus den letzten drei Spielen gegen Bochum, Nürnberg und Aachen ist nicht in unserem Sinne", stellte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer klar. Im Gegensatz zu Doll, der ein halbes Dutzend Spieler ersetzen muss, hat VfL-Coach Marcel Koller keine Personalsorgen. Und das Ziel ist dasselbe: "Wir wollen bis zur Winterpause so punkten, dass wir über dem Strich stehen", sagte der Schweizer.
Barcelona aus den Köpfen verbannen
Alles andere als stressfrei ist die Lage auch für Bert van Marwijk (Borussia Dortmund) und Michael Skibbe (Bayer Leverkusen). Beide Clubs drohen ihre erklärten Saisonziele, die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb, im Fall einer weiteren Niederlage frühzeitig aus den Augen zu verlieren. Dabei ist Bayers Aufgabe drei Tage nach dem enttäuschenden Uefa-Cup-Auftritt in Bukarest (1:2) bei der heimstarken Arminia aus Bielefeld nicht weniger schwierig als die des BVB gegen die Defensivkünstler des VfL Wolfsburg. Die schwache Heimbilanz mit nur einem Sieg in sieben Spielen bereitet nicht nur Hans-Joachim Watzke große Pein. "Ein Club wie wir definiert sich vor allem über die Spiele vor den eigenen Fans", so der BVB- Geschäftsführer.
Vor dem Spitzenspiel bei Werder Bremen bangt Hertha BSC um seinen Toptorjäger Marko Pantelic. Der Einsatz des mit neun Saisontoren erfolgreichsten Bundesliga-Schützen (Oberschenkelprobleme) ist fraglich. "Ich habe Schmerzen und schleppe mich seit Wochen durch", sagte er. Nach Heimniederlagen gegen Hertha in den beiden vergangenen Jahren haben die Bremer noch was gutzumachen. Daher mahnt Trainer Thomas Schaaf seine Profis, das anstehende Highlight in der Champions League beim FC Barcelona aus den Köpfen zu verbannen: "Wir konzentrieren uns voll auf die Partie gegen Hertha."
DPA/kbe