Die Fußballwelt ist um ein Traumpaar reicher: Bibiana Steinhaus, erste Schiedsrichterin im deutschen Profi-Fußball der Männer, und die inzwischen zurückgetretenen Referee-Legende Howard Webb sind ein Paar. "Ja, wir sind glücklich liiert", bestätigte Steinhaus der "Bild". Er soll aus England zu ihr gezogen sein. Von seiner Frau, mit der er drei Kinder hat, sei er schon länger getrennt. Im September besuchten Webb und Steinhaus zusammen ein Zweitliga-Spiel in Hannover. Kennen- und liebengelernt haben haben sie sich offenbar auf einem Schiedsrichterlehrgang. Die Leidenschaft zum Fußball ist nicht das einzige, das beide verbindet: Der 45-Jährige war jahrelang Polizist, ehe er Profi-Schiedsrichter wurde. Die 37-Jährige ist hauptberuflich Kommissarin.
Beide haben als Schiedsrichter viel erreicht. Webb war 2010 und 2013 Weltschiedsrichter, pfiff das WM-Finale zwischen Spanien und den Niederlanden 2010. Steinhaus wurde 2013 und 2014 zur Weltschiedsricherin gewählt und leitete das WM-Finale der Frauen 2011 sowie das Olympia-Finale der Frauen 2012. Im Gegensatz zu Webb bleibt der Deutschen die ganz große Fußball-Bühne allerdings noch verwehrt. Seit 2007 wird sie in der zweiten Bundesliga eingesetzt, Spiele im Oberhaus darf sie aber nicht pfeifen. Dort wird sie lediglich als vierte Offizielle an der Linie eingesetzt.
Schiedsrichter-Ausschuss lässt Bibiana Steinhaus nicht aufsteigen
Schiri-Obmann Herbert Fandel und sein Ausschuss verweigern ihr Jahr für Jahr den Aufstieg in die erste Liga. Immer wieder wurden Stimmen laut, dass sie benachteiligt werde, weil der DFB Angst habe, eine Frau in der ersten Bundesliga pfeifen zu lassen. Fandel wischt das regelmäßig beiseite: "Es sind exakt die Schiedsrichter aufgestiegen, die über Jahre hinweg die besten und konstantesten Leistungen gebracht haben. Es gibt keine Sonderregelungen, das einzig gültige Kriterium ist die konstante Leistungsfähigkeit über mehrere Spielzeiten und dies war bei Frau Steinhaus in den letzten Jahren nicht der Fall", sagte er im Sommer dem "Kicker". Das ist insofern skurril, da Fandel 2012 noch vollmundig behauptete: "Bibiana Steinhaus ist die beste Schiedsrichterin der Welt. Das sage ich überall, wo ich es loswerden kann. Das sieht aber auch jeder, der von Fußball Ahnung hat." Offensichtlich ist also die beste Schiedsrichterin der Welt nicht gut genug für die Bundesliga.
Schiedsrichter werden von Beobachtern aus Reihen des DFB bewertet, oft sind es ehemalige Schiri-Größen. Die internen Noten entscheiden am Ende über Auf- und Abstieg der Unparteiischen. Das System ist aber nicht transparent. Kritiker werfen dem Schiedsrichter-Ausschuss Günstlingswirtschaft vor.
Steinhaus als vierte Offizielle im Einsatz
Auch wenn Steinhaus "nicht zu den Besten der vergangenen Jahre zählt", als vierte Offizielle darf sie regelmäßig ran. So auch am vergangenen Freitag in Hamburg, als der HSV mit 0:3 gegen Eintracht Frankfurt verlor. Als 2014 Pep Guardiola nach einem seiner Ausraster Steinhaus versöhnlich den Arm um die Schulter legen will, stößt sie ihn souverän zurück. Den Umgang mit hochemotionalen Trainern, die sich bei jeder strittigen Szene bei ihr beschweren, traut man ihr also seit Jahren zu. Ein Spiel auf dem Platz zu leiten, eben nicht.
Zumindest bei den Fußball-Fans genießt Steinhaus eine für ihr Handwerk überraschende Sympathie. So gibt es in der zweiten Liga oft "Bibi, Bibi"-Sprechchöre, wenn die Blondine eine Partie pfeift. Auch ein Video mit ihr aus dem Jahr 2010 erfreut sich im Netz großer Beliebtheit. Damals wollte Berlin-Kicker Peter Niemeyer ihr eigentlich nur einen Klaps auf die Schulter geben, erwischte allerdings ihre Brust. Entspannt lächelte Steinhaus den versehentlichen "Grapscher" weg.
Ihre neue Liebe Howard Webb war für seine besondere Präsenz auf dem Platz bekannt. Resolut ging er stets mit meckernden Profis um, verteilte Gelbe Karten für Spieler, die Gelbe Karten für andere forderten. So verschaffte er sich Respekt. Vielleicht hat er ja auch ein paar gute Tipps für Steinhaus parat, die ihr helfen, den DFB zu überzeugen.
