Champions League Champions League-Halbfinale zwischen Real Madrid und Bayern München

Real Madrids Offensivpower, rund 81.000 fanatische Fans und dann auch noch der Geist des legendären Juanito - auf den FC Bayern wartet ein einschüchterndes Ambiente. Doch Bangemachen gilt nicht, wenn Gomez, Ribéry, Robben und Co. durch die Halbfinal-Hölle ins Final-Paradies in der Allianz Arena einziehen wollen.

José Mourinhos persönlicher Pressesprecher Eladio Parames wählte vor dem Champions League-Halbfinalrückspiel zwischen Real Madrid und Bayern München wieder einmal martialische Worte. Nicht weniger als die "Hölle" werde die Münchner im Estadio Bernabeu erwarten. Die Hölle und natürlich der Geist des legendären, viel zu früh verstorbenen, aber noch heute kultisch verehrten Juanito.

Denn den beschwören die Fans auf der Südkurve ohnehin in jeder siebten Minute eines Heimspiels mit Sprechchören und auch dann, wenn ihre Mannschaft Rückstände drehen muss. Juanito, der 1992 bei einem Autounfall ums Leben kam, war als Spieler der personifizierte Kampf- und Einsatzwille. Einer der nie aufgab, manchmal allerdings auch über das Ziel hinaus schoss, wie 1987, als dem am Boden liegenden Lothar Matthäus fast den Kiefer durchtrat.

Doch Kampf ist von Real nach der 1:2-Hinspielniederlage in München gefordert. Kein Wunder, dass Marca ein Zitat Juanitos bemühte, um den Münchnern klar zu machen, was für ein heißer Kampf sie erwarten wird. "90 Minuten im Bernabéu sind sehr lang", titelte Spaniens größte Sportzeitschrift. Juanito hatte diesen Satz einst vor einem Spiel gegen Inter Mailand als Einschüchterungsversuch formuliert, mittlerweile ist er zu einem geflügelten Wort in Spanien geworden, wenn es für Real darum geht, Hinspielniederlagen auszubügeln.

Reals Mourinho fürchtet Bayerns Kampfgeist

Allzu groß ist der Rückstand nach der 1:2-Hinspielniederlage in München für die Königlichen ja nicht – vor allem, wenn man ihre große Heimstärke und das fanatische und von Real-Legende Zinedine Zidan per Videobotschaft zusätzlich aufgepushte Publikum im Estadio Santiago Bernabeu im Rücken berücksichtigt. Mourinho wies noch auf ein weiteres Pfund seiner Mannschaft hin: "Der FC Bayern kennt unser offensives Potenzial."

Das kennen die Bayern, vielleicht sind es gerade die bereits 109-Ligatore der Spanier in dieser Saison, die Kalle Rummenigge fast kleinlaut werden lassen und Uli Hoeneß den Schlaf rauben. "Es ist so, dass ich zum ersten Mal seit langer, langer Zeit jetzt auch nachts wieder an ein Fußballspiel denke", brachte der Bayern-Präsident die große Nervosität vor dem Duell auf den Punkt. Doch auch Mourinho ist alles andere als frei von Bedenken. "Was mir bei den Bayern am meisten Sorgen macht, ist der erbitterte Kampfgeist", erklärte der Real-Coach.

"Es gilt, von der ersten Minute an Vollgas zu geben, giftig zu sein, die Tugenden, die Mentalität, die Bayern hat, auf den Platz zu bringen", gab Bastian Schweinsteiger dann auch die Marschroute aus. Dabei dürfen sie sich weder von drohenden Sperren, immerhin sieben Feldspieler sind gelb vorbelastet und drohen für das eventuelle Finale gesperrt zu sein, beeinflussen lassen, noch ins offene Messer rennen - auch wenn sie "wissen, dass sie praktisch ausgeschieden sein werden, wenn sie kein Tor erzielen", wie Mourinho erklärte.

Bayern: Finale im eigenen Stadion wäre historisch

Die Bayern müssen die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive zu finden. "Natürlich wird viel Arbeit auf mich zukommen. Real wird auf Angriff spielen", ist sich Torhüter Manuel Neuer sicher. Abzuwenden wird dieser prognostizierte Sturmlauf der Gastgeber wohl nur durch eine kompakte Teamleistung sein, ist sich Schweinsteiger sicher. "Du hast nur die Chance, als Einheit was zu erreichen", so der Mittelfeldspieler.

Die Hoffnung der Münchner, die mit der Startelf vom Hinspiel planen, liegen daher natürlich auch wieder darauf, dass Philipp Lahm wie im Hinspiel Cristiano Ronaldo in Schach hält, die Sechser Bastian Schweinsteiger und Luiz Gustavo Mesut Özil eingrenzen und Neuer die 28. weiße Weste dieser Saison bewahrt. Dann hätten sie das große Ziel, das Finale in der heimischen Allianz Arena, erreicht.

"Im eigenen Stadion im Finale zu stehen, ist etwas Historisches. Selbst größte Mannschaften wie Barcelona oder Madrid - das hat noch keiner geschafft", hob Karl-Heinz Rummenigge noch einmal die enorme Bedeutung des Endspiels hervor. Die Chance darauf liege bei "fifty-fifty" so Präsident Hoeneß. "Angst" dürfe man auf jeden Fall keine haben, beschwor Franck Ribéry seine Mitspieler, weder vor Real noch vor Geistern der Vergangenheit, denn sonst würde die Hölle zur Endstation, das Final-Paradies bliebe unerreichbar.

Malte Asmus 

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