Christoph Kramer ahnte es bereits, als die Kugel seinen Fuß verließ. "Ich wollte den Ball flach zurückspielen. Als ich sah, dass der Ball hoch ging, dachte ich: Scheiße", sagte Borussia Mönchengladbachs Weltmeister, nachdem er mit seinem Eigentor aus 45 Metern für den Treffer des Tages in Dortmund gesorgt hatte. Trotz drückender Dominanz und 22:1-Torschüssen hatte der BVB kein Tor erzielt, doch dank Kramer einen 1:0-Sieg und damit den Befreiungsschlag aus der Abstiegszone gelandet. "Als ich sah, dass Yann Sommer so weit vorm Tor steht, dachte ich noch mal: Scheiße. Und als der Ball im Tor war, dachte ich: große Scheiße", sagte Kramer traurig aber aufgeräumt nach dem Schlusspfiff.
Seinen Platz in den Fußball-Jahresrückblicken hat der laufstarke Mittelfeldspieler damit gleich doppelt sicher. Im WM-Finale gegen Argentinien (1:0) hatte er nach einem Zusammenstoß verwirrt den Schiedsrichter gefragt, ob dies das Finale sei. Nun also sein fulminantes Weitschuss-Eigentor. Mit diesem reiht sich Kramer in eine Reihe kurioser Eigentore mit Beteiligung von Mönchengladbach ein. Denn wenn der Ball im eigenen Netz landet, dann hatte die Borussia vom Niederrhein in den vergangenen Jahren immer wieder die Finger mit im Spiel.
Drei Eigentore in einer Partie
Unübertroffen steht dafür der 5:3-Sieg der Gladbacher gegen Hannover 96 am 11. Dezember 2009. Damals profitierte die Fohlen-Elf jedoch vom Pech des Gegners. Denn gleich dreimal traf Hannover ins eigene Netz, die Tore überboten sich an Skurrilität. Zunächst hatte Torhüter Florian Fromlowitz seinen Abwehrspieler Karim Haggui angeschossen und so für Eigentor Nummer eins gesorgt. Dann zwirbelte Abwehrspieler Constant Djakpa den Ball - ohne in Richtung seines Torhüters zu blicken - aus 25 Metern in den Kasten. Damit nicht genug: Haggui markierte sogar noch sein zweites Eigentor an diesem Nachmittag, in dem er aus 18 Metern Fromlowitz mit einem Rückpass auf dem falschen Fuß erwischte. Ein halbes Eigentor gelang zumindest auch der Borussia noch, als Abwehrspieler Jaures seelenruhig mit dem Ball durch den Fünfmeterraum spazierte, um dann Christian Schulz in den Fuß zu spielen. Ein denkwürdiger Tag in der Bundesliga-Historie.
Wie Piplica zum Kulttorhüter wurde ...
Auch beim wohl kuriosesten Eigentor der Bundesliga waren die Gladbacher einst Nutznießer. Am 6. April 2002 unterlief dem damaligen Cottbuser Kulttorhüter Tomislav Piplica ein unfassbares Missgeschick. Gladbachs Marcel Witeczek gab von der Strafraumgrenze einen Schuss ab, dieser wurde abgefälscht und segelte als Bogenlampe in Richtung Piplica. Der Schlussmann studierte die Flugkurve des Balles aufmerksam, um dann aber dennoch nicht einzugreifen. Stattdessen fiel die Kugel auf seinen Kopf und von da ins Tor - 3:3.
Logan Bailly und die Faust
Nicht ganz so ungeschickt und dennoch mit dem gleichen Ergebnis, nämlich einem Eigentor, verhielten sich aber auch schon Gladbachs Torhüter. Logan Bailly etwa sorgte am 18. März 2011 für einen 1:0-Sieg des 1. FC Kaiserslautern, indem er versuchte, einen Eckball mit einer Faust weg zu boxen. Dummerweise traf er nicht voll und beförderte ihn so hinter sich.
Auch ter Stegen reihte sich ein
Bevor Marc-André ter Stegen im Sommer zum FC Barcelona wechselte, reihte auch er sich in die Borussia-Liste ein. Im Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Braunschweig am 1. März 2014 missglückte eine holprige Ballannahme vor dem Tor und endete mit einem Eigentor.
Noch schöner machte es ter Stegens früherer Teamkollege Roel Brouwers am 17. November 2012. In der Partie gegen den VfB Stuttgart lenkte er eine Flanke artistisch über ter Stegen hinweg in den Giebel seines eigenen Tores.
Gladbach und die Eigentore - das nächste Kapitel folgt bestimmt ...