Fifa-Präsidentschaft Michel Platini - alles andere als ein Erneuerer

Michel Platini mit skeptischem Gesichtsausdruck
Michel Platini trifft auf viel Skepsis. Ihm wird die Reform der skandalumwitterten Fifa nicht zugetraut.
© Tatjana Zenkowitsch/DPA
Kaum hatte Michel Platini seine Kandidatur für die Fifa-Präsidentschaft öffentlich gemacht, traten schon die Kritiker auf den Plan. Ist der Franzose jener Erneuerer, den der Weltfußballverband dringend braucht? Zweifel scheinen angebracht.

"Platini ist nicht gut für die Fifa. Fußball-Fans und -Spieler verdienen etwas Besseres." Es sind klare Worte, die der jordanische Prinz Ali bin al-Hussein im britischen Rundfunk BBC findet. Al-Hussein wurde von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) bei der Wiederwahl des inzwischen zurückgetretenen Sepp Blatter als Gegenkandidat verheizt. Jetzt spricht er aus, was viele denken: Michel Platini, der am Mittwoch offiziell seine Kandidatur für die Führung der Fifa verkündet hat, kann nicht die Lösung sein. "Es ist klar, dass die Fifa eine neue, unabhängige Führung braucht, die unbefleckt von den vergangenen Praktiken ist", so al-Hussein.

Davon kann beim Uefa-Chef in der Tat keine Rede sein. Schon seit 13 Jahren ist der Franzose Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees; jenes Gremiums also, das die inzwischen skandalumwitterten Vergaben von Weltmeisterschaften organisiert und absegnet. Persönlich ist der 59-Jährige mit dem Makel behaftet, für die inzwischen äußerst umstrittene WM 2022 in Katar gestimmt zu haben. Kurz zuvor war Platini noch beim Abendessen mit dem Emir gesehen worden. Unwidersprochen ist, dass der Sohn des Europameisters von 1984 seither einen Managementjob bei einem Ableger des katarischen Staatsfonds hat.

Taktiererei statt Transparenz

Ebenso auffällig: Vor wenigen Monaten war Platini noch ein kraftloser Kritiker Blatters, der den allmächtig scheinenden Schweizer weder zum Rücktritt überreden konnte, noch traute er sich, als Gegenkandidat aufzutreten. Nun soll er in kürzester Zeit zum aussichtsreichsten Kandidaten auf den Fifa-Thron geworden sein.

Zu tun haben könnte dies mit mehreren verbrieften Treffen mit dem kuwaitischen Scheich Ahmad al Fahad. Der gilt als einflussreicher Strippenzieher in der Welt des Sports und als Kontrolleur des asiatischen Stimmpakets innerhalb der Fifa. Nach der jüngsten Sitzung der Fifa-Exekutive soll der Uefa-Chef im Foyer des Fifa-Gebäudes die Stirn des Scheichs geküsst haben. Und nun berichtet die Deutsche Presse-Agentur, dass sich Platini der Unterstützung der Kontinentalverbände aus Europa, Süd- sowie Nord- und Mittelamerika und eben Asien sicher sein könne. Vor allem dank der Stimmen der asiatischen Verbände wäre dies eine tragfähige Mehrheit.

Das kann man als taktisches Geschick verbuchen, für das der einst begnadete Fußballer als Funktionär bekannt ist. Doch es klingt nicht nach jener Transparenz, die sich Fußballfreunde rund um den Globus nach dem aktuellen Skandal vom größten Sportverband der Welt wünschen. "Die jüngsten Ereignisse zwingen das Leitungsgremium des Weltfußballs, ein neues Kapitel aufzuschlagen und seine Führung zu überdenken", begründet Platini seinen Entschluss zu kandidieren. Unerwähnt lässt er dabei, dass er ein maßgeblicher Co-Autor des alten Kapitels ist.

Zahlreiche Gegenkandidaten

Prinz Ali bin al-Husseini kündigte bereits vielsagend an, er wolle mit den Mitgliedsverbänden des Fifa beraten, was das Beste im Interesse des Fußballs ist. Der 39-jährige Chef des jordanischen Verbandes könnte nicht nur die Zustimmung Asiens für Platini zumindest ins Wanken bringen, er gilt auch selber als Gegenkandidat beim Wahlkongress am 26. Februar 2016 in Zürich. Andere teils namhafte Gegenkandidaten formieren sich. Genannt werden die argentinische Fußball-Ikone Diego Maradona, 54, Zico, 62, der "weiße Pelé" aus Brasilien, Chung Mong Joon aus Südkorea, 63, Sohn des Autobauers Hyundai und einzig ernsthafter Konkurrent, sowie Musa Bility, 48, aus Liberia, der allerdings als unbeschriebenes Blatt im Weltfußball gilt.

Und auch den noch amtierenden Präsidenten Sepp Blatter sollte man keineswegs abschreiben. Er hat es fertig gebracht, die Neuwahl erst für 2016 auf die Agenda zu setzen - gegen den Widerstand Platinis und der europäischen Verbände wohlgemerkt. Mutmaßlicher Hintergedanke dabei: So bleibt Blatter mehr Zeit, einen ihm genehmen Kandidaten aufzubauen, der sich auf die alten Seilschaften des amtierenden Fifa-Bosses stützen kann und damit ein ernst zu nehmender Faktor im Prädidenten-Poker werden könnte.

Und der DFB? Der sagt Michel Platini "volle Unterstützung" zu. "Natürlich ist Michel Platini ein geeigneter Kandidat", betont DFB-Chef Wolfgang Niersbach aus dem Urlaub heraus. Logische Unterstützung für den europäischen Kandidaten? Nicht nur: Niersbach gilt als heißer Anwärter auf den bei einem Erfolg Platinis verwaisten Chefposten bei der Uefa.

dho/mit Agenturen

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