Einer der lautesten Kämpfer gegen rechts in der Fußball-Bundesliga tritt ab – zumindest ein bisschen. Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt, gibt sein Amt nach fast 24 Jahren auf. Am 5. Februar wird auf der Mitgliederversammlung Nachfolger Mathias Beck gewählt werden. Nach Fischers Auskunft sei Beck "ein Mann, der sehr vieles gut macht und gut kann, auch auf Feldern, auf denen ich nicht gut war".
Ganz will sich Fischer nicht aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Das könnte der temperamentvolle Mensch, der er ist, gar nicht. Fischer wird in Zukunft als Ehrenpräsident der Eintracht fungieren und den Verein als Botschafter vertreten. Der Mann, der von sich sagt, dass er eigentlich nichts könne außer "reden", will sich weiter einmischen, auch über eine Stiftung, in der er sein gesellschaftspolitisches Engagement fortführen will. "Es ist der richtige Moment zu gehen", sagt Fischer. Den "Kampf gegen Nazis und Rechtsextremismus" wolle er fortführen. Oder wie er es ausdrückt: "Gegen die braune Nazi-Brut".
Der berühmte Satz über die AfD
Welche Folgen das persönlich haben kann, bekam Fischer zu spüren, als er klar Stellung bezog. Sein berühmter Satz im Sommer 2018 "Wer die AfD wählt, kann bei uns kein Mitglied sein" verursachte über die Vereinsgrenzen hinweg hitzige Debatten. Fischer beantwortete die Frage nach der Abgrenzung zu der rechtsextremen Partei schon damals deutlicher, als es mancher CDU- oder FDP-Politiker in Ostdeutschland es heute tut. "Es gab hunderte von Anzeigen, die ich bekommen habe. Es gab unendliche Bedrohungen", berichtet Fischer. Es habe aber auch eine gute Seite gehabt: "Wir haben da definitiv etwas bewirkt – auch bei dem einen oder anderen Verein und Verantwortlichen, sich ebenso deutlich zu positionieren."
Fischer war ohne jeden Zweifel einer der schillerndsten Präsidenten der Bundesliga. Das lag nicht nur an seiner leutseligen Art oder dem politischen Engagement, sondern auch an den sportlich Erfolgen, die der Verein in seiner Amtszeit feierte. Der größte war der Gewinn der Europa League im Mai 2022. Die Eintracht legte eine unglaubliche Reise durch die europäischen Stadien hin. Höhepunkt war der Sieg gegen den FC Barcelona im Viertelfinale. Im Finale bezwang das Team des damaligen Trainers Oliver Glasner die Glasgow Rangers. Genauso unvergessen bleibt natürlich der Pokalsieg gegen die Bayern 2018. Es gab zwei Abstiege in die zweite Liga, die jeweils nur ein Jahr währten.
Unter Fischer entwickelte und professionalisierte sich der Klub enorm. Die Mitgliederzahl stieg während seiner Amtszeit von 5000 auf 135.000 – eine unglaubliche Zahl, die unter anderem seinem Kampf gegen die AfD und Rechtsextremisten zuzuschreiben ist. "Es gehören nicht nur Ergebnisse dazu, zweifelsohne, und nicht nur Pokale", meinte er. "Entscheidender ist, dass wir neben dem Sport sehr klare Werte haben, die wir vertreten und für die wir einstehen."
Nicht jedem passte sein lockerer Stil
Der lebensfrohe und kommunikative Präsident rief mit seiner Art bei einigen Kritik hervor. Nicht jedem passte der lockere Stil. Zu seinem Markenzeichen gehörten Drei-Tage-Bart und rote Turnschuhe. Der auch als "Party-Präsident" titulierte Fischer schoss gern über das Ziel hinaus, wie nach dem Europacup-Triumph 2022, als er sagte: "Ein Europapokal-Sieg ist tausendmal besser als Sex. Weil diese Pokale gibt es verdammt, verdammt selten." Damit begeisterte er nicht jeden, aber viele Fans, die ihm bei Ansprachen oft zu gerufen haben: "Peter gibt einen aus."
Die Entscheidung, sich aus der ersten Reihe zurückzuziehen, kündigte Fischer im Mai des vergangenen Jahres an. Er zog damit die Konsequenz aus einem dunklen Kapitel, das er und seine Familie erleben mussten. Damals hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Kokain-Besitzes aufgenommen, Fischer sprach von einer "Rufmord-Kampagne", bei der Grenzen überschritten worden seien. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen schließlich ein. Trotzdem gehe er "mit Zufriedenheit" und ohne Bitterkeit, sagte Fischer. "Ich bin stolz auf einen Verein, der gut aufgestellt und zukunftsorientiert ist", bilanzierte er sein Lebenswerk.
Quellen: DPA, "Frankfurter Rundschau", "hessenschau"