Die Frankfurter Profis wussten, dass sie an diesem Abend eine herausragende Leistung gegen den großen FC Barcelona gezeigt hatten. Minutenlang standen die Spieler vor den singenden Anhängern in der Kurve und ließen sich gebührend feiern. Beim lautstarken "Eintracht-Frankfurt-Walzer" hatte man fast das Gefühl, dass die Eintracht den Einzug in das Halbfinale der Europa League schon geschafft habe, dabei hatte sie lediglich ein 1:1 im Hinspiel des Viertelfinale erreicht – aber das gegen den großen Favoriten und auch ohne den Weltstar Lionel Messi glänzenden FC Barcelona. Egal, wie das Duell in einer Woche im Camp Nou ausgeht, diesen wundersamen Fußball-Abend kann den Frankfurtern keiner mehr nehmen.
"Wir hatten sie am Rande der Niederlage, also bleiben wir sehr, sehr demütig. Wir sind unglaublich zufrieden mit der Leistung. Wir werden mit der Überzeugung nach Barcelona gehen, dass wir dort gewinnen können", sagte Cheftrainer Oliver Glasner, dem die Gäste dank Ferran Torres ein Traumtor von Ansgar Knauff noch ausglichen. Ärger oder Frust verspürte der Österreicher Glasner kurz vor Mitternacht nicht, obwohl sein Team die besseren Chancen hatte und Barça einen Kampf auf Augenhöhe lieferte.
Oliver Glasner: immer demütig bleiben
"Heute Ärger, dann verliert man den Boden unter den Füßen. Es ist wichtig, immer demütig zu bleiben", sagte Glasner, der seine taktischen Vorgaben vor 48.000 Zuschauern an einem denkwürdigen Fußball-Abend nahezu perfekt umgesetzt sah. Das Starensemble um Pedri und Pierre-Emerick Aubameyang kam im Frankfurter Stadtwald kaum zur Entfaltung und war mit dem Remis noch gut bedient.
Barcelonas Trainer Xavi Hernandez konstatierte: "Wir müssen selbstkritisch sein. Wir haben kein gutes Spiel gemacht, aber ein gutes Ergebnis erzielt. Man kann verlieren, aber wir haben ein Unentschieden erzielt. Letztendlich können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein." Der frühere Weltklassekicker setzt alles auf den Faktor Camp Nou, wo am kommenden Donnerstag (21.00 Uhr) das Rückspiel vor mehr als 90.000 Zuschauern ausgetragen wird. Was ein wenig peinlich wirkte, war die Kritik Xavis am Rasen im alten Waldstadion. Auch Torschütze Torres beschwerte sich nach dem Spiel über die Rasenqualität, wollte das aber nicht als Ausrede für den mäßigen Auftritt der Katalanen verstanden wissen.
Eintracht-Fans wollen Barcelona überrennen
Dann wollen auch die Eintracht-Fans wieder kräftig mitmischen. Offiziell steht den Hessen nur ein Kontingent von etwa 5000 Karten zu, doch das interessiert die Eintracht in ihrem Europa-Wahn und nach zwei harten Jahren pandemiebedingter Pause wenig. "Wir haben 35.000 Kartenanfragen für Barcelona", erzählte Vorstandssprecher Axel Hellmann schon vor dem Hinspiel bei RTL. Die gute Ausgangslage dürfte die Frankfurter Reiselust nur weiter anheizen. Kompliziert wird die Planung des Trips aber allemal, denn die Flüge sind schon seit kurz nach der Auslosung überbucht.
Torhüter Kevin Trapp, der schon nach drei Minuten einen starken Schuss von Torres entschärfte, sah ein "herausragendes Spiel" des Teams, fühlte aber nach Abpfiff nicht nur Freude. "Am Ende ist es ein bisschen verrückt, weil wir mit einem 1:1 gegen Barcelona vom Platz gehen und das Gefühl hatten, es wäre mehr drin gewesen", sagte der Nationaltorhüter. Man habe sich "eine Position geschaffen, in der alles möglich ist". Im Rückspiel fehlen wird Abwehrspieler Tuta, der nach einer Gelb-Roten Karte vom Platz musste.