Manchester United Rooney läßt den Rüpel hinter sich

Wayne Rooney blüht bei Manchester United derzeit auf. Abseits des Rasens läßt der bullige Angreifer die Skandalnudel hinter sich. Auf dem Platz erzielt er endlich auch die wichtigen Tore. Die Bayern fürchten ihn vor dem Viertelfinalspiel der Champions League wie keinen Zweiten.

Die Rauflust hat Wayne Rooney abgelegt, sein Rüpel-Image ist Vergangenheit. Aus dem jähzornigen Jahrhunderttalent von Manchester United ist ein seriöser Weltklassestürmer geworden. Seine eindrucksvolle Saisonbilanz: 33 Pflichtspieltore für den englischen Fußball-Rekordmeister, 20 Millionen Euro Jahreseinkommen und ein geschätzter Marktwert von 65 Millionen Euro. "Ich habe einen sehr guten Lauf und bekomme viel Unterstützung von meinen Kollegen", sagte der 24-jährige Engländer vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstag (ab 20.45 Uhr im stern.de-Liveticker) in München. "Bayern ist stark, aber wir haben vor keinem Team Angst."

Viermal hat Rooney 2009/2010 im europäischen Club der Besten bereits getroffen - alle vier Tore schoss er im Achtelfinale gegen die vermeintlichen Defensivspezialisten des AC Mailand. Die Weltpresse verneigt sich vor dem derzeit besten Angreifer der Welt neben Barcelonas Argentinier Lionel Messi. Die "New York Times" erhob ihn zu "Englands Hoffnungsträger", Italiens Fachblatt "La Gazzetta dello Sport" nannte den Sohn eines Preisboxers einen "Unheimlichen mit roten Haaren".

"Wayne ist magisch zurzeit"

Mehr als 1500 Länderspiel-Einsätze kommen bei der Gänsehaut-Gala in Münchens Allianz-Arena zusammen. Die alternden ManUnited-Helden Gary Neville (35) und Ryan Giggs (36) waren schon 1999 beim unvergesslichen 2:1-Finalsieg der "Red Devils" gegen die Bayern in Barcelona dabei. Damals machte Rooney gerade als Dreizehnjähriger im Internat des FC Everton auf sich aufmerksam. Das Urteil seines Jugendtrainers: aufopferungsvolle Spielweise, große Laufbereitschaft und Leidenschaft. Dazu gekommen sind Siegeswillen, Schussgewalt, Torinstinkt und stark verbessertes Kopfballspiel.

"Roo's" Abschluss-Souveränität beim Tabellenführer der Premier League bringt die Experten weltweit ins Schwärmen. "Wayne ist magisch zurzeit", lobte Englands Nationaltrainer Fabio Capello. Bayerns Ex- Coach Jürgen Klinsmann genießt Rooneys "Tor- und Titelgier", und Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer traut ihm zu, "in dieser Form sogar England zum WM-Triumph führen zu können".

Ronaldos Weggang war Rooneys Segen

Rooney hatte schon früh die Begabung zur Selbstinszenierung. Mit 16 gab er sein Debüt in Evertons erster Mannschaft, kurz vor seinem 17. Geburtstag erzielte er seinen ersten Treffer für die "Toffees" - als jüngster Torschütze der Liga-Geschichte. Mit 17 feierte er Premiere in der Nationalmannschaft, mit 18 wurde er zum besten Spieler der Euro 2004 gekrönt. Sein Coach Sir Alex Ferguson hält ihn für den den derzeit "besten Spieler der Welt": "Wayne ist besessen und will immer besser werden. Im Moment ist er Sensationell."

Der Weggang des Portugiesen Cristiano Ronaldo zu Real Madrid war für Rooneys Leistungsexplosion ein Segen. Statt als hängende Spitze auf den Flügeln Kraft zu vergeuden, kann er jetzt in der Sturmmitte seinen dynamischen Zug zum Tor ausspielen. Der bullige Rotschopf hat seine früher ungezähmte Aggressivität mit Hilfe eines Psychologen kanalisiert. In "Wayne's World" waren bis 2008 Skandale Normalität. Alkoholexzesse, Prügeleien, Platzverweise oder Provokationen der gegnerischen Fans - vom wilden, unreifen Rooney ist wenig übriggeblieben. Auf den Hinterhöfen Liverpools, in Croxteth, der härtesten Gegend, hatte er neben Fußball auch diesen Zorn gelernt.

Vom "Darling der Armen" zum "Global Player"

2008 heiratete er seine langjährige Freundin Coleen, seit November 2009 ist er Vater. Der ehemalige "Darling der Armen" ("Daily Telegraph") ist längst ein weltweit vermarkteter "Global Player" mit vielen renommierten Werbepartnern. Selbst seine Frau, eine ehemalige Supermarktkassiererin, hat lukrative Verträge, eine eigene TV-Show und schreibt für die Klatsch- Zeitschrift "OK" eine Kolumne. "Als Vater ändert sich das Leben", verriet Rooney, "ich bin ruhiger geworden." Auf dem Platz verwandelt sich diese neue innere Ausgeglichenheit in unnachahmliche Angriffswucht.

Sven Busch, DPA DPA

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