Bundestrainer Joachim Löw hat bei der Nominierung seines erweiterten WM-Kaders die Länderspiel-Neulinge Dennis Aogo vom Hamburger SV und Holger Badstuber vom FC Bayern als Überraschungen präsentiert. Nach dem Ausfall von René Adler fährt Hans-Jörg Butt als dritter Torwart mit zur Weltmeisterschaft nach Südafrika, bei welcher Löw auf einen Bayern-Block von insgesamt sieben Akteuren setzt. Der Bundestrainer berief am Donnerstag in Stuttgart zunächst 27 Akteure, verzichtet dabei unter anderem auf den früheren Stuttgarter Thomas Hitzlsperger. Vier Spieler muss Löw bis zum Meldeschluss des Weltverbandes FIFA am 1. Juni noch streichen.
"Der Kader ist das Resultat von jahrelangen Analysen, die wir gemacht haben. Wir haben in diese Spieler absolutes Vertrauen", sagte Löw: "Wir haben ein wirklich gutes Gefühl, mit diesem Kader zum Turnier zu fahren." Löw sprach bereits optimistisch vom Finale am 11. Juli: "Es erwarten uns acht Wochen Gemeinsamkeit, 50 anspruchsvolle Trainingseinheiten und hoffentlich sieben hochbrisante Spiele."
Der 35 Jahre alte Butt rückt nach der verletzungsbedingten Absage des Leverkusener Schlussmanns René Adler ins DFB-Team. Löw ließ offen, ob es zwischen dem Schalker Manuel Neuer und dem Bremer Tim Wiese ein Duell um die Nummer 1 geben wird. Denkbar ist auch ein Dreikampf inklusive Butt, der möglicherweise als dreifacher Titelgewinner mit dem FC Bayern anreisen wird. "Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, jetzt eine Reihenfolge festzulegen", erklärte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke nach der Kader-Präsentation.
Löw entschied sich wie schon vor der EM 2008, den Wettbewerb um die 23 Plätze im endgültigen WM-Kader bis zuletzt auszureizen. "Es gibt den Konkurrenzkampf. Wir werden vier Spieler streichen müssen - klar", sagte er. Eine Sonderrolle nimmt der Hamburger Marcell Jansen ein, der nach einer Fußverletzung um den Anschluss kämpft. Er muss im Trainingslager seine WM-Fitness nachweisen und zeigen, ob er in der Lage ist, "an die Grenzen zu gehen für so ein Turnier", sagte Löw.
Getragen wird der sehr junge Kader mit sieben U 21-Europameistern von 2009 von fünf "Säulen", erklärte Löw. Er zählte neben Kapitän Michael Ballack (FC Chelsea) noch den Bremer Per Mertesacker sowie das Bayern-Trio Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose auf. Den Neulingen Badstuber und Aogo bescheinigte Löw ein besonders großes Potenzial. Große Hoffnungen setzt er in den Münchner Senkrechtstarter Thomas Müller, der in der Offensive "flexibel" einsetzbar sei. "Er ist immer dort anzutreffen, wo Gefahr herrscht."
Die Nationalmannschaft wird sich am kommenden Mittwoch in Düsseldorf treffen - allerdings ohne die sieben Bayern-Profis, vier Bremer und Kapitän Ballack, die dann noch im Vereinseinsatz sind. Um den 15-Mann-Rumpfkader für das Benefiz-Länderspiel einen Tag später in Aachen gegen Malta (13. Mai) aufzufüllen, berief der Bundestrainer nur für diese Partie die Perspektivspieler Kevin Großkreutz, Mats Hummels (beide Dortmund), Stefan Reinartz (Leverkusen), Marco Reus (Gladbach) und den Lauterer U 21-Auswahltorwart Tobias Sippel.