Biathlon "Nie mit Doping in Verbindung gestanden"

Am Wochenende erstattete ein Unbekannter Anzeige gegen deutsche Biathleten - wegen angeblichen Blutdopings. Die beschuldigten deutschen Stars reagierten jetzt: Magdalena Neuner und & Co. erstatteten Anzeige gegen Unbekannt. Außerdem wollen sie eine Eidesstattliche Erklärung unterzeichnen.

Mit einer Anzeige gegen Unbekannt wehrt sich der Deutsche Skiverband (DSV) gegen die Dopingverdächtigungen. Diese reichte der Verband am Montag und Dienstag bei den Staatsanwaltschaften München I und Wien ein, nachdem am Wochenende eine anonyme Anzeige wegen angeblichen Blutdopings gegen deutsche Biathleten in Österreich bekanntgeworden war. "Die Anzeigen sind auf dem Weg", sagte der für Rechtsfragen zuständige DSV-Vizepräsident Franz Steinle am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur DPA. Gleichzeitig widersprach er Äußerungen des Vorsitzenden des Sportausschusses im Bundestag, Peter Danckert. Der SPD-Politiker hatte die vom Skiverband eingeforderten Eidesstattlichen Versicherungen der Athleten als "irrelevant und ziemlich wertlos" bezeichnet.

Der uninformierten Öffentlichkeit werde damit Sand in die Augen gestreut, sagte Danckert am Dienstag der DPA. "Diese Eidesstattlichen Versicherungen haben genauso wenig Aussagekraft wie die bei den österreichischen Strafverfolgungsbehörden eingegangene anonyme Anzeige. Eine falsche Erklärung dieser Art ist nur dann strafbewehrt, wenn sie vor einem Richter abgegeben wird", begründete der Jurist seine Kritik.

Dankert: Presse soll beeinträchtigt werden

"Es entsteht der Eindruck, der Deutsche Skiverband wolle lediglich Journalisten in ihrer freien, unabhängigen Berichterstattung beeinträchtigen. Diese Eidesstattlichen Versicherungen dienen regelmäßig nur der Vorbereitung von einstweiligen Verfügungen vor den Pressekammern der Landgerichte", so Danckert. Mit dieser Art von Erklärungen könnten Personen, die sich durch Veröffentlichungen in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt fühlen, eine einstweilige Verfügung erstreiten, die eine Wiederholung der öffentlichen Formulierungen unter Strafe stellt.

Steinle hielt dagegen, dass die Eidesstattlichen Versicherungen bewusst eingeholt wurden sind, um sie bei Gericht vorzulegen. "Die erste Eidesstattliche Versicherung nach den Blutdopingvorwürfen im Januar wurde in Vorbereitung einer Einstweiligen Verfügung vor dem Amtsgericht Hamburg unterschrieben. Sie war also nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern um sie in einem Verfahren einzusetzen", sagte Steinle. Die Athleten seien belehrt worden, dass sie sich mit einer bewussten Falschaussage strafbar machen. Dies könne mit einer Freiheitsstrafe beziehungsweise einer erheblichen Geldstrafe geahndet werden.

Unterschrift auf dem Flughafen

Auch die nun um den Passus "nie mit Doping-Praktiken in Verbindung gestanden oder irgendeine Form unerlaubter Leistungsmanipulation betrieben zu haben" erweiterte zweite Eidesstattliche Versicherung wird eingeholt, um sie bei Gericht einzureichen, betonte Steinle. Die Biathleten werden sie am Samstag vor ihrem Abflug zum Weltcup in Südkorea auf dem Flughafen unterschreiben. Eine schnellere Unterschrift sei aus logistischen Gründen nicht möglich. Im Anhang an die Versicherung sei noch einmal eine ausführliche Belehrung mit samt der relevanten Paragrafen enthalten, sagte der DSV-Vizepräsident.

Die von einem Unbekannten angezeigte angebliche Beteiligung deutscher Biathleten an der Doping-Affäre "Wiener Blut" sollte von den zuständigen österreichischen, aber auch von deutschen Behörden umfassend untersucht werden, forderte Danckert. "Die Öffentlichkeit ist stark verunsichert und weiß nicht mehr, wem sie glauben kann", sagte der Bundestags-Abgeordnete. "Staatliche Strafverfolgungsorgane in Österreich und Deutschland sind genauso gefordert wie das Internationale Olympische Komitee, der Deutsche Olympische Sportbund und die österreichischen Verbände."

DOSB: Verfasser der Anzeige soll sich öffentlich bekennen

DOSB-Präsident Thomas Bach hat den Verfasser der anonymen Anzeige derweil aufgefordert, "sich öffentlich zu bekennen und die Fakten darzulegen". Der gleiche Appell richte sich an jeden, der über konkrete Informationen verfüge, einschließlich Journalisten. "Für uns zählen Fakten, mit Spekulationen ist niemandem gedient", erklärte der DOSB-Chef und IOC-Vize. Er vertraue darauf, dass "die übergroße Mehrheit unserer Athleten mit fairen Mitteln um den Sieg kämpft". Ihre eidesstattlichen Versicherungen hätten zunächst "mehr Glaubwürdigkeit als ein anonymes Schreiben". Sollte jemand allerdings in die Affäre verstrickt sein, `dann gilt unsere Null-Toleranz-Politik".

DPA
DPA/SID

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