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Mauer DFB-Sieg gegen Liechtenstein Wie unter Löw: Deutsche Fans flüchten sich in Galgenhumor und Spieler reden sich heraus

Jonas Hofmann, Timo Werner, Leroy Sané, Marco Reus, Thilo Kehrer (v.l.n.r.)
Müdes Abklatschen gegen Liechtenstein nach dem Schlusspfiff: Jonas Hofmann, Timo Werner, Leroy Sané, Marco Reus, Thilo Kehrer (v.l.n.r.)
© Sven Hoppe / DPA
Das Debüt von Hansi Flick als Bundestrainer hat nicht die erwartete Aufbruchsstimmung erzeugt – im Gegenteil: Viele Fans fühlen sich bereits an die letzten Auftritte der Nationalelf unter Joachim Löw erinnert. Dazu passten die Aussagen der Nationalspieler.

Spätestens als Niklas Süle den zweiten Schussversuch aus der Distanz sehr weit am Tor der Liechtensteiner Nationalelf vorbeigeschossen hatte, dämmerte wohl auch dem innigsten Anhänger der Nationalelf: Auf den neuen Bundestrainer wartet sehr viel Arbeit. Die sinnlosen Versuche des Bayern-Verteidigers in der Mitte der zweiten Halbzeit standen sinnbildlich für die Leistung des DFB-Teams an diesem Abend in St. Gallen. Die Versuche, aus der 2:0-Führung irgendwie ein 4:0 oder 5:0 zu machen, also ein Ergebnis, das sich gegen einen fünftklassigen Gegner sehen lässt, endeten ohne Erfolg.

Die von Flick auf das Feld geschickte Mannschaft versprühte keine Kreativität, kein Tempo, keine Präzision und strahlte wenig Torgefahr aus. Es war genauso schlimm wie in den letzten bleiernen Jahren unter Joachim Löw. Auf Twitter reagierten die deutschen Anhänger erwartungsgemäß mit dem üblichen Social-Media-Spott.

Man sollte gegen Armenien keine Leistungsexplosion erwarten

Nun kann man die Lästereien der Anhänger abtun, aber man kann sie auch als Gradmesser für den allgemeinen Zustand der Nationalmannschaft sehen. Ein weiterer Gradmesser sind die Aussagen der Spieler nach dem Spiel, in denen – bewusst oder unbewusst – viel Realitätsverweigerung mitschwang. Und Ausreden. Bayern-Profi Joshua Kimmich sagte: "Natürlich haben wir uns vorgenommen, mehr Tore zu machen. Wir haben uns schwergetan. Es war komisch, schwierig, der Gegner hat dermaßen tief verteidigt, das habe ich so fast noch nie erlebt. Nichts hat so wirklich funktioniert." Kimmich will das aber nicht überbewerten. Die Mannschaft nehme "den Sieg mit". Und besser werden müsse man auch. Doch er sagte auch: "(...) Es ist schwierig, dieses Spiel zu bewerten. Das war ja eigentlich kein Fußballspiel."

Toni Kroos in Wembley

Marco Reus, der sein erstes Länderspiel seit Oktober 2019 bestritt, betonte, wie tief die Liechtensteiner standen : "Der Gegner stand fast an der eigenen Torlinie. Da ist es schwierig durchzukommen." Torschütze Werner sagte es ähnlich. Er habe "selten erlebt, dass ein Team so tief hinten drin steht".

Was sie nicht sagten: So ganz überraschend war es nicht, dass sich der Gegner am eigenen Strafraum einigelte. Es ist ja gerade die Aufgabe von Spitzenteams, Mittel und Wege zu finden, solche Abwehrriegel zu knacken, auch wenn der Gegner so unattraktiv ist wie das kleine Liechtenstein, das nicht mal eine eigene Liga hat. Dass die DFB-Elf so schwach spielte, hat eben nicht nur mit mangelnder Motivation zu tun, sondern auch damit, dass sie dazu nicht in der Lage war. Das Auftreten erinnerte ein wenig an die Zeit vor und während der Europameisterschaft, als sich die Mannschaft zu oft einredete, mithalten und quasi auf Knopfdruck ein Spitzenteam werden zu können. Als wenn sich Passwege, Kombinationen, Spielzüge und Motivation einfach über Nacht herbeizaubern lassen und nicht das Ergebnis eines langen Prozesses wären. Der nächste Gegner am Sonntag heißt Armenien, das nach vier Spielen in der WM-Qualifikation Gruppenerster ist. Man sollte nicht zu viel erwarten.

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