Champions-League-Sieg Ilkay, der Große: Gündogan krönt seine Karriere

Ilkay Gündogan und der Henkelpott
Der große Triumph: Ilkay Gündogan und der Henkelpott
© Lars Baron / Getty Images
Ilkay Gündogan hat im gehobenen Fußballer-Alter seine Karriere mit dem Champions-League-Titel gekrönt. Lange war ihm dieser Erfolg nicht vergönnt gewesen. Ob der deutsche Nationalspieler aber bei Manchester bleibt, ist offen.

Einmal in der zweiten Halbzeit im Atatürk-Stadion in Istanbul wurde Ilkay Gündogan hart abgeräumt. Inter-Spielmacher Hakan Calhanoglu checkte ihn ziemlich heftig von der Seite. Der deutsche Nationalspieler flog auf den Rasen und krümmte sich vor Schmerz, so dass man sich im ersten Moment Sorgen um Gündogans Rippen machte. Schließlich ging es für ihn weiter. Es gab noch was zu erledigen.

Es stand zu diesem Zeitpunkt noch 0:0 im Finale der Champions League. Manchester City war mit Kapitän Gündogan die bessere Mannschaft, fand aber keinen Weg, den Verteidigungswall der Mailänder zu knacken. Torjäger Erling Haaland war im Sturmzentrum abgemeldet. Doch Gündogan und das Team von Trainer Pep Guardiola rannten weiter an, bis sich in der 68. Minute die Lücke in der Mailänder Mauer öffnete und Rodri den Ball aus dem Rückraum unten rechts ins Tor drosch. Es war der erlösende Moment für den englischen Meister. Das Tor von Rodri entschied das Spiel und machte Manchester City zum Champions-League-Sieger 2023. Der Titelgewinn krönte eine nahezu perfekte Saison mit dem Triple. Vorher hatte City bekanntermaßen schon Meisterschaft und Pokal gewonnen. 

Ilkay Gündogan vollendet seine große Karriere

Für Gündogan bedeutet der Triumph von Istanbul nichts anderes als die Vollendung seiner Karriere. Mit 32 Jahren hat er den wichtigsten Titel des Vereinsfußball geholt. Ein großer Titel hatte dem außergewöhnlichen Fußballer gefehlt. Die WM 2014 hatte er verletzungsbedingt verpasst. Und Gündogan trug die Last zweier Champions-League-Niederlagen mit sich herum. 2013 war er mit Borussia Dortmund an Bayern München gescheitert und 2021 an Real Madrid.

Welcher Druck auf den Schultern Gündogans und seines Teams lastete, war während des ganzen Spiels deutlich zu sehen. City agierte nervös und rettete die 1:0-Führung knapp über die Zeit. In den Interviews nach der Partie wirkte der 32-jährige, frisch gebackene Vater zunächst so kontrolliert wie auf dem Spielfeld, erst in den Umarmungen mit den Mitspielern löste sich die ganze Anspannung.

Nachdem Gündogan den Henkelpott bei der Siegerehrung endlich selbst in die Höhe gereckt hatte, gestand er, dass ihn die Finalniederlagen "mental gejagt" hätten, weil ihm bewusst gewesen sei, es würde "nicht mehr viele Möglichkeiten" auf die wichtigste Trophäe im europäischen Klubfußball geben. Daher fühle sich dieser Erfolg "wie im Märchen" an, sagte er: "Besser geht's nicht!"

Gündogans Verbleib bei Manchester City ist offen

Jetzt fährt der gebürtige Gelsenkirchener am Mittwoch mit dem Triple im Gepäck zur Nationalmannschaft. Er kommt gemeinsam mit Robin Gosens dort an, der für Inter Mailand auf dem Platz stand und im Gegensatz zum Kollegen erst einmal die Niederlage verkraften muss. Vielleicht hat ein gestärkter Gündogan einen positiven Effekt auf die Nationalelf. Bislang war seine Karriere im DFB-Dress eher holprig, was manchmal auch an den Bundestrainern Löw und Flick lag, die keinen rechten Platz für den brillanten Techniker fanden. Eine prägende Rolle wie bei Manchester City hat Gündogan in der Nationalelf (noch) nicht eingenommen. 

Ruhig wird es um Gündogan nicht werden. Sein Vertrag bei den Cityzens läuft aus, der Verein will ihn um alles in der Welt halten, doch ob er selbst will, steht in den Sternen. Arsenal London und der FC Barcelona baggern an ihm. Gündogan will in den nächsten Tagen, wenn er sich von der Feierei erholt hat, eine Entscheidung bekannt geben. Vielleicht reizt ihn eine letzte Station in seiner langen und so erfolgreichen Karriere. Er würde Manchester City als Vollendeter verlassen. Und so viele Klubs hat Gündogan nicht kennengelernt. Ausgebildet in Bochum führte ihn sein Weg über den 1. FC Nürnberg zu Borussia Dortmund und 2016 zu Manchester City. Gündogan war der erste Spieler, den der neue City-Trainer Pep Guardiola damals verpflichtete. 

Manchester City will jetzt eine Ära prägen so wie Real Madrid in den zurückliegenden Jahren. Guardiola wird einiges dafür getan haben, dass ihm einer seiner wichtigsten Spieler nicht abhanden kommt.

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