Frank Buschmann kehrt dem Fußball den Rücken. Nach fast 30 Jahren hört er nach dieser Bundesliga-Saison als Fußball-Kommentator auf, bleibt aber seinen anderen Sportarten als Kommentator treu. In einem Interview mit "sportjournalist.de" rechnet er mit den Veränderungen in der Branche ab: "Ich finde das Drumherum mittlerweile schwierig bis unerträglich. In dem Moment, in dem ich in der Konferenz bei Sky am Mikrofon bin, liebe ich meinen Job. Aber außerhalb der 90 Minuten sind mir die Leute im Geschäft zu viel geworden, die behaupten, sie machten das alles aus reiner Liebe zum Sport und für die Fans. Das ist verlogen."
Buschmann kritisiert auch, wie Sportjournalismus seiner Erfahrung nach inzwischen eingeschränkt wird: "Wie oft habe ich gehört: 'Wir müssen ein bisschen vorsichtig sein, wir wollen ja die Rechte wieder kriegen.' Oder: 'Wir wollen ein gutes Verhältnis zu denen.' Natürlich gibt es Abhängigkeitsverhältnisse. Und wenn wir ehrlich sind, weiß das auch jeder. Allein der Umstand, dass die Pressesprecher festlegen, welche Spieler zum Interview erscheinen, ist ein Witz." Auch die Kolleginnen und Kollegen nimmt Buschmann aufs Korn: "Reporter bei Streaming-Diensten oder im TV sind oft wahnsinnig weichgespült, weil sie niemandem weh tun wollen. Da ist eine unglaubliche Angst davor, was die DFL, der Klub, der Trainer oder die Spieler denken. Aber dafür ist man nicht Reporter. Dieses Bemühen, niemandem auf die Füße zu treten, tötet jede Leidenschaft."
Frank Buschmann kritisiert TV-Sender
Ein Problem besteht in seinen Augen auch darin, dass der Nachwuchs nicht mehr genug Freiraum und Rückendeckung von den Sportsendern bekommt. "Die Sender wollen Reporter, die polarisieren. Aber die muss man entwickeln und sie Erfahrungen machen lassen. Als Arbeitgeber muss man es dann eben mal aushalten, wenn sich die Bayern oder Dortmund – womöglich sogar zu Recht – beschweren. Da müssen Sender das Rückgrat haben, zu sagen: Selbstverständlich kommentiert der euch trotzdem weiterhin." Buschmanns Fazit lautet einerseits, dass die Vollblutreporter aussterben und andererseits, dass Fußball-Kommentator für den Sportjournalismus-Nachwuchs "kein Traumjob mehr" ist. Mit Buschmann geht ein Fußball-Kommentator, der polarisiert. Trifft seine Analyse der Branche zu, werden ihn wohl mehr Fußball-Fans vermissen, als sie jetzt selber denken.
Quelle:Interview auf "Sportjournalist.de", Interview auf "DWDL.de".