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Das schönste Geschenk für İlkay Gündoğan ist es, wenn ihm jemand eine Geschichte mitbringt. Am besten eine von ganz früher, aus Gelsenkirchen oder Nürnberg. Geschichten aus Dortmund oder Manchester, wenngleich noch nicht ganz so gereift, sind auch erwünscht, Hauptsache, sie führen zurück in eine Welt, die mal ein Sehnsuchtsort gewesen ist für ihn.
Zwei Leute besuchen Gündoğan regelmäßig, sein Jugendfreund Ferhat Çankaya aus Gelsenkirchen-Heßler und Harald Schmidt, der frühere Rektor der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg. Immer haben die beiden Erzählstoff dabei, längst vergessen Geglaubtes, aber auch Anekdoten, die mit jeder Wiederholung besser klingen. Zu den Geschichtenerzählern gehören auch Pep Guardiola, mit dem Gündoğan gelegentlich telefoniert, und Jürgen Klopp, der natürlich weiß, welche Worte es braucht, damit ein Heldenepos daraus wird.
Ferhat Çankaya sagt, wohl nichts genieße Gündoğan so sehr wie die alten Geschichten. Einmal kurz die Stopptaste drücken, einmal die Gegenwart anhalten, bevor es weitergeht mit dem nächsten Spiel auf der großen Fußballreise. So deutet Çankaya das.
Diese Reise hat İlkay Gündoğan weit geführt. Raus aus den Hinterhöfen des Gelsenkirchener Nordwestens zu Borussia Dortmund, Manchester City und dem FC Barcelona. Gündoğan ist deutscher Meister und DFB-Pokalsieger geworden mit Dortmund, er hat die Champions League gewonnen und fünfmal die englische Meisterschaft mit Manchester City.
Und jetzt, im Alter von 33 Jahren, wird Gündoğan das deutsche Nationalteam anführen bei der Europameisterschaft, die an diesem Freitag mit der Partie gegen Schottland beginnt. Er ist der Kapitän der wichtigsten Mannschaft Deutschlands. Eines Landes, das ihn vor sechs Jahren schon einmal verstoßen hatte und erst jetzt seinen Frieden mit ihm zu machen scheint.
Für diese Geschichte hat der stern mit Familienmitgliedern und Wegbegleitern von İlkay Gündoğan gesprochen. Es ist der Versuch, einen Sportler zu porträtieren mithilfe der Schilderungen derjenigen, die ihm seit Jahren nahestehen.
