WM 2006 Wörns fliegt aus der Nationalmannschaft

Der Streit zwischen Jürgen Klinsmann und Dortmunds Innenverteidiger Christian Wörns hat einen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Der Nationaltrainer hat seinen Kritiker kurzerhand aus der DFB-Elf geworfen.

Erst drohte er öffentlich mit Rücktritt, dann kam ihm der Bundestrainer zuvor. In der seit Monaten schwelenden Auseinandersetzung mit Jürgen Klinsmann hat Christian Wörns den Kürzeren gezogen. Aus Verärgerung über dessen Kritik an den Auswahlkriterien bei der Zusammenstellung der Nationalmannschaft strich der Fußball-Bundestrainer den Manndecker von Borussia Dortmund kurzerhand aus dem Kader für die Fußball-Weltmeisterschaft.

"Die sportliche Leitung der Nationalmannschaft hat entschieden, dass Christian Wörns nicht mehr dem Kader für die Fußball-WM 2006 in Deutschland angehört", teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) jetzt mit. Wörns habe sich mit den Reaktionen nach der Nichtnominierung für das Länderspiel am 1. März in Italien "die Basis für eine weitere Zusammenarbeit selbst entzogen".

Wörns' Verbaloffensive ging Klinsmann zu weit

Damit zog Klinsmann die Konsequenzen aus der jüngsten Verbaloffensive des Defensivspezialisten. 24 Stunden zuvor hatte Wörns mit Empörung auf seine Nichtnominierung für das Länderspiel gegen Italien reagiert und selbst einen Rücktritt aus der Fußball-Nationalmannschaft nicht ausgeschlossen: "Ich werde am Wochenende intensiv darüber nachdenken und mich mit Menschen, die mir nahe stehen, beraten." Mit Vertröstungen von Bundestrainer Jürgen Klinsmann mochte er sich nicht länger abfinden: "Ich will bei der WM kein Notnagel sein und nur mitgenommen werden, weil sich jemand verletzt. Ich muss in den Spiegel schauen können."

Mit dem Verständnis des Bundestrainer für den Frust des Ausgebooteten, der Klinsmann als "link und unehrlich" bezeichnet hatte, war es damit vorbei. Zu heftig war die Kritik von Wörns - und zu groß dessen Frust über die vieldiskutierte Entscheidung des Bundestrainers, in der Innenverteidigung für das Italien-Spiel am kommenden Mittwoch in Florenz mehr auf Ersatz- denn auf Stammspieler zu bauen. "Vielleicht sollte ich den Trainer bitten, mich auf die Bank zu setzen. Meine Chance auf eine WM-Teilnahme dürften dann steigen", hatte Wörns in einem Interview mit den "Ruhr Nachrichten" gehöhnt.

Beide standen bei der WM 1998 in Frankreich zuletzt zusammen auf dem Platz - und erlebten beim Viertelfinal-Aus gegen Kroatien (0:3) einen der schwärzesten Tage ihrer Karriere. Nach der durch die Rote Karte gegen Wörns eingeleiteten Niederlage in Lyon beendete Klinsmann seine internationale Laufbahn. Der damals 26 Jahre alte Wörns setzte seine Nationalmannschaft-Karriere fort, konnte aber nur selten über einen längeren Zeitraum überzeugen. Das verletzungsbedingte Fehlen von Wörns bei der WM in Japan und Südkorea verhalf Vereinskollege Christoph Metzelder zum Durchbruch.

Kein Verständnis für Nichtnominierung

Die Begründung des Bundestrainers für seine erneute Nichtnominierung stieß bei Wörns auf wenig Verständnis. Nicht dessen schon zuvor mehrfach geäußerte Kritik an der Personalpolitik in der Nationalmannschaft, sondern das taktische Konzept habe den Ausschlag zu Gunsten von Metzelder, Robert Huth (FC Chelsea), Per Mertesacker (Hannover 96) und Arne Friedrich (Hertha BSC) gegeben. "Unser Kriterium für Abwehrspieler ist klar. Sie sollten imstande sein, sich nach vorn zu schieben und Druck auf den Gegner auszuüben", sagte Klinsmann dazu.

Das sind nicht Wörns’ sportliche Stärken in einer Viererkette. Sie liegen eher im direkten Kampf Mann gegen Mann. Und doch gab sich er sich wenig einsichtig. Auch BVB-Coach Bert van Marwijk zeigte wenig Verständnis für die Entscheidung von Klinsmann, auf den erfahrenen Profi zu verzichten. "Dass er nicht nominiert wird, kann ich nicht fassen. Christian ist zwar der älteste deutsche Innenverteidiger, spielerisch aber noch immer der modernste."

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Heinz Büse/DPA

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