Streit um TV-Vermarktung DFL erhebt Klage gegen das Bundeskartellamt

Der Ligaverband und die DFL haben Beschwerde gegen das Bundeskartellamt eingelegt. Dieses hatte die eigentlichen Pläne zur Zentralvermarktung der Fernsehrechte gestoppt. Ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof ist nicht ausgeschlossen.

Der Ligaverband und die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH haben beim Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde gegen das Bundeskartellamt eingelegt. Es gehe dabei um die "faktische Untersagung der ursprünglich geplanten Medienvermarktung", teilten die beiden Organisationen am Donnerstag mit. Das Bundeskartellamt hatte im Juli vergangenen Jahres die Pläne der DFL zur Zentralvermarktung der Fernsehrechte gestoppt. "Durch diesen in Europa einmaligen Vorgang drohen der Liga erhebliche Wettbewerbsnachteile im internationalen Vergleich", sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball in einer Pressemitteilung.

Für die Erst- und Zweitliga-Vereine war durch das Einschreiten der Bonner Aufsichtsbehörde am 24. Juli 2008 der Vertrag mit der Kirch- Tochter Sirius geplatzt, der den 36 Profivereinen jährlich 500 Millionen Euro gebracht hätte.

Kritik von Rauball

Die ursprünglichen Pläne der Liga ab der Spielzeit 2009/2010 hatten vorgesehen, fünf Samstagspiele erst ab 22.00 Uhr im Free-TV zu senden. Nach dem Einschreiten des Bundeskartellamts soll es nun ein exklusives Spiel am Samstagabend und zwei Partien mit unterschiedlichen Anstoßzeiten am Sonntag geben. Kernspieltag der Bundesliga soll der Samstag mit in der Regel sechs Partien bleiben, die Höhepunkte der fünf Nachmittagspartien sollen ab 18.30 Uhr im Free-TV zu sehen sein. Ligaverband und DFL teilten mit, die Vorgehensweise des Bundeskartellamtes sehe nicht akzeptable Hürden für die zentrale Rechte-Vermarktung vor und schränke diese massiv ein.

Ligaverband und DFL wären ihrer Ansicht nach dauerhaft gezwungen, auf die Ausschreibung eines Vermarktungsszenarios zu verzichten, das eine Highlight-Erstberichterstattung im Free-TV später als 20.00 Uhr vorsieht. "Ligaverband und DFL sind somit rechtlos gestellt", beklagte sich Rauball. "Wir wollen und brauchen für die Zukunft Planungs- und Rechtssicherheit."

Gespräche mit Politikern

Die DFL wird der Gang vors OLG Düsseldorf einen mittleren sechsstelligen Betrag kosten. Die Profivereinigung geht davon aus, dass der Rechtsstreit ein bis zwei Jahre dauert. Notfalls wollen Rauball und Co. bis vor den Bundesgerichtshof und den Europäischen Gerichtshof ziehen. "Wir wissen, dass wir juristischen Neuland betreten, weil wir ohne förmliche Entscheidung den Rechtsweg beschreiten müssen", erklärte Bauball. "Hierzu gibt es aber keine Alternative."

Parallel führen die Funktionäre um Rauball und DFL-Geschäftsführer Christian Seifert Gespräche mit Politikern, um eine europaweit einheitliche Gesetzgebung zu erreichen.

AP · DPA
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