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Fußball-Kommentator Der letzte Auftritt von Béla Réthy: Ein paar feuchte Augen bekam er doch

Béla Réthy an seinem letzten Arbeitstag
Béla Réthy an seinem letzten Arbeitstag
© Matthias Hangst / Getty Images
Das Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko war sein letztes Spiel: Nach 40 Jahren tritt Béla Réthy als Fußball-Kommentator ab. Mit Sandro Wagner an seiner Seite war er gewohnt souverän, aber einen unangenehmen Moment musste er ertragen.

Abschiede nach einem langen Berufsleben sind so eine Sache. Einerseits möchte man die Reden, die vielen nett gemeinten Phrasen und Lobpreisungen möglichst schnell hinter sich bringen. Andererseits möchte man genauso angemessen gewürdigt werden. Vielleicht mit amüsanten Anekdoten der Kollegen, einer soliden Party und einem angemessenen Abschiedsgeschenk. Abschiede sind oft eine zwiespältige Angelegenheit.

Wahrscheinlich war der letzte Auftritt von Kommentator Béla Réthy, der für das ZDF 40 Jahre lang als Reporter gearbeitet und Fußballspiele kommentiert hat, ähnlich zwiespältig. Denn das ZDF ließ es sich nicht nehmen, Réthy gebührend zu ehren. Da war alles dabei, was so einen Abschied ausmacht.

Es ist Béla Réthy eine "große, große Ehre"

Zunächst aber kommentierte Réthy das WM-Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko gewohnt souverän. Als Co-Kommentator stand ihm Ex-Profi Sandro Wagner zur Seite. Da erfuhr man zunächst, dass Réthy an diesem Tag seinen 66. Geburtstag feierte und Wagner ihm Gummibärchen als Nervennahrung schenkte. 

"Béla - macht Spaß mit dir, es ist echt schade, dass du aufhörst", sagte der Wagner nach gut 60 Minuten des Spiels. "Danke, Vorbild. Danke, Legende", würdigte er Réthy nach Abpfiff. Der verabschiedete sich mit ein "ein paar wenigen persönlichen" Worten: "Ich habe versucht, alle zu unterstützen und alle auch irgendwie mitzunehmen", sagte er. "Es freut mich, wenn es gefallen hat, und sorry an die, die ich nicht erreichen konnte. Das ist nicht immer einfach. Auf jeden Fall muss ich sagen, liebe Zuschauer, war es mir eine große, große Ehre. Tschüss und adieu."

Es ehrt Réthy, dass er bei seinen Abschiedsworten diejenigen nicht vergaß, die schon bei der Erwähnung seines Namens mit den Augen rollten. Es gehört zum Job eines Fußball-Kommentators dazu, Ziel von Häme und Spott zu sein. Und das manchmal kübelweise. Genauso war Réthy für die meisten aber eine Institution, der man Jahrzehnte lang gern zugehört hat. Réthy war quasi fester Bestandteil des Fanlebens.

Das Studiopublikum singt und applaudiert

Nach Ende des Spiels schaltete die TV-Runde mit Moderator Jochen Dreyer und den Experten Per Mertesacker, Christoph Kramer und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg zurück zu Réthy, der im Al-Bayt-Stadion in Katar an seinem Kommentatoren-Platz ausharrte. Er parke seine "Gefühle noch ein bisschen", wie er es ausdrückte. Dann wurde eine dreiminütige Würdigung des Kollegen Nils Kaben eingespielt, in der man eine Szenen-Revue aus den vergangenen 40 Jahren sah.

Dazu gehörten die Bilder aus den 80er Jahren, als Réthy den damals üblichen Mittelscheitel und eine sehr große Brille trug. Oder seine emotionalen, sich überschlagenden Worte, als Oliver Bierhoff 1996 im EM-Finale das Golden Goal erzielte und die Deutschen zum Titel schoss. Oder die angemessenen Worte, als die DFB-Elf im WM-Halbfinale 2014 Gastgeber Brasilien mit 7:1 zusammenschoss.

Doch es kam, wie es kommen musste bei so einem Abschied. Es wurde am Ende ein bisschen unangenehm, zumindest aus Zuschauersicht. Jetzt waren nämlich Christoph Kramer und Per Mertesacker mit ihren Würdigungen an der Reihe. Moderator Breyer leitete zu den Experten über, indem er anmerkte, dass Réthy jeweils die Nationalmannschaftsdebüts der beiden kommentiert hatte. Während Kramer gestand, dass er sich ein Kind von Réthy wünsche, wenn er eine Frau wäre, legte Mertesacker einen drauf: Er stimmte kurzerhand "Es gibt nur einen Bela Réthy" an. Das Original handelt natürlich von Rudi Völler, der Fußball-Gesang ist Allgemeingut. Stimmungskanone Mertesacker erhob sich dazu, klatsche rhythmisch in die Hände und das Studiopublikum tat es ihm gleich. Réthy nahm es mit der notwendigen Gelassenheit, lachte und grüßte ins Studio zurück. Ein paar feuchte Augen hatte er dann doch.

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