Die mitfavorisierten deutschen Degenfechterinnen haben mit viel Pech ihre ersten Medaillen bei Olympischen Spielen überhaupt knapp verpasst. Jeweils in der Verlängerung kam am Sonntag in Athen für Imke Duplitzer (Heidenheim), Claudia Bokel (Tauberbischofsheim) und Britta Heidemann (Leverkusen) das Aus. Duplitzer unterlag als Vize-Weltmeisterin von 2002 im Viertelfinale der französischen Weltranglisten-Zweiten Maureen Nisima 14:15 nach Verlängerung. "Das sind so Treffer, da könnte man sich am liebsten vor den Zug werfen", kommentierte die 29-Jährige den entscheidenden Punkt. "Ich wollte es besser machen als in Sydney, aber vielleicht hat mich jemand da oben nicht lieb."
Einst Freundinnen, jetzt Rivalinnen
Auch bei den Spielen vor vier Jahren waren Duplitzer und Bokel im Achtelfinale zu einem deutsch-deutschen Duell aufeinander getroffen. Während damals Bokel gewann, setzte sich nun Duplitzer mit 14:13 in der Verlängerung durch. "Das hätte man auch bei einem B-Turnier in Mannheim ausfechten können. So stelle ich mir Olympia nicht vor", kommentierte Bokel die brisante Neuauflage. Früher gut befreundet, war die Stimmung wegen Bokels Wechsel von Bonn nach Tauberbischofsheim stark abgekühlt, weil Duplitzer ihrer ehemaligen Zimmergenossin vorwarf, alte gemeinsame Ideale aufgegeben zu haben. Nach mehreren Gesprächen gehen beide im Interesse der Mannschaft wieder professionell miteinander um.
Heidemann verlor ebenfalls in der Runde der letzten 16 gegen die Ungarin Ildiko Mincza 10:11 nach Verlängerung. Die 21 Jahre alte Mitfavoritin hatte beim 3:1 einen guten Start, verlor aber dann gegen die routinierte Weltklasse-Fechterin den Faden.
Um Kampf um die olympischen Degen-Medaillen kam es am Sonntagabend zu zwei französisch-ungarischen Duellen. Nisima focht gegen Titelverteidigerin Timea Nagy (Ungarn), deren Teamkollegin Mincza traf auf die Olympiasiegerin von 1996, Laura Flessel-Colovic (Frankreich).
Letzte Degen-Chance am Freitag
Die deutschen Degenfechterinnen müssen nun auf den olympischen Teamwettkampf am Freitag hoffen. Der aktuelle Vize-Weltmeister ist an Nummer eins gesetzt und muss in der ersten Runde gegen die starken Griechinnen antreten. "Wir wollen und werden hier noch einmal mit der Mannschaft zuschlagen", kündigte Duplitzer an.
Im Viertelfinale hatte sie gegen Nisima stark begonnen. Doch nach der 5:1-Führung agierte sie plötzlich zu hektisch. "Am Anfang hatte ich sie im Griff. Doch dann habe ich zu spät gemerkt, dass sie einen Gang hochgeschaltet hatte. Gegen eine Nisima zu verlieren ist keine Schande, es war eben eine 50:50-Chance." Das Thema Olympia ist für Duplitzer jedoch auch bei einem Scheitern im Team-Wettbewerb noch lange nicht abgeschlossen. Die Sportsoldatin will auch 2008 in Peking wieder dabei sein. "Wenn ich verletzungsfrei bleibe und ein Verein mich will", sagte Duplitzer, deren langjähriger Klub Heidenheimer SB sich von ihr nach heftiger Sponsoren- und Vereinsschelte kurz vor den Spielen getrennt hatte.
Von Marc Zeilhofer/DPA