International Platzverweisflut - Nervosität bei Real Madrid steigt

Im Skandalspiel gegen Villarreal brannten bei Real Madrid einigen die Sicherungen durch. Angesichts des schwindenden Punktepolsters auf Barcelona wittern die Königlichen Schiedsrichter-Benachteiligungen und eine Barca-Verschwörung. Mourinhos Pressesprecher bringt sich für den Psychokrieg mit den Katalanen bereits in Stellung.

Das einst üppige Punktepolster auf Barca ist nach Real Madrids zweitem Remis in vier Tagen auf sechs Zähler zusammengeschmolzen. Grund mit der eigenen Leistung ins Gericht zu gehen, sehen die Königlichen aber nicht. Stattdessen suchen sie die Schuld beim Schiedsrichter. Zuerst verloren die Spieler und Jose Mourinho auf dem Platz die Nerven, witterten eine Verschwörung, jetzt eröffnet der Pressesprecher des Trainers einen neuen Psychokrieg.

Cristiano Ronaldo war außer sich. "Wir wurden bestohlen, wir wurden bestohlen", wiederholte der wütende Portugiese laut marca.com immer wieder, als er nach Real Madrids 1:1 bei Villarreal wütend vom Platz stapfte. Auslöser für Ronaldos Zorn war der spanische Schiedsrichter Jose Paradas Romero, der Villarreal in der 82. Minute einen nach Meinung der Real-Spieler unberechtigten Freistoß zugesprochen hatte. Den hatte Marcos Senna prompt genutzt, um die zuvor von Ronaldo erzielte Führung doch noch auszugleichen.

Unmittelbar nach dem Tor ging es auf dem Platz des El Madrigal drei Minuten lang drunter und drüber: José Mourinho echauffierte sich außerhalb seiner Coaching-Zone derart über den Pfiff des Referees, dass er von Paradas Romero auf die Tribüne verbannt wurde, wo er seinem bereits kurz nach der Pause aus dem Innenraum verbannten Co-Trainer Gesellschaft leisten musste. Rui Faria hatte laut as.com eine Entscheidung des Schiedsrichters mit höhnischem Applaus bedacht.

Sergio Ramos flog nach einem Frustfoul an Nilmar mit Gelb-Rot vom Platz , kurz darauf durfte auch Mesut Özil nach einem Wortwechsel mit dem Unparteiischen mit glatt Rot vorzeitig zum Duschen gehen. Im Kabinengang lieferte sich Pepe noch eine verbale Auseinandersetzung mit dem Schiedsrichter, bezeichnete ihn auf deren Höhepunkt als "Hurensohn". Aus lauter Wut blieb dann auch José Mourinho wieder einmal der Pressekonferenz nach dem Spiel fern. Offizielle Begründung: zu großer Stress.

Nervosität bei Real steigt nach zweitem Remis in Folge

Die wilden Szenen im El Madrigal machen eins überdeutlich. Real Madrid, das zwischenzeitlich mit zehn Punkten die Tabelle der Primera Divison angeführt hatten, ist nach den zwei unnötigen Unentschieden binnen vier Tagen gegen Malaga und das in Abstiegsgefahr schwebende Villarreal merklich nervös.

Der auf nun sechs Punkte zusammengeschmolzene Vorsprung auf den FC Barcelona ist zwar immer noch komfortabel, der Weg zur eigentlich schon sicher eingeplanten Meisterschaft angesichts des im Vergleich zu den Katalanen deutlich schwereren Restprogramms aber trotzdem kein Selbstläufer.

Denn Real empfängt im Ligaendspurt noch den derzeitigen Tabellendritten Valencia, hat noch unangenehme Auswärtsspiele beim Tabellensechsten Osasuna sowie Atlético Madrid und muss ebenfalls auswärts zum Clasico bei Barca antreten. Barcelona muss aus den aktuellen Top Sechs außer gegen Real nur noch bei Levante (derzeit Vierter) ran, hat ansonsten hauptsächlich Teams aus dem mittleren und unteren Tabellenbereich vor der Brust.

Natürlich hat Real alles selbst in der Hand, aber die Leistungen in den letzten beiden Spielen, die die Siegesserie von elf Spielen in Folge beendeten, waren nicht das, was Mourinho aber auch die Fans von Real erwarteten. Es lief ungewohnt wenig zusammen, Fehlpässe reihten sich aneinander, die Mannschaft ließ zudem den nötigen Druck, teilweise aber auch den letzten Willen zum Sieg vermissen. So baute Real Madrid Villarreal noch einmal auf, das in der Schlussphase der Partie das Spiel noch einmal an sich gerissen hatte, sodass der Ausgleich auch tatsächlich verdient war.

Mourinho-Pressesprecher schießt gegen Barcelona

Vielleicht sind die Tumulte und die Attacken gegen den Schiedsrichter daher aber auch eine willkommene Ablenkung von den sportlich derzeit nicht sonderlich berauschenden Leistungen Reals und der Beginn eines erneuten Psychokriegs gegen Barca. Eladio Paramés, Mourinhos persönlicher Pressesprecher, will von Nervosität bei Mourinho und der Mannschaft jedenfalls nichts wissen, goss via Twitter noch weiter Öl ins Feuer.

"Der vierte Offizielle, der Mourinho und Faria vom Platz geschickt hat, war Katalane – natürlich nur Zufall!", twitterte er. "Wir kennen das doch schon aus unserer Zeit bei Inter. Da wurde auch Krieg gegen uns geführt, wurden uns Punkte geklaut. Und am Ende haben wir Meisterschaft und Champions League gewonnen. Wie? Zusammen und mit Eiern", schrieb Paramés.

Und dann stichelte er gegen Barcelona: "Es ist doch so, dass der Zweite der erste Verlierer ist. Jajajaja, und wer ist Zweiter? Sorry, aber ich kann nicht aufhören zu lachen, während ich nach unten schaue und sehe, wie sie sechs Punkte zurückliegen." Die Frage wird dann wohl sein, wer am Ende lachen wird. Der Clasico am 22. April im Camp Nou wird zum Schlüsselspiel werden. Das Team, das hier die Nase vorn haben wird, dürfte bei dann noch drei auszutragenden Spieltagen sicher das breitere Grinsen im Gesicht tragen.

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