Aus dem sonst knorrigen Alex Ferguson sprudelte es nur so heraus: "Fantastisch, absolut super. Das war zweifelsohne das beste Europacup-Spiel seit ich Trainer von Manchester United bin." Das will was heißen, schließlich trainiert der Schotte "ManU" schon seit über 20 Jahren und feierte 1999 den legendären Triumph im Finale über Bayern München. Nach dem 7:1-Sturmlauf am Dienstag im Viertelfinal-Rückspiel gegen den AS Rom schwebt Manchester im "siebten Himmel". Überschattet wurde der glorreiche Auftritt jedoch von Hooligan-Ausschreitungen im Stadtzentrum von Manchester. Die Polizei nahm 21 Randalierer fest.
Die britischen Zeitungen überschlugen sich am Mittwoch vor Begeisterung angesichts der englischen Dominanz in der Champions League. Die italienischen Blätter trauerten. "Fantasie-Fußball" nannte der "Daily Telegraph" die eindrucksvollen Siege von ManU und Chelsea. "Die sieben Wunder zerstören ein hilfloses Rom", titelte der Guardian. "Rom gedemütigt. So ist noch nie ein italienisches Team in der Champions League geschlagen worden. Eine historische Pleite für den italienischen Fußball" schrieb "La Gazzetta dello Sport" über den "Albtraum Old Trafford".
Triumphaler Aufstieg
Erstmals seit fünf Jahren darf sich "ManU" wieder zu den vier besten Teams Europas zählen. "Wir können das Halbfinale kaum erwarten", gestand Ferguson im Rausch des Sieges. Die "Reds" haben gute Chancen, das historische Triple von 1999 zu wiederholen, als sie neben der Königsklasse auch die englische Meisterschaft und den FA- Cup gewannen. Ein Ziel, das aber auch Chelsea vor Augen hat.
"Die Tatsache, dass drei englische Clubs im Halbfinale der Champions League stehen, macht unsere Liga wohl zur besten Europas", sagte ein stolzer Ferguson, überzeugt davon, dass der FC Liverpool den englischen Triumph perfekt machen würde. Carrick (12./60.), Smith (17.) Rooney (19.), Ronaldo (44./49.) und Evra sorgten mit Traumtoren für Manchesters höchsten Europacup-Sieg seit 39 Jahren.
Mourinho deutet erstmals Abschied an
Nach dem Last-Minute-Sieg in Valencia träumt der FC Chelsea vom ganz großen Coup, doch Michael Ballack droht seinen Förderer José Mourinho am Ende der Saison zu verlieren. Der portugiesische Trainer sprach trotz des 2:1-Siegs bei den Spaniern im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League erstmals offen von einem möglichen Abschied von den "Blues". "Mein Wunsch ist es, in England und bei Chelsea zu bleiben, aber manchmal kann man im Leben nicht bekommen, was man will", sagte Mourinho, nachdem sich der englische Fußball-Meister am Dienstagabend zum dritten Mal in vier Jahren für das Halbfinale der europäischen Eliteliga qualifiziert hatte.
"Es läuft immer besser. Es geht jetzt in die entscheidende Phase der Saison, und wir werden immer stärker", schwärmte Ballack nach dem ersten Sieg einer englischen Mannschaft im Mestalla-Stadion seit 40 Jahren. Michael Essien ließ die Londoner mit seinem Flachschuss zum 2:1 in der 90. Minute jubeln und könnte damit zugleich die Weichen für die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte gestellt haben. Doch die Situation in Chelsea ist paradox: Obwohl das Team noch drei Titel - Champions League, Premier League und den FA-Cup - gewinnen kann, wird es immer wahrscheinlicher, dass Mourinho wegen seines angespannten Verhältnisses zu Club-Besitzer Roman Abramowitsch gehen muss.
Sieg durch Fitness
Beim überzeugenden Sieg in Valencia demonstrierte das oft kritisierte Chelsea seine wahren Möglichkeiten. "Ich muss zugeben, dass wir nicht auf deren Höhe waren", räumte Valencia-Trainer Quique Sànchez Flores ein, der sich ebenso wie Mourinho nach den Toren von Fernando Morientes (32.) und Andrej Schewtschenko (52.) schon auf eine Verlängerung eingestellt hatte. Vor allem physisch hinterließen die Engländer einen bleibenden Eindruck. "Was ihre körperliche Stärke angeht, sind die Spieler Mourinhos ein Wunderwerk", sagte Valencias Mittelfeld-Akteur Joaquín. Die Sportzeitung "Marca" resümierte voller Bewunderung: "Mourinhos Armee hat eine Vorstellung ihrer Überlegenheit gegeben, ihr Spielrhythmus ist höllisch."
Im Gefüge von Chelseas Kraft-Fußball findet sich auch Ballack immer besser zurecht. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft war im Mittelfeld sehr präsent und hätte in der 84. Minute mit einem Kopfball beinahe schon für die Entscheidung gesorgt. "Da hat ein Tick gefehlt - schade", kommentierte er die Chance, die Torhüter Santiago Canizares meisterhaft zunichte machte. Auch Mourinho war zufrieden. "Ballack war von Anfang an sehr gut", betonte er und deutete an, dass Chelseas Aufschwung auch seinem Festhalten an Ballack geschuldet sei. "Ich bin hier Trainer, und er hat die ganze Zeit gespielt", sagte er.
DPA