Die Handelfmeter-Regel bleibt ein höchst beliebter Streitpunkt im Fußball. Jüngstes Kapitel in der Endlos-Geschichte ist der nicht gegebene Handelfmeter für den FC Bayern München im Champions-League-Gruppenspiel gegen den FC Kopenhagen. Thomas Müller kritisierte nach dem Schlusspfiff, dass die aktuelle Auslegung der Regel in Verbindung mit Hilfe des Videobeweises kritisch sei. "Da ist, glaube ich, keiner zufrieden", sagte der 34 Jahre alte Fußball-Nationalspieler nach dem 0:0 des FC Bayern am Mittwochabend in der Champions League gegen den FC Kopenhagen beim Streamingdienst DAZN. "Ich weiß nicht, ob die Jungs und Mädels bei der Fifa in ihrem Raum sitzen und sagen, die Handregel ist im Moment echt super. Das glaube ich nicht."
Schiedsrichterin Stephanie Frappart hatte in der Nachspielzeit nach Video-Studium den Strafstoß für die Münchner zurückgenommen. Zuvor hatte Peter Ankersen den Ball im Strafraum im Rippenbereich leicht an den Unterarm bekommen. "Den Handelfmeter hätte ich auch nicht gegeben, aber ich glaube, die Regeln geben es her", sagte Müller. "Aktuell ist es so, habe ich das Gefühl, dass die Regelhüter die Handregel objektivieren wollen." Das funktioniere aber nicht.
Thomas Müller: "Du kannst die Handregel nicht objektivieren"
"Du kannst die Handregel nicht objektivieren", sagte Müller. "Lass doch die Schiedsrichter entscheiden wie beim Foul." Die Unparteiischen sollten auch abhängig von der Situation entscheiden. "Verhindere ich damit ein Tor? Eine riesige Vorlage?", sagte Müller. "Gehe ich Richtung Eckfahne und bekomme den Ball gegen die Hand, dann bekomme ich ihn halt gegen die Hand. Lasst den Schiedsrichter subjektiv entscheiden, natürlich anhand von ein paar Kriterien. Gebt dem Schiri die Macht."
Die 39-jährige Französin Frappart hatte zum ersten Mal ein Spiel mit Beteiligung der Bayern-Männer geleitet. Ersatz-Keeper Sven Ulreich, der auf der Bank saß, bekam das besonders zu spüren, weil Frapart ihm in der zweiten Halbzeit die gelbe Karte zeigte, was den Torwart sichtlich verärgert hatte. Dennoch gab er zu, dass die Karte wegen Meckern berechtigt war. "Zu Schiedsrichtern und Schiedsrichterinnen ist es besser, nichts zu sagen als Trainer. Das kann im Zweifel nur teuer werden", sagte Trainer Thomas Tuchel zurückhaltend nach dem Gruppenspiel.
Dritter Einsatz der Schiedsrichterin in der Champions League
Für die deutschen Nationalspieler um Manuel Neuer, Müller oder Serge Gnabry war Frappart keine Unbekannte. Sie stand auch beim bitteren Vorrunden-Aus der DFB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar gegen Costa Rica (4:2) vor einem Jahr auf dem Platz. Es war ein geschichtsträchtiger Einsatz: Als erste Schiedsrichterin leitete die Französin damals ein Spiel bei einer Männer-WM. Es scheint, als ob Müller und Co. mit ihr nicht glücklich werden.
Für Frappart war es seit ihrem Debüt 2020 der insgesamt dritte Einsatz in der Champions League, der erste in der laufenden Saison. Beim 5:1 von Real Madrid gegen Celtic Glasgow in der vergangenen Saison fiel die Französin mit drei Elfmeter-Pfiffen in der ersten Spielhälfte auf. Ganz neu ist sie aber auch für den FC Bayern nicht: In der Vergangenheit leitete sie zwei Europapokalspiele der Bayern-Fußballerinnen.