So lief der Spieltag
Aufreger des Spieltages
Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann hat sich nach der unerwarteten 0:2-Niederlage von RB in Frankfurt als großer Metaphoriker gezeigt."Wir sind vielleicht kurz vor dem Gipfel, und die Frage, die wir uns stellen müssen, wollen wir zum Gipfelkreuz oder wollen wir da parken und ein bisschen was essen und ein bisschen was trinken und dann wieder runter gehen. Dann ist es vielleicht auch schön, dann sind wir irgendwann unter den ersten Vier vielleicht, wenn es gut läuft, und hatten eine ganz ordentliche Aussicht, oder wollen wir eine ganz gute Aussicht und ein bisschen mehr erreichen", ätzte er in einem ausladenden Sprachbild über seine Mannschaft.
Nagelsmann war sichtlich angefressen von dem, was sein Team in den 90 Minuten zuvor auf dem Rasen gezeigt hatte. Die Ursache für die miese Leistung lag für den jungen Trainer offen zu Tage: Es ist die mangelnde Einstellung seiner Spieler ("unter dem Gipfel parken, essen und trinken"). Was er damit genau meinte, sagte er auch. Sie müssten ihre "Trainingszeit" besser nutzen, dürften nicht so "unengagiert sein" und müssten "brennen", sonst wird das nichts mit dem Titel. Die verbale Prügel für seine Mannschaft gipfelte in der Erkenntnis: "Wir sind nicht auf einen Niveau mit Bayern München, auch nicht mit Dortmund, dass muss jeder verstehen."
Gewinner des Spieltages
Ob Nagelsmann recht behält, wird sich zeigen. Die Bayern haben seine Aussage an diesem Spieltag auf jeden Fall bestätigt. Nach dem 4:0-Sieg über Hertha folgte nun das 5:0 über Schalke – das ist durchaus eine Ansage. Wer gedacht hätte, die zuletzt starken Schalker würden mithalten können, sah sich schwer enttäuscht. Die Königsblauen waren in der Münchener Arena sichtlich überfordert und wurden von aggressiven Bayern abgekocht, wie man so schön sagt. Der Rekordmeister ist mit dem Sieg auf den zweiten Tabellenplatz geklettert und liegt nur ein mickriges Pünktchen hinter Tabellenführer Leipzig.
Ja, es ist richtig, die ersten vier Teams liegen eng beieinander und es scheint so etwas wie Spannung im Meisterkampf aufzukommen, aber glaubt irgendjemand ernsthaft, dass die Konkurrenz eine Chance auf den Titel hat? Der BVB zeigt trotz seines neuen Wunderstürmers Haaland immer wieder eklatante Schwächen in der Defensive. Borussia Mönchengladbach hält zwar mit, ist aber kein ernsthafter Titelkandidat. Und Leipzig hat ein Problem mit der Einstellung, siehe oben. So etwas kennen die Bayern gar nicht. Zugegeben, unter Trainer Niko Kovac haperte es auch manchmal mit der Motivation, aber seit Hansi Flick das Training leitet, spielt der Rekordmeister konstanter und hat sein Selbstverständnis wieder gewonnen. Und den besten Kader haben sie sowieso. Es ist zu befürchten, dass die Bayern auch in dieser Saison die Rivalen aus Dortmund, Leipzig und Gladbach kühl auf die Plätze verweisen werden.

Verlierer des Spieltages
Um Werder Bremen sollte man sich langsam Sorgen machen. Nach dem Sieg gegen Düsseldorf zum Rückrunden-Auftakt hatten sie an der Weser gehofft, dass es weiter aufwärts geht – aber das war eine Illusion. Gegen Hoffenheim kassierte Werder die sechste Heimpleite der Saison (0:3) und steht weiterhin auf dem Relegationsplatz. Die ersten beiden Tore legten sich die Bremer in Slapstick-Manier selbst rein und in der Offensive waren sie komplett harmlos, obwohl sie durchaus engagiert spielten und verbissen kämpften. Grundsätzlich gilt für das Team von Trainer Flrorian Kohfeldt die alte Fußball-Weisheit des großen Weltmeisters Andreas Brehme: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß." Präziser kann man es nicht ausdrücken.
Diese Tor sollten sie (nochmal) sehen
Es war einfach ein schönes Ding. Frankurts Almamy Touré zimmerte den Ball per Direktabnahme aus siebzehn Metern in den Winkel und leitete damit die Niederlage von RB Leipzig ein (0:2). Frankfurt feierte damit den zweiten Sieg in Folge und kletterte wieder in der Tabelle.
Bild des Tages

Die Bayern-Ultras zeigten vor dem Spiel gegen Schalke eine Choreo, in der es nur indirekt um Fußball ging. Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Auschwitz-Befreiung entrollten sie ein riesiges Banner mit der Aufschrift "Gegen das Vergessen". In der Mitte prangte das Schwarz-Weiß-Porträt von Hugo Railing, einem jüdischen Bayern-Mitglied, das 1942 von den Nazis im Konzentrationslager Soribor ermordet worden war.