WM in Russland Nach dem nächsten Elfer-Drama stehen nun die letzten vier Teams fest

WM 2018: Emotionen pur: Kroatische Fans bejubeln Halbfinaleinzug, Tränen bei Gastgeber Russland
© Rebecca Blackwell / AP / DPA
Russische Fans waren nach dem Elfmeterkrimi am Samstag in Tränen aufgelöst. Kroatien trifft nun auf England, das erstmals seit 28 Jahren in einem WM-Halbfinale steht.
Bittere Tränen auf der Fanmeile in Moskau. Der WM-Gastgeber Russland ist raus aus dem Turnier. Dabei war es so knapp. Im Viertelfinale am Samstagabend konnte sich Russlands Gegner Kroatien erst im Elfmeterschießen durchsetzen.
Manche Fans konnten den Fußballkrimi kaum mit ansehen. Und selbst die Tänzer und Tänzerinnen des berühmten Bolschoi-Balletts nutzen jede Gelegenheit, um ein bisschen vom Spiel zu erhaschen. Das 1:1 durch Russlands Denis Cheryshev fiel erfreulicherweise in der Pause von "Schwanensee"
In der Verlängerung brachte der Kroate Domagoj Vida sein Team 2:1 in Führung. Kurz vor Ende der Extrazeit schaffte Mario Fernandes den Ausgleich durch einen Kopfballtreffer. Dann hieß es: ab ins Elfmeterschießen.
Als Ivan Rakitic den entscheidendem Treffer versenkte, bracht in der kroatischen Hauptstadt Zagreb frenetischer Jubel aus. Das Land feiert einen seiner größten Fußballtriumphe, genau 20 Jahre, nachdem Kroatien erstmals an einer WM teilgenommen und es bis ins Halbfinale geschafft hatte.
In der nächsten k.o.-Runde treffen die Kroaten nun auf England. Das Team von Trainer Gareth Southgate konnte sich im Viertelfinale am Samstagnachmittag mit 2:0 gegen Schweden durchsetzen. In London feierten Fans ausgelassen Englands ersten Einzug in ein WM- Halbfinale seit 28 Jahren. Mancher jubelte sogar im Southgate-Outfit. Spätestens seit England mit ihm den Fluch der vergeigten Elfmeter gebrochen hat, ist der Coach der "Three Lions" für viele ein Held. Jetzt kann sie nichts mehr aufhalten, glaubt dieser Fan.
"Sie haben das Selbstvertrauen und den richtigen Schwung. Jetzt schauen sie aufs Finale, dann nur noch ein Spiel, sie können alles schaffen."
Das Halbfinalspiel England-Kroatien findet am kommenden Mittwoch im Moskauer Luschnikistadion statt.
Russlands Sommermärchen ist vorbei. Der WM-Gastgeber unterlag Kroatien im Viertelfinale im Elfmeterschießen. Dort werden die Kroaten nun auf England treffen.

Ivan Rakitic hat Russlands Überraschungsparty bei der Fußball-WM beendet und Kroatien erstmals seit 1998 ins Halbfinale gebracht. Dem früheren Schalker gelang im Elfmeterschießen der entscheidende Treffer zum 4:3-Sieg. Nach 120 Minuten stand es 2:2 (1:1, 1:1). 44 287 Zuschauer im Fischt-Stadion sorgten am Samstagabend für ohrenbetäubenden Lärm, die Sbornaja verpasste aber eine weitere Sensation. Im Achtelfinale hatten sich die Kroaten gegen Dänemark ebenfalls im Elfmeterschießen durchgesetzt.

Mit seinem vierten Turniertreffer hatte Denis Tscheryschew das Team von Trainer Stanislaw Tschertschessow in Führung gebracht (31. Minute). Der Hoffenheimer Bundesliga-Profi Andrej Kramaric (39.) und der frühere Leverkusener Domagoj Via (111.) trafen für die Kroaten, bevor der gebürtige Brasilianer Mário Fernandes (115.) der Ausgleich für die Gastgeber gelang. Kroatien trifft am Mittwoch im Moskauer Luschniki-Stadion auf England. Bereits am Dienstag werden Frankreich und Belgien das erste Halbfinale ausspielen.

Führung für Russland aus dem Nichts

Die euphorischen russischen Fans unterstützten ihr Team mit zwei großen Spruchbändern ("Wer, wenn nicht ihr?" und "Wann, wenn nicht jetzt?") und rhythmischem Klatschen nach Art des isländischen "Huh". Aus dem Häuschen gerieten sie, als Tscheryschew ihr Team in Führung brachte. Nach Doppelpass mit Artjom Dsjuba traf der Offensivspieler vom FC Villarreal aus rund 20 Metern links oben ins Tor des verdutzten kroatischen Schlussmanns Danijel Subasic. Luka Modric von Real Madrid und der ehemalige Leverkusener Domagoj Vida kamen zu spät, um das Gegentor zu verhindern. 

Es war ein Tor aus dem Nichts. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Kroaten die Partie geprägt. Auch vom Rückstand ließ sich die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalic nicht aus dem Konzept bringen. Nach einer Kombination über die ehemaligen Bundesligaprofis Ivan Perisic und Mario Mandzukic köpfte der wieder in die Startformation gerückte Kramaric den Ausgleichstreffer.

Die Kroaten nach der 2:1-Führung in der Verlängerung. Russland kam nochmal zurück und schied letztlich im Elfmeterschießen aus.
Die Kroaten nach der 2:1-Führung in der Verlängerung. Russland kam nochmal zurück und schied letztlich im Elfmeterschießen aus.
© Alexander Zemlianichenko / AP / DPA

Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew revanchierte sich daraufhin mit einem anerkennendem Händedruck artig bei Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic, die das rot-weiß karierte Trikot ihres Teams trug. Beim ersten Treffer hatte sie ihm hochachtungsvoll über den zwischen ihnen auf der Ehrentribüne platzierten Fifa-Präsidenten Gianni Infantino hinweg gratuliert.

Fußballerisch mäßige, aber sehr spannende Partie

Die Begegnung lebte weitgehend von der Spannung. Beide Mannschaften kamen lange Zeit kaum in den Spielrhythmus und verloren meist früh den Ball. Strafraumszenen waren über weite Strecken der Begegnung selten. Und die individuelle Klasse des kroatischen Teams um den mit großem Selbstvertrauen ausgestatteten Frankfurter Pokalhelden Ante Rebic blitzte nur hin und wieder auf. Zum Beispiel bei einem Fallrückzieher von Kramaric kurz nach dem Seitenwechsel und einem Schuss an den Innenpfosten von Perisic (60.). 

Trainer Dalic erhöhte den Druck auf die arg passiven Russen. In Rebic, Kramaric und Mandzukic schickte er drei Akteure in die vorderste Reihe. Doch es blieb zäh gegen die robusten Gastgeber, die mit ihrer Defensive im Achtelfinale schon die Spanier zur Verzweiflung getrieben und ins Elfmeterschießen gezwungen hatten. Für Russland boten sich Dsjuba und dem eingewechselten Alexander Jerochin mittelprächtige Kopfballchancen.

Verschleißerscheinungen machten sich am Ende einer intensiven Partie breit, als Vida nach einem Eckstoß das 2:1 köpfte. Der 29-jährige von Besiktas Istanbul war der achte Torschütze der Kroaten im Turnier. Es war der erste Treffer in der Verlängerung bei dieser WM. Der angeschlagene kroatische Torwart Subasic parierte noch einen strammen Schuss von Daler Kusjajew, beim Kopfball von Mario Fernandes (115.) aber war er machtlos.

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