Prämien-Verhandlungen, Torwart-Diskussionen und Personal-Debatten: Grundsätzliche Entscheidungen für die Zukunft verdrängten im Quartier der deutschen Fußball-Nationalmannschaft den Blick auf den bevorstehenden Länderspiel-Hit gegen Argentinien. DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und Generalsekretär Horst R. Schmidt meldeten sich zu Gesprächen mit dem von Kapitän Michael Ballack angeführten Mannschaftsrat an, um noch vor dem Anpfiff in der Düsseldorfer "LTU-Arena" Klarheit über die Prämien für den Confederations Cup im Sommer und die WM im nächsten Jahr zu schaffen.
"Ich bin zuversichtlich, dass es kurze und positive Gespräche werden", sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff. 100.000 Euro plus weitere Gelder aus dem Marketing-Pool hatte der DFB jedem Spieler für einen Triumph bei der letztlich desaströsen EM 2004 in Portugal versprochen. Die Summe dürfte auch deshalb deutlich aufgestockt werden, weil die Spieler keine Qualifikations-Prämien erhalten. Allerdings wird der DFB keine Zugeständnisse bei der Wahl des Ausrüsters machen. Unabhängig von individuellen Partnern müssen die Profis bei der WM in Schuhen des DFB-Sponsors (adidas) auflaufen.
Für die nächsten Monate festlegen will Bundestrainer Jürgen Klinsmann im Dauer-Zwist der Torhüter Oliver Kahn und Jens Lehmann die weitere Rotation. "Die Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagte der 40-Jährige. Kahn und Lehmann lud er zu einem Gespräch, bei dem festgelegt werden soll, wer in den fünf ausstehenden Testspielen bis zum Confederations Cup im Tor stehen wird. Der am vergangenen Samstag bei Arsenal London nach zweimonatigem Reservistendasein erstmals in einem Punktspiel wieder eingesetzte Lehmann meldete sich bereits an. Klinsmann habe im vergangenen Jahr "gesagt, wir wechseln, demnach bin ich wieder dran".
"Wir sind sehr froh, dass Jens wieder seinen Platz zwischen den Pfosten von Arsenal gefunden hat", meinte Bierhoff. Der Manager verteidigte den Kurs der DFB-Trainer, sich nicht auf einen Torhüter festzulegen und entgegnete auf die unter anderem auch von Bayern-Trainer Felix Magath geäußerte Kritik: "Die Leistungen der Torhüter haben sich entgegen einiger Prognosen stabilisiert. Insofern sind wir überglücklich."
Pechvogel Neuville
Zur guten Laune im DFB-Quartier trug auch die schnelle Genesung von Ballack bei. Der noch an den Auswirkungen einer Grippe laborierende Kapitän kam wie verabredet aus München nachgereist und will das deutsche Team gegen Argentinien anführen. "Ich bin sehr positiv gestimmt, dass es klappt. Und es freut mich, mit welchem Engagement er vorangeht", lobte Bierhoff, dass Ballack die Gelegenheit nicht zu einer Auszeit nutzte. Dagegen fällt der nachnominierte Oliver Neuville (Borussia Mönchengladbach) wegen einer Wadenprellung aus. Für ihn rückte der Wolfsburger Thomas Brdaric ins 20-köpfige Aufgebot, in dem vom Stammpersonal lediglich die Abwehrkräfte Philip Lahm und Robert Huth fehlen.
"Es wird Zeit, dass wir einen Großen schlagen und zeigen, wo wir stehen", gab Bierhoff als "ambitioniertes Ziel" für das erste Länderspiel des Jahres aus. Der letzte deutsche Sieg gegen ein Team von internationaler Spitzenklasse liegt mit dem 1:0 in England (7. Oktober 2000) fast schon Ewigkeiten zurück. Bierhoff stuft die "Gauchos" als Olympiasieger von Athen sogar noch höher ein als Weltmeister Brasilien, dem man im September ein 1:1 abgetrotzt hatte. "Für mich ist Argentinien derzeit die Nummer eins in der Welt", zeigte sich auch Klinsmann von den Südamerikanern beeindruckt, die zugleich auch Gruppengegner beim Confederations Cup sind.
Bis dahin soll auch der WM-Stab komplettiert werden. Bei einem Gespräch mit dem DFB-Präsidium erhielt Klinsmann die Zusage, das derzeit 22 Personen umfassende Begleitteam um zwei Personen aufzustocken. Gesucht werden ein Chefscout, der detaillierte Analysen von Gegnern erstellen soll, sowie eine Verstärkung für Mediendirektor Harald Stenger, die sich um den Bereich der elektronischen Medien kümmern soll. Zudem will Klinsmann im WM-Jahr die Nationalspieler zwei Mal zu Lehrgängen zusammenziehen. Einem Trainingslager im Januar 2006 soll zwei Monate später ein Leistungstest folgen. Allerdings fehlt noch die Zustimmung der Bundesliga.