Das neuartige Coronavirus ist in Deutschland angekommen. Dennoch sollen am Wochenende die Spiele in der Fußball-Bundesliga und in der kommenden Woche auch das Viertelfinale im DFB-Pokal weitgehend wie geplant stattfinden. Die am Sonntag angesetzte Partie zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen wurde zwar abgesagt, allerdings aus anderen Gründen. Hintergrund ist dort die wegen einer Orkanwarnung von Donnerstag auf Freitag verschobene Europa-League-Partie zwischen der Eintracht und RB Salzburg.
Doch was passiert, wenn sich das Virus schnell ausbreitet? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Welche Maßnahmen haben die Klubs und die Dachorganisationen des Fußballs bereits ergriffen?
Konkrete Maßnahmen gibt es bislang nicht. Die DFL und der DFB stehen aber in Kontakt mit dem Bundesgesundheitsministerium. Nach Ansicht von Tim Meyer, Nationalmannschaftsarzt und Chef der Medizinischen Kommission des Deutschen Fußball-Bundes, müsse sich der Fußball aber wappnen und vorbereiten, "damit wir von der Spitze bis an die Basis eventuelle Maßnahmen schnell und kompetent umgesetzt bekommen".
Der Bundesligist SC Freiburg verzichtet aus Sorge vor Infektionen derzeit vermehrt auf die üblichen Begrüßungsformeln.
Zwar gebe es insgesamt keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen, sagte Trainer Christian Streich am Donnerstag. "Außer, dass wir uns nicht die ganze Zeit die Hand geben, sondern uns eher an die Kleider klopfen", sagte der 54-Jährige. "Aber sich gar nicht mehr zu berühren, ist auch nichts, schon gar nicht in Phasen, wo nicht alles so ideal läuft, sonst werden die Abstände zu groß."
Desinfektionsmittel in der Kabine gebe es ohnehin schon lange, damit sich jeder die Hände desinfizieren könne und beim Bundesligisten keine Grippewelle entstehe. "Dass der Coronavirus hier her kommt, war eh klar, wir sind ja schon fast Norditalien", sagte Streich.
RB Leipzig hat Reisestopps für Spieler, Scouts und weitere Mitarbeiter verhängt. "Aktuell wurden alle Reisen storniert. Außerdem haben wir die Führungen hier stark eingegrenzt und stehen in engem Austausch mit der DFL und den Gesundheitsbehörden", sagte Trainer Julian Nagelsmann am Freitag auf einer Pressekonferenz. Beim Spiel gegen Bayer Leverkusen am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) werden im Stadion zusätzliche Desinfektionsmittelspender aufgestellt.
Wer darf ein Spiel absagen?
Im Falle einer Gefährdung von Spielern und Zuschauern können nur die lokalen Gesundheitsbehörden ein Spiel absagen, weil dabei neben Aspekten der Infektionsvorbeugung auch solche des gesamten öffentlichen Lebens zu berücksichtigen sind. "Da ist der Fußball nur ein Teilbereich", sagte Meyer in einem auf der DFB-Homepage veröffentlichten Interview. Eine Spielabsage würde aber in enger Abstimmung mit den betroffenen Vereinen sowie der DFL oder dem DFB erfolgen. Die beiden Dachorganisationen sind allerdings nicht berechtigt, eine Partie abzusagen, weil sie nicht als Veranstalter fungieren.
Wie kurzfristig kann ein Spiel abgesagt werden?
Das kann bis zur Öffnung der Stadiontore wenige Stunden vor dem Anpfiff geschehen, wie die jüngsten Beispiele gezeigt haben. Sowohl das Bundesligaspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am 9. Februar als auch die Europa-League-Partie von Eintracht Frankfurt bei RB Salzburg am Donnerstag wurden wegen Sturmwarnungen jeweils am geplanten Spieltag abgesagt.
Was würden Absagen und Verlegungen mit Blick auf den Bundesliga-Spielplan bedeuten?
Es würde ein Terminchaos drohen, denn Ausweichtermine sind in der Schlussphase einer Saison rar. Besonders eng würde es werden, wenn Vereine beteiligt wären, die noch im DFB-Pokal und den Europapokal-Wettbewerben mitmischen. Das sind Bayern München in der Champions League und Bayer Leverkusen sowie wahrscheinlich Eintracht Frankfurt in der Europa League.
Falls es ein Geisterspiel gibt – wer darf dabei sein?
Zuerst: Auch ein Spiel ohne Zuschauer – für DFB-Arzt Meyer "sicherlich eine Überlegung, die infrage kommt" – kann nur von den lokalen Gesundheitsbehörden angeordnet werden. Das ist auch im Sinne von DFL und DFB, denn eine solche Entscheidung würde den gastgebenden Verein praktisch das Heimrecht kosten und diesen zugleich um Einnahmen aus dem Ticketverkauf bringen. Sollte es dazu kommen, würden neben den beteiligten Mannschaften noch Betreuer, Balljungen, Stadionpersonal und Journalisten im Stadion dabei sein.
Wer entschädigt die Fans?
Solche Forderungen müssten sich an die betroffenen Vereine als Veranstalter der Spiele richten.