Königsblau in der Krise Schalke und die verflixte Trainersuche: Warum der Klub längst nicht mehr jeden bekommt

Auf Schalke lassen es die Anhänger krachen und rauchen
Auf Schalke lassen es die Anhänger vor dem Heimspiel gegen Magdeburg krachen und rauchen, selbst wenn es sich um eine Gedenkminute für die Opfer von Erdbeben und Überflutungen handelt
© Bernd Thissen / DPA
Der FC Schalke 04 steckt in Schwierigkeiten: Der Verein hat einen Fehlstart hingelegt und den Trainer gefeuert. Doch einen Nachfolger für Thomas Reis zu finden, dürfte schwierig werden. Viele wollen sich den Job beim "FC Schleudersitz" nicht antun.

Vorläufig wird Matthias Kreutzer den Job des Trainers beim Zweitligisten FC Schalke 04 übernehmen. Er kennt das schon. Auch vor der Anstellung des gerade gefeuerten Thomas Reis half Kreutzer als Kurzzeit-Chef aus. Das war im Oktober des vergangenen Jahres, nachdem die Klubführung Frank Kramer entlassen hatte. Der war damals nur rund drei Monate im Amt, weil ihn die Schalker Anhänger von Beginn an vehement abgelehnt und die Mannschaft einen katastrophalen Saisonstart hingelegt hatte. Die desaströse Phase unter Kramer legte den Grundstein für den Abstieg, denn die verlorenen Punkte holte Schalke unter Nachfolger Reis nicht auf, auch wenn die Ergebnisse besser wurden. Jetzt wiederum ist auch Reis Geschichte und reiht sich ein in die schier endlos lange Liste gescheiterter Schalke-Trainer. 

Allein acht Chefs hat Kreutzer erlebt, seit er 2019 Co-Trainer wurde. Kein anderer Verein hat einen derartigen Verschleiß an Übungsleitern, selbst der Hamburger SV ist mittlerweile geradezu seriös im Gegensatz zu den Königsblauen. In der Branche firmiert Schalke deswegen als FC Schleudersitz 04.

Viele Trainer wollen Schalke nicht trainieren

Genau das könnte zunehmend zum Problem werden, weil nicht mehr viele Trainer bereit sind, den Job auf Schalke zu übernehmen. Das Fachmagazin "Kicker" berichtet, dass in der Branche eher Kopfschütteln vorherrsche, sobald der Name des Vereins falle. Verstärkt wird der negative Eindruck durch eine farblose Klubführung, die das aktuelle Chaos mitverursacht hat. Erst suspendierten Sportdirektor André Hechelmann und Sportvorstand Peter Knäbel den Spieler Timo Baumgartl, weil der in einem TV-Interview die Taktik des Trainers kritisiert hatte. Tage später entließen sie den Trainer, weil das Verhältnis zur Mannschaft zerrüttet sei und Schalke nach sieben Spieltagen auf einem Relegationsplatz steht. Es gibt besseres Konfliktmanagement, als es in diesen Tagen bei den Königsblauen an den Tag gelegt wird.

Ein weiterer Faktor macht die Trainersuche schwieriger als früher: das Geld. Nach der Corona-Pandemie und zwei Abstiegen innerhalb von zwei Jahren sind die Kassen klamm und Schalke kann sich längst nicht mehr jeden Trainer leisten. Der gerade gefeuerte Reis bezahlte im vergangenen Jahr einen Teil seiner Ablöse an den VfL Bochum, rund 300.000 Euro, aus eigener Tasche.

Sandro Schwarz wird als Kandidat genannt

Dennoch werden Namen für die Nachfolge von Reis gehandelt. Einer davon ist Sandro Schwarz, der Sportdirektor Hechelmann aus gemeinsamen Mainzer Tagen kennt. Ob Schwarz allerdings Lust auf den Schleudersitz hat, ist eine andere Frage. Im vergangenen Jahr war Schwarz bei Hertha BSC Berlin gescheitert, ein ähnlich dysfunktionaler Verein. Hertha feuerte ihn, nachdem sie mit Schwarz auf den letzten Tabellenplatz abgestürzt waren. Am Ende stieg Hertha als Tabellenletzter ebenfalls ab.

Knäbel und Hechelmann haben vorsorglich angekündigt, sich für die Trainersuche Zeit zu nehmen. Das klingt seriös und nach einem wohl überlegten Plan. Vielleicht ist die Ankündigung aber der Tatsche geschuldet, dass es nur wenige Kandidaten gibt. Oder die Schalker Verantwortlichen hoffen auf eine interne Lösung. Sowohl Kreutzer als auch Klub-Legende Mike Büskens gelten als kompetent genug, um den Job zu übernehmen. Büskens führte die Mannschaft – als Interimstrainer – im vergangenen Jahr sogar zurück in die Bundesliga. Allerdings wollen beide keine Cheftrainer sein, wie sie unmissverständlich klar gemacht haben. Sie wissen nur zu genau, dass es auf Schalke nur ein sehr kurzes Engagement wäre.

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