"Was machen Strunz?" - Teil 7 Nichts ist unmöglich

Unsere erste Halbzeit war fast das Nonplusultra. So kann die Klinsmann-Elf auch im Viertelfinale gegen Argentinien bestehen. Allerdings bewies die zweite Hälfte, dass nicht alle Bäume in den Himmel wachsen. Meint stern.de-WM-Experte Thomas Strunz.

Deutschland steht im Viertelfinale der Weltmeisterschaft 2006. Und das völlig verdient. Wie oft wurde vor diesem Achtelfinale gefragt: Wie stark war unsere Vorrundengruppe ? Was sind die drei Siege zum Auftakt wert ? Wie stabil ist unsere Abwehr gegen einen guten Sturm ? Unsere Mannschaft hat in der ersten Halbzeit gegen Schweden eine eindrucksvolle Antwort gegeben. Von der ersten Minute waren wir hellwach; beflügelt durch das frühe Tor von Lukas Podolski und angetrieben durch 60.000 fanatische Zuschauer spielte sich unsere Offensive in einen Rausch.

Die Schweden konnten diesem Tempo und dieser Leidenschaft der deutschen Mannschaft zunächst nichts entgegen setzen, unsere Defensive stand sehr sicher. Das war hervorragend und lässt auch für das Viertelfinale hoffen, wenn es wahrscheinlich gegen den ersten Titelfavoriten Argentinien geht. So wie in der ersten Hälfte können wir jede Mannschaft besiegen.

"Was machen Strunz?"

Thomas Strunz ist ehemaliger Fußballspieler und Manager. Er spielte als Mittelfeldspieler in Duisburg, Stuttgart und München. Strunz wurde u.a. fünfmal Meister und gewann einmal die Champions League. 1996 der größte Erfolg: Mit Kumpel Jürgen Klinsmann wurde er Europameister. Für stern.de kommentiert der Experte regelmäßig das WM-Geschehen.

Fahrige zweite Halbzeit

Allerdings: Die zweite Hälfte war nicht optimal. Im Gefühl der sicheren Führung spielte das gesamte Team zu leichtfertig. Zumal wir einen Spieler mehr auf dem Platz hatten. Bereits in der ersten Halbzeit hatte der schwedische Innenverteidiger Lucic die gelb-rote-Karte gesehen. Statt den Gegner bei den tropischen Temperaturen laufen zu lassen, verzettelte sich der ein oder andere mit Einzelaktionen und ungenauen Pässen. Damit brachten wir die Schweden wieder zurück ins Spiel.

Und wie das Spiel gelaufen wäre, hätte Hendrik Larsson den geschenkten Elfmeter verwandelt und nicht in den Münchner Himmel gesemmelt? Keiner weiß es; aber vermutlich wäre es noch einmal richtig eng geworden. Auf jeden Fall ist unsere Mannschaft noch nicht in der Lage, einen Gegner total zu dominieren. So wie es die Argentinier zum Beispiel gegen Serbien- Montenegro vorgemacht haben. Gerade in dieser Phase hätte ich mir ein dominanteres Auftreten von Michael Ballack gewünscht. In diesen Momenten hätte er einem Bastian Schweinsteiger, einem Arne Friedrich oder wem auch immer deutlich sagen und zeigen müssen, wo es lang geht. Das habe ich vermisst. Vielleicht war er aber auch selbst zu sehr auf sein erstes WM-Tor 2006 fixiert.

Gute Ausgangsposition für Klinsmann

Für Bundestrainer Jürgen Klinsmann und sein Trainer-Team ist die zweite Halbzeit allerdings perfekt gelungen. Er kann die erste Hälfte loben und gleichzeitig die Mannschaft mit der zweiten wieder an totale Hingabe und Konzentration zu erinnern. Was will man als Trainer mehr! Jetzt steht die deutsche Mannschaft also als erster Viertelfinal-Teilnehmer fest; wie erwartet wird Argentinien der nächste Gegner sein; auf jeden Fall feiert die Nation wieder eine große Party. Mit Hupkonzerten, Gesängen und Feiern wird die Nacht zum Tag gemacht werden. Und eines steht fest. Die Party geht weiter. Nur noch sechs mal schlafen, dann ist Viertelfinale. Zum Glück.

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