Der Auftritt der deutschen Nationalmannschaft gegen Georgien in Leipzig hat Spuren hinterlassen. Zwar tütete Löws Team mit dem mühsamen 2:1-Sieg die EM-Qualifikation ein, doch die Leistung an diesem Herbstabend gegen ein unterklassiges Team gibt zu denken. Die Kombinationen der Löw-Elf waren flüssig, es gab vor allem in der ersten Halbzeit haufenweise hervorragende Torchancen - nur keine Tore. Und nach dem Führungstreffer durch den verwandelten Elfmeter von Thomas Müller kassierte das DFB-Team postwendend den Ausgleich durch dilettantisches Abwehrverhalten.
Zwei Spieler der Nationalelf gingen nach dem Schlusspfiff mit ihren Teamkollegen scharf ins Gericht. Keeper und Kapitän Manuel Neuer kritisierte: "Man hätte schon denken können, dass das nicht Georgien ist, sondern Italien oder Frankreich", sagte der Welt-Torhüter. "Und dann mach wir noch so Fehler wie mit der Ecke, dass wir da nicht einfach kurz zustellen. Wir haben eine klare Einteilung, jeder Spieler weiß Bescheid", legte er den Finger in die Wunde.
Boateng: Brauchen so nicht anzutreten
Innenverteidiger Jerome Boateng wurde noch deutlicher. "So wie wir heute gespielt haben, brauchen wir nicht anzutreten. Gegen ein Spitzenteam kannst du so nicht spielen. Man muss schon Klartext reden." Einige WM-Tugenden sind in den 15 Monaten nach dem großen Triumph von Rio de Janeiro verloren gegangen. "Das kommt, wenn man einen Schritt zu wenig läuft und glaubt, es geht von alleine", bemerkte der Münchner zu den Defiziten im Zusammenspiel: "Wir müssen es hinten dann ausbaden."
Es war Neuer, der mit zwei Weltklasse-Paraden verhinderte, dass Deutschland sogar noch in Gefahr geriet, in die Playoffs zu müssen. Erst Max Kruse mit dem Siegtreffer (79.) bannte schließlich diese Gefahr.
