Timo Baumgartl war ein topfitter, aufstrebender Fußballprofi, als ihn die Schockdiagnose ereilte: Hodenkrebs. Bei dem Verteidiger von Union Berlin (111 Bundesligaspiele) wurde während einer Vorsorgeuntersuchung im Mai ein Tumor entdeckt. Daraufhin musste sich der 26-Jährige, der im vergangenen Jahr von der PSV Eindhoven an die Köpenicker ausgeliehen worden war, einer Chemo-Therapie unterziehen.
Auf LinkedIn berichtete der Fußballspieler in einem persönlichen Post davon, wie er die Nachricht von seiner Erkrankung aufgenommen hat, wie er die Chemotherapie überstanden hat und wie der Krebs sein Leben verändert hat. Durch die Krebsdiagnose sei er zum ersten Mal in seinem Leben "mit der Sterblichkeit konfrontiert" gewesen, schrieb Baumgartl.
Timo Baumgartl: Prioritäten haben sich verändert
"Mit 26 Jahren macht man sich über alles andere Gedanken, aber nicht unbedingt über Krebs. Man fühlt sich unverwundbar, vor allem als Leistungssportler", gab der Fußballer einen Einblick in sein Innenleben. Deshalb sei es für seine Freundin und ihn auch schwierig gewesen, mit der Situation umzugehen.

Baumgartl wurde zunächst operiert und musste sich dann einer Chemotherapie unterziehen. "Eine unglaublich harte Zeit für mich", gestand er. "Das verändert den Körper, auch mental. Die Momente auf der Onkologie-Station werden mich mein Leben lang prägen." Durch die Krebserkrankung hätten sich seine Prioritäten im Leben "komplett gewandelt": "Ich habe begonnen, mich nicht mehr über Kleinigkeiten aufzuregen." Auch habe er die Situation schnell mit Humor nehmen und positiv in die Zukunft blicken können.
Die leicht zu verstehende Checkliste für den Vorsorgemuffel Mann

Alle zwei Jahre können Männer ab 35 einen von der Krankenkasse getragenen Check-up durchführen lassen. Der Arzt fragt nach Beschwerden, Lebensstil und Krankheiten in der Familie, horcht Lunge und Herz ab, prüft Haut, Gelenke und Reflexe, misst Blutdruck und Puls. Im Blut werden Gesamtcholesterin und Blutzucker, im Urin das Eiweiß Albumin, rote und weiße Blutkörperchen, Nitrit und Glukose bestimmt. Die Tests erkennen keine Krankheiten, sondern liefern nur erste Hinweise auf zum Beispiel auf Herz- Kreislauf-Probleme, Nierenerkrankungen, Arteriosklerose oder Diabetes.
Bei Männern wird besonders Augenmerk auf den Gesamtcholesterin-Wert gelegt, also das Verhältnis vom LDL-Cholesterin wegen seines Risikos von Ablagerungen in den Blutgefäßen zum HDL-Cholesterin wegen seiner das Blutfett senkenden Wirkung. Ein gutes Ergebnis weist einen hohen HDL-Anteil und niedrige LD-Werte aus. Hohe Blutfettwerte begünstigen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aus den Daten lassen sich Konsequenzen ziehen, auch um spätere Krankheiten zu verhindern.
Jüngere Studien weisen allerdings darauf hin, dass Menschen, die diesen Check absolvieren, im Schnitt nicht länger leben oder seltener erkranken. Doch wie das so ist mit Studien, sie bilden Statistiken ab. Bei wem im Rahmen dieser Untersuchungen schon frühzeitig Unstimmigkeiten festgestellt wurden, ist sicher froh, dort gewesen zu sein Seit 2019 gehört auch eine Impfanamnese zum Check: Gemeinsam mit dem Arzt klären die Versicherten, ob ihr Impfschutz vollständig ist.
Auch andere Bundesligaspieler von Hodenkrebs betroffen
Baumgartl hat sich mittlerweile auf den Fußballplatz zurückgekämpft, er kann zumindest wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Wann er sein Comeback geben wird, ist allerdings noch offen. Baumgartl appellierte in seinem Post an alle Männer, sich regelmäßig einer Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen: "Es sind nur wenige Minuten, die keinem Mann schaden." In dieser Hinsicht wolle er ein Vorbild sein. Nach der Erkrankung des Abwehrspielers hatte Union Berlin alle Spieler zur Vorsorgeuntersuchung geschickt.
Auch bei den Bundesligaspielern Marco Richter (Hertha BSC) und Sebastien Haller (Borussia Dortmund) wurde zuletzt Hodenkrebs festgestellt. Richter hat die Erkrankung überstanden und kam bereits wieder in der Bundesliga zum Einsatz. BVB-Stürmer Haller muss sich einer Chemotherapie unterziehen. Baumgartl und der Franzose befinden sich im Austausch, wie der Union-Spieler erzählte: "Wir schreiben viel. Er hat mir viele Fragen gestellt und ich versuche täglich, ihm zu helfen und ihn zu motivieren."
Quelle: Timo Baumgartl auf LinkedIn