Die Kieler "Störche" haben ihren Beutezug im DFB-Pokal eindrucksvoll fortgesetzt. In seinem Spiel des Jahres feierte der Regionalliga-Zweite Holstein Kiel einen verdienten 2:0 (1:0)-Sieg gegen den Bundesligisten FSV Mainz 05 und darf sich nun im Viertelfinale des Wettbewerbs auf eine weitere Millionen-Einnahme freuen.
Vor 10.649 Zuschauern im Holstein-Stadion trafen der Mainzer Anthony Ujah (6./Eigentor) und Steve Müller (64.) für den aufopferungsvoll kämpfenden Amateurclub, dem schon der dritte Zu-Null-Sieg in dieser Runde gelang. Für die Rheinhessen war es nach der Pokal-Blamage 2009/10 beim VfB Lübeck die nächste Schmach in Schleswig-Holstein.
Cottbus, Duisburg und nun Mainz
Nach Erfolgen gegen die vorjährigen Halbfinalisten Cottbus (3:0) und den diesjährigen Endspiel-Teilnehmer Duisburg (2:0) warfen die "Störche" auch den Bundesliga-14. aus Mainz dank ihrer unbekümmerten Spielweise aus dem Wettbewerb. Beflügelt durch die schnelle Führung, für die Gäste-Stürmer Ujah nach der ersten Kieler Ecke mit einem Kopfball ins eigene Tor sorgte, fanden sich die Hausherren auf dem ramponierten Rasen deutlich besser zurecht als der höherklassige Gegner, der eine enttäuschende Vorstellung ablieferte. Allein fehlende Übersicht bei den Kontern verhinderte eine mögliche höhere Pausenführung für den mutig aufspielenden Regionalliga-Zweiten.
Thomas Tuchel hatte seine Mannschaft nach dem 0:1 in Mönchengladbach auf gleich sechs Positionen verändert. Doch die Maßnahme des Trainers zahlte sich nicht aus, denn eine gute halbe Stunde lang brachten die Rheinhessen kein Bein auf die Erde. Auch die Rückkehr von Abwehrchef Nikolce Noveski nach siebenwöchiger Verletzungspause verlieh der Mainzer Hintermannschaft keine Stabilität. Bis auf eine Kopfball-Gelegenheit von Jan Kirchhoff (28.) kamen die 05er in der ersten Halbzeit nicht einmal gefährlich vor das Tor von Morten Jensen.
Kein Gegenspieler bei Müller
Auch im zweiten Durchgang bekamen die Gäste das Geschehen zum Ärger von Tuchel, der immer wieder wild gestikulierend am Spielfeldrand auftauchte, nicht in den Griff. Mit einer völlig missglückten Kopfball-Abwehr leitete Kirchhoff sogar den zweiten Kieler Treffer ein. Müller nahm den Ball auf und überwand seinen Namensvetter Heinz Müller mit einem Schuss aus spitzem Winkel in die lange Ecke zum umjubelten 2:0. In der 69. Minute verhinderte der Schlussmann, einziger Gäste-Spieler mit Erstliga-Format, gegen Marc Heider sogar das drohende 0:3. Bei der besten Chance für Mainz scheiterte Mario Gavranovic (71.) an Jensen.
Erster Sieg ohne Babbel
Markus Babbel ist bei Hertha BSC längst Geschichte, den Traum des beurlaubten Trainers vom Pokalsieg der Berliner kann nun sein Nachfolger Michael Skibbe verwirklichen. Der Hauptstadtclub befreite sich mit einem 3:1 (1:1)-Sieg im Achtelfinale des nationalen Cups gegen den 1. FC Kaiserslautern von den Aufgeregtheiten der vergangenen Tage und steht erstmals nach fünf Jahren im finanziell attraktiven DFB-Pokal wieder unter den letzten acht Teams.
Babbel hatte im vergangenen Sommer den Pokalsieg überraschend als Ziel des Neulings ausgegeben. Unter seinem Assistenten Rainer Widmayer, der als Chef für einen Tag die Berliner coachte, kam Hertha dem Finale im eigenen Stadion einen Schritt weiter. Adrian Ramos (43.) und Pierre-Michel Lasogga (59.), Patrick Ebert (90.) sorgten vor 40.944 Zuschauern im kalten Olympiastadion für die entscheidenden Tore. Den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Pfälzer hatte Itay Shechter (51.) geschafft.
In seinem ersten und letzten Spiel als Cheftrainer hatte Widmayer, Babbels ehemaliger Assistent, für die Hertha die Parole "Sicherheit ist Trumpf" ausgegeben. 18 Tage nach dem 1:1 im Bundesligaspiel auf dem Betzenberg waren auch die Roten Teufel nicht allzu forsch - es war nicht viel los. Als die Skibbe-Verpflichtung die Runde machte, jubelten die Berliner über die Führung nach einem Konter. Ronny, der für seinen rotgesperrten Bruder Raffael ins Team gerückt war, brachte den Ball zurück zu Ramos, der aus gut zehn Metern mit einem Flachschuss traf.
Lasogga düpiert Amedick
Kurz nach der Halbzeit spielte Kaiserslauterns Stürmer mit der Hertha-Abwehr Katz und Maus, Shechter traf nach toller Vorabeit von Olcay Sahan. Doch es dauerte nicht lange, da lagen die Vorteile wieder auf Seiten der Berliner. U21-Nationalspieler Lasogga nutzte eine Fehler von Martin Amedick und traf nach einer Energieleistung mit seinem Solo. Jubelnd feierte er sein Tor und lief Widmayer in die Arme, dem er genau wie Babbel viel zu verdanken hat. In einem nun mitreisenden Pokal-Fight hielt Hertha-Keeper Thomas Kraft gegen Shechter den Sieg fest.
Dann kam Ebert und machte alles klar. Geht es nach Skibbe, darf Widmayer bleiben. Er sei anerkannt beim Team, mache seine Sache gut. "Wer gut ist, den muss man nicht wegschicken", sagte Skibbe. Vor dem Anpfiff hatte sich das Hertha-Präsidium mit der Babbel-Nachfolge beschäftigt. Kundgebungen für den am Sonntag gefeuerten Trainer gab es kaum. "Danke Babbel - danke für eine geile Zeit", stand auf einem einzigen Plakat im weiten Rund.