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Trainerentlassung Hertha feuert Markus Babbel

Erst gab es den gegenseitigen Vorwurf der Lüge, jetzt folgte die logische Konsequenz: Hertha BSC Berlin hat Trainer Markus Babbel gefeuert. Der Nachfolger soll schon bereit stehen.

Markus Babbel ist nicht mehr Trainer des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Der Berliner Verein stellte den Coach am Sonntag mit sofortiger Wirkung von seinen Verpflichtungen frei, teilte der Club mit. Am letzten Spieltag der Hinrunde war der seit langem schweldende Konflikt zwischen Trainer Markus Babbel und Hertha-Manager Michael Preetz in dem gegenseitigen Vorwurf der Lüge eskaliert. Jetzt endete konsequenterweise die kurze Berliner Ära Babbel. Babbel fühlte sich zuletzt als Prügelknabe, die Mannschaft war genervt - und die Clubführung bastelte an einer Notlösung für das DFB-Pokal-Achtelfinale am Mittwoch gegen den 1. FC Kaiserslautern. "Das ist überflüssig wie ein Kropf. Dass da niemand unbeschadet herauskommt, ist klar", kommentierte Hertha-Präsident Werner Gegenbauer die hausgemachte Posse, ohne selbst für Deeskalation beim Fußball-Bundesligisten zu sorgen.

"Ich habe es nicht nötig, irgendwelchen Scheiß zu erzählen", betonte der 39 Jahre alte Babbel, als er am Sonntagmorgen auf dem Trainingsplatz vor einer großen Journalistenschar nochmals seine Sicht darstellte. Anfang November habe er seinem Vorgesetzten Michael Preetz mitgeteilt, dass er im Sommer 2012 definitiv Abschied nehmen werde aus der Hauptstadt. "Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich da gradlinig bin. Warum soll ich da rumeiern? Ich habe mich intern zu meiner Zukunft frühzeitig geäußert, um dem Verein die Möglichkeit zu geben, planen zu können", bemerkte Babbel und meinte in Richtung Preetz: "Da hat er vielleicht nicht richtig zugehört."

Hertha: Babbel lügt


Präsident Gegenbauer hatte schon nach Herthas 1:1 in Hoffenheim diese Darstellung ins Reich des Lügen-Barons Münchhausen verwiesen. Es sei "völlig ausgeschlossen", dass ihm sein freundschaftlich verbundener Partner Preetz die Ankündigung Babbels verschwiegen habe. Manager Preetz will erst am vergangenen Dienstag von Babbels endgültiger Verlängerungsabsage erfahren haben und schloss aus, im November etwas überhört zu haben: "Wenn es um so zentrale Sachen geht, sind meine Ohren auf Empfang geschaltet."

Als das Kind längst im Brunnen lag, rätselten am Sonntag alle Protagonisten, warum es überhaupt zu einer derartigen Zuspitzung der Konflikte gekommen ist. "Ich kann mir nichts vorwerfen", betonte Babbel und verwies darauf, dass er sechs Wochen lang für den Verein die Unwahrheit über seine Zukunftsvorstellungen verbreitete hatte: "Ich habe mich immer daran gehalten, was mir vorgegeben wurde." Doch jetzt sei der Moment gekommen, sich auch selbst schützen zu müssen: "Das ist einfach ein Punkt, den ich nicht akzeptieren kann, dass ich als Lügner hingestellt werde", erklärte der ehemalige Europameister.

Skibbe soll Nachfolger werden


In Berlin wird nun Michael Skibbe als Hertha-Trainer ab 1. Januar 2012 gehandelt. Derzeit ist der ehemalige DFB-Assistenzcoach von Rudi Völler noch beim türkischen Erstligisten Eskisehirspor engagiert. Skibbe müsste wohl aus seinem Vertrag herausgekauft werden. "Wir müssen die angeschlagene Glaubwürdigkeit wieder herstellen und eine Lösung finden, die sportlichen Erfolg verspricht", kündigte Clubchef Gegenbauer als nächste Aufgabe an. "20 Punkte sind für einen Aufsteiger aller Ehren wert, das ist natürlich auch mit die Leistung von Markus Babbel", bemerkte der Präsident.

Als Versöhnungsangebot aber konnte das nicht gewertet werden, zumal Babbel auch Gegenbauer in ein negatives Licht gerückt hatte. "Ich schätze den Präsidenten unglaublich", sagte der Trainer. Es sei aber bedauerlich, dass Gegenbauer offensichtlich benutzt werde. Auch ein Gespräch mit Manager Preetz schloss Babbel aus: "Da müssen Sie mich verstehen, das kann ich nicht machen. Es gibt die eine Aussage, es gibt die andere Aussage."

Babbel nennt keine Gründe für Abschied


Aus Gründen, "die ich nicht näher bringen will", habe er entschieden, sich im Sommer 21012 verändern zu wollen, sagte Babbel nach dem schwer erkämpften Punkt in Hoffenheim, den Roman Hubnik mit seinem Ausgleichstor in der 91. Minute gerettet hatte. Den Ausschlag haben wohl eher private Gründe gegeben. Fehlende sportliche Perspektiven bei Hertha seien es nicht gewesen: "Das ist ja auch Käsequark, dass ich vier neue Spieler fordere. Da haben wir nie darüber gesprochen", sagte Babbel schon vor dem offiziellen Aus, über das die Hertha-Chefs am Sonntag verhandelten.

Das Hin und Her lässt auch das seit nunmehr sechs Spielen sieglose Team nicht kalt, das vor 25 550 Zuschauern in der Rhein-Neckar-Arena gegen 1899 nach dem Platzverweis für Raffael eine Energieleistung bot. "Die Geschichte belastet logischerweise auch die Mannschaft, die kriegt das auch mit", kommentierte Christian Lell die peinliche Debatte. Dass Babbel am Mittwoch gegen Kaiserslautern im Pokal noch einmal die Herthaner betreuen darf, erschien schon am Sonntag undenkbar. "Das ist schwer zu beantworten. Ich hoffe es natürlich", meinte Babbel - und verabschiedete sich mit einem Lächeln.

tis/DPA DPA

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