Der in der sportlichen Krise steckende Miroslav Klose hat einen Einblick in sein Seelenleben gegeben und zugleich seinen Mitspieler Torsten Frings verbal angegriffen. "Wer Torsten kennt, der weiß: Wenn der Wind aus der Richtung kommt, dann äußert er sich so, und wenn er von der anderen Richtung kommt, dann ist es genau das Gegenteil. Das kann sich ja täglich und stündlich ändern", sagte der Fußball-Nationalspieler in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). Klose reagierte damit auf Äußerungen seines Vereinskollegen Frings, der ihm unterstellt hatte, keine emotionale Bindung an Werder Bremen mehr zu haben.
Einen Tag vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei am Mittwoch in Hamburg wurde der Bremer Konflikt um die Zukunft Kloses somit auch in die deutsche Nationalmannschaft getragen. Der vom FC Bayern München umworbene Stürmer machte keine konkreten Aussagen, ob er schon in der Sommerpause zum deutschen Rekordmeister wechseln wird. "Die wichtigen Leute wissen Bescheid - aber glauben Sie mir, nicht alle Spieler, das bestimmt nicht", sagte Klose. Bundestrainer Joachim Löw hat dem 28-Jährigen mehrfach das Vertrauen ausgesprochen und trotz der Formschwäche auch für das Slowakei-Spiel eine Einsatzgarantie gegeben.
In Richtung von Frings merkte Klose an, dass er sich auch nicht um dessen mittlerweile ad acta gelegten Wechsel-Ambitionen zu Juventus Turin gekümmert habe, "weil es seine Entscheidung ist, ob er geht oder bleibt." Klose hat in Bremen noch einen Vertrag bis 2008. Zuletzt hatten sich jedoch die Anzeichen gemehrt, dass er bereits in der kommenden Saison in München spielen wird.
Bayern-Präsident Franz Beckenbauer forderte in der "Bild"-Zeitung beide Vereine auf, sich zur Lösung der brisanten Personalfrage an einen Tisch zu setzen. Werder- und Nationalmannschaftskollege Per Mertesacker hatte angemerkt, dass Klose "extrem beäugt" werde, würde er in der kommenden Saison in Bremen spielen und gleichzeitig sein Wechsel im Sommer 2008 nach München bereits feststehen.
Erstmals sprach Klose auch über die seit Wochen kursierenden Gerüchte um sein Privatleben. "Das Schlimmste waren die Lügengeschichten, die über mich und mein Privatleben in die Welt gesetzt wurden, diese Schmutzkampagne. Was da auf mich und meine Familie und mein Umfeld eingeprasselt ist: Das Gerede darüber, dass meine Frau schwanger wäre von einem Mitspieler und all das Zeug", beschwerte sich der WM-Torschützenkönig.
Eindringlich betonte er: "Ich bin mit meiner Familie sehr, sehr glücklich. Ich liebe meine Frau und meine Kinder über alles, ich bin ein glücklicher Vater", sagte Klose. Der Angreifer vermutet offenbar eine gezielte Aktion gegen ihn und kündigte verbal Revanche an. "Ich glaube zu wissen, wer mir einen Seitenhieb verpassen will. Dazu werde ich zur gegebenen Zeit noch die passende Retourkutsche setzen."
Klose räumte ein, dass es ein Fehler gewesen sei, die Werder- Verantwortlichen nicht über sein Treffen mit dem FC Bayern Ende April informiert zu haben. "Es ist mir wichtig, dass die Leute, die es betrifft, Bescheid wissen", sagte er. Über seine Leistung in den vergangenen Monaten sei er selbst enttäuscht. "Ich bin nicht zufrieden, genauso ist es der Verein nicht. Wir haben die Ziele, die wir uns gesteckt haben, nicht erreicht, und ich habe meinen Teil dazu beigetragen", sagte Klose. Mitte der Rückrunde habe er unter einer Viruserkrankung gelitten, die ihn körperlich extrem geschwächt habe. Zuhause konnte ich vier Treppen hochgehen, dann musste ich mich setzen und war fix und fertig", berichtete Klose.
DPA/kbe