Tor-Festspiele von Ivica Olic: Mit einem Dreierpack hat der Kroate den Hamburger SV praktisch im Alleingang in das Viertelfinale des DFB-Pokals geschossen. Der im Sommer zu Bayern München wechselnde Goalgetter steuerte am Dienstagabend vor 48.058 Zuschauern in der Nordbank-Arena alle Treffer (44. Minute/78./85.) der Hausherren zum 3:1 (1:0) gegen den Zweitligisten TSV 1860 München bei. Olic, der in den nächsten zwei Bundesliga- Partien gesperrt ist, unterstrich mit seinen Pflichtspieltoren 13 bis 15 seine Ausnahmestellung im Hamburger Team. Für München war Daniel Bierofka (86.) erfolgreich.
Der Auftakt der bayerischen Woche gegen die "kleinen" Münchner war allerdings noch kein Appetitanreger für die vermeintliche Gala drei Tage später zum Bundesliga-Rückrundenstart. Dann erwarten die Hanseaten Rekordmeister Bayern München. Gegen die "Löwen" präsentierten sich die Hamburger keineswegs so frisch wie der gerade verlegte sattgrüne Rollrasen. Kaum Tempo, kaum Druck aufs gegnerische Tor, dafür zahlreiche Fehlpässe ließen die Zuschauer bei Temperaturen um den Gefrierpunkt zusätzlich frösteln.
Die Gäste zeigten sich agiler, griffen die Hausherren frühzeitig an und zwangen sie zu Fehler. Vor allem Neuzugang Stefan Aigner wirbelte die Hamburger Abwehr einige Male durcheinander. Eine Möglichkeit vergab der 21-Jährige in der achten Minute, als er HSV-Verteidiger Joris Mathijsen stehen ließ und das Tor knapp verfehlte. Der Zweitligist fand mit zunehmender Spieldauer immer größere Freude an der Partie. 1860-Mittelfeldspieler Bierofka hatte die Pokal-Begegnung vor dem Anpfiff gar mit einem Champions-League-Auftritt verglichen.
Offenbar hatten die Hamburger ihrem Trainer Martin Jol nicht aufmerksam zugehört, als er zwei Tage vor dem Spiel verkündete: "Der DFB-Pokal ist der kürzeste Weg in den Europapokal". 22 Jahre nach dem letztmaligen Gewinn der Trophäe wollen die Hamburger in diesem Jahr unbedingt ins Finale. Der unzufriedene Jol nahm im zweiten Durchgang Abwehrspieler Dennis Aogo aus der Partie und brachte dafür Stürmer Paolo Guerrero, um das Angriffsspiel zu forcieren.
Mittelfeld-Abräumer Nigel de Jong, der eine Woche zuvor für rund 20 Millionen Euro an Manchester City verkauft worden war, wurde trotz mäßiger Leistung der Gastgeber nicht wirklich vermisst. Ersatzmann Collin Benjamin hatte de Jongs Part vor der Abwehr übernommen und zog sich achtbar aus der Affäre.
Die Münchner "Löwen", bei denen Neuzugang Sascha Rösler im Angriff blass blieb, hatten in der zweiten Halbzeit kaum Torchancen. Sie versäumten nach dem Rückstand den bedingungslosen Angriff gegen den nicht überzeugenden Bundesligisten zu suchen. Lediglich bei einem Distanzschuss von Lars Bender (57.), der das Tor verfehlte, kam Gefahr auf.
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Der FC Carl-Zeiss Jena hat unterdessen das hart erkämpfte "Prädikat" Pokalschreck ehrenvoll verloren und gegen den großen Favoriten FC Schalke 04 eine weitere Überraschung verpasst. Die "Königsblauen" aus der Fußball-Bundesliga schlugen den Drittligisten am Dienstagabend mit 4:1 (1:0) und zogen am Ende verdient ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein. Ein Doppelschlag von Jefferson Farfan (19./66. Minute) sowie die Treffer von Ivan Rakitic (71.) und Kevin Kuranyi in der Nachspielzeit (92.) reichten der Mannschaft von Trainer Fred Rutten zum Pflichtsieg gegen die nie aufsteckende Thüringer, die im Vorjahr erst im Halbfinale gescheitert waren.
Der Anschlusstreffer des vier Minuten zuvor eingewechselten André Schembri (68.) kam zu spät, auch der Platzverweis gegen Gerald Asamoah, der wegen eines rüden Fouls gegen René Eckardt im Mittelfeld Rot sah (75.), half den Gastgebern nicht mehr. Auch Jena musste die Partie mit zehn Spielern beenden, weil Marco Riemer für seine Notbremse gegen den enteilten Kuranyi bestraft wurde (81.).
Neuer gut aufgelegt
Mit 17.000 Zuschauern war das Ernst-Abbe-Sportfeld ausverkauft - 4000 Fans freuten sich über ihren Platz auf einer eigens errichteten Zusatztribüne. Trotz der nasskalten Witterung, Nebel und Kälte kamen vor allem die Thüringer schnell auf Betriebstemperatur: Außenseiter Jena begann forsch und erkämpfte ausgeglichenes Spiel. Jede Aktion in Strafraumnähe wurde von den Carl-Zeiss-Fans beklatscht - doch das 1:0 fiel auf der "falschen" Seite: Nach präziser Vorlage von Rakitic schlenzte Farfan den Ball mit der Hacke clever ins lange Eck. Jenas Keeper Carsten Nulle auch beim zweiten Farfan-Treffer chancenlos.
Mit der Führung im Rücken machte der Bundesliga-Siebte nicht mehr als unbedingt nötig, der Drittligist stemmte sich gegen die Niederlage. Gegen die defensiv eingestellten Jenaer versuchte sich Schalke-Kapitän Marcelo Bordon mit einem 25-Meter-Distanzschuss: Nulle kann den nassen Ball nicht festhalten, aber Gerald Asamoah kommt zu spät (31.). Auf der Gegenseite liegt plötzlich der Ausgleich in der Luft, doch Robert Müllers Kopfball lenkt Schalkes Torwart Manuel Neuer gerade noch an die Latte (35.).
Jena steckte nie auf
Neuzugang Lars Fuchs, der in der Winterpause aus Bielefeld nach Jena gekommen war, konnte in seinem ersten Pflichtspiel auf der linken Außenbahn kaum Akzente setzen. Trotz des Zwei-Klassen- Unterschieds war die typische Pokalpartie über weite Strecken ausgeglichen, Höhepunkte blieben aus. Dennoch geriet Jenas Trainer René van Eck in Rage: Weil der Niederländer mit der harten Gangart der Schalker gegen Jenas Youngster lautstark haderte, riskierte fast die "Verbannung" auf die Tribüne.
Der viermalige DDR-Pokalsieger gab sich trotz des Rückstandes nie auf: Zunächst kommt Neuer einen Wimpernschlag vor dem freien Carsten Strässer noch an den Ball (51.), nach einer Flanke von Amadeus Wallschläger verspringt Sebastian Hähnge der Ball (53.); Jenas einzige Sturmspitze scheiterte danach mit einem Kopfball (63.).
Auch Mainz im Viertelfinale
Der FSV Mainz 05 hat im DFB-Pokalduell der Zweitliga-Topteams den SC Freiburg rausgekickt und sich damit für den Aufstiegskampf empfohlen. Dem clever aufspielenden Herbstmeister gelang am Dienstagabend mit dem 3:1 (0:0) im Achtelfinale beim glücklosen SC Freiburg wie schon im Punktspiel im Oktober ein Sieg im badenova-Stadion. Vor 13.000 Zuschauern erzielten Niko Bungert (47. Minute), Aristide Bancé (65.) und Elkin Soto (80.) die Tore gegen den Tabellendritten, den Anschlusstreffer besorgte Pavel Krmas (71.). Die Mannschaft von Trainer Jörn Andersen steht damit erstmals seit 2006 (2:3 nach Verlängerung beim FC Bayern München) in der Runde der besten Acht und darf nun auf ein lukratives Los für den 3./4. März hoffen.
DPA/sid/kbe