Es war die strittigste Szene des WM-Viertelfinales zwischen Brasilien und Belgien: In der 56. Minute läuft der Brasilianer Gabriel Jesus mit dem Ball auf den rechten Pfosten des belgischen Tores zu. Kurz vor der Torauslinie setzt der belgische Verteidiger Vincent Kompany zur Grätsche an. Jesus stürzt, der Ball rollt ins Aus. Elfmeter oder nicht? Der serbische Schiedsricher Milorad Mazic war sich schnell sicher: Abstoß für Belgien. Und auch sein Videoschiedsrichter-Team korrigierte seine Entscheidung nicht. Am ZDF-Mikorfon regte sich Béla Réthy auf, wie man denn dieses Foul nicht sehen könne.
Doch tatsächlich hat das Schiedsrichter-Team auf ein Detail geachtet, das nicht mit den Beinen der Spieler zusammenhängt. Nämlich, wo sich im Moment des Fouls der Ball befindet: Auf dem Platz oder schon im Aus? Denn im Regelwerk heißt es: "Wenn der Ball aus dem Spiel ist, wird das Spiel gemäß der vorangegangenen Entscheidung fortgesetzt." Das heißt, dass wenn der Ball beim Foul schon im Toraus war, es Abstoß geben muss. Und wenn der Ball erst nach dem Foul die Linie überquert hat, ein Elfmeter fällig ist.
Schiedsrichter entschieden falsch gegen Brasilien
Die Video-Schiedsrichter sehen sich die Szene an und entscheiden auf Abstoß. Wie allerdings in der Nachberichterstattung im ZDF bestens zu sehen war, lagen sowohl Milorad Mazic als auch die Schiedsrichter im Studio damit falsch. Der Ball war noch nicht über die Torauslinie, als Kompany seinen Gegenspieler umgrätschte. Es hätte Elfmeter geben müssen.
Ein Freibrief für holzende Verteidiger ist diese Fußballregel dennoch nicht. Auch, wenn es mit dem Ball im Aus keinen Elfmeter mehr geben kann: Gelb oder Rot riskiert ein Verteidiger bei einem Foul im Strafraum immer.
