Am 12. Juni 1968 geht es für Jupp Elze um alles. Der Kölner Boxer, deutscher Meister, steigt gegen den Italiener Juan Carlos Duran in den Ring. Es ist der entscheidende Kampf um die Europameisterschaft. Für Elze geht es an diesem Abend nicht nur um den Titel. Er kämpft um seine berufliche Zukunft, seine finanzielle Existenz. Dass er auch um sein Leben kämpft, weiß er nicht.
Über 15 Runden geht der Fight im Mittelgewicht. Der 28 Jahre alte Elze hatte seinen ersten EM-Kampf verloren – fraglich, ob sich ihm noch einmal eine solche Gelegenheit bieten würde. Und gegen Duran sieht es tatsächlich lange gut aus für den Boxer aus Köln-Kalk. Doch in der letzten Runde, genau 157 Sekunden vor dem Ende des Kampfes, trifft ihn ein Haken des Gegners am Hinterkopf. Elze geht zu Boden, steht benommen wieder auf, zeigt an, dass er aufgibt. Dann bricht er bewusstlos zusammen.
Jupp Elze fällt ins Koma – und wacht nicht mehr auf
Der Boxer fällt in ein Koma, aus dem er nicht mehr aufwacht. Nur 25 Minuten nach dem Kampf liegt er schon auf dem Operationstisch, die Ärzte meißeln seine Schädeldecke auf. Doch auch die Notoperation kann Elzes Leben nicht mehr retten. Während des knallhart geführten Kampfes, der beide Boxer deutlich gezeichnet hat, hat er weit mehr als hundert Kopftreffer kassiert. Diese haben wohl eine Hirnblutung ausgelöst. Am 20. Juni 1968 stirbt Jupp Elze im Alter von 28 Jahren, ohne noch einmal erwacht zu sein.
Elze war ein erfolgreicher Boxer, in seiner Profi-Karriere verlor er nur sechs Kämpfe. In Deutschland galt er als legitimer Nachfolger der Box-Legende Peter Müller, den er in dessen letztem Kampf k.o. schlug. Doch der gelernte Metallarbeiter hatte auch mit schwerwiegenden persönlichen Problemen zu kämpfen: Ihn plagten Schulden, trotz seiner Erfolge stand er am Rande des Ruins. Für seinen Traum im Ring löste Elze sogar seine Lebensversicherung auf.
Methamphetamin sollte ihm helfen, den Kampf durchzuhalten
Doch nicht nur in finanzieller Hinsicht brachte der Sportler Opfer. Nach seinem Tod ergibt die Obduktion der Leiche, dass er vor dem Kampf drei verschiedene Dopingsubstanzen eingenommen hatte – unter anderem Methamphetamin, das damals als Pervitin bekannt war und das Schmerzempfinden verringern soll. Ohne diese Mittel hätte Elze den Kampf wohl früher beenden müssen. Seitdem gilt der Kölner als das erste Doping-Todesopfer der Geschichte. Sein Ehrgeiz, sein unbedingter Wille zum Sieg unter Zuhilfenahme aller Mittel werden ihm zum tödlichen Verhängnis, womöglich hat ihn auch sein Management unter Druck gesetzt.
Erst nach Elzes Tod werden im Boxsport Dopingkontrollen eingeführt, die Kämpfe gehen nur noch über maximal zwölf statt 15 Runden, auch die vorgeschriebene Polsterung der Handschuhe wird erhöht, um die Sportler zu schützen. Für Jupp Elze aber kommen diese Änderungen zu spät.
Quellen: "Spiegel" / "Kölner Stadtanzeiger" / WDR