Einer musste gewinnen - und der französische Stürmerstar Thierry Henry lässt sich keine Chance zu einem "Goldenen Tor" entgehen. Frankreichs Endspielsieg im Confederations Cup am Sonntagabend gegen Kamerun (1:0) konnte dennoch kein Fußball-Fest werden. Das Spiel geriet vielmehr zu einer würdigen und bewegenden Hommage an den nur drei Tage zuvor beim Halbfinale in Lyon gegen Kolumbien zusammengebrochenen und kurz danach im Alter von nur 28 Jahren gestorbenen Kameruner Nationalspieler Marc-Vivien Foé.
Trauerflor am Trikot
Denn mit dem Herzen und den Gedanken waren die Mannen um Thierry Henry und um den "Löwen"-Kapitän Rigobert Song ganz woanders. Das Finale des diesjährigen Confederations Cup im Pariser Stade de France fiel wegen des immer noch rätselhaften Todesfalles völlig aus dem Rahmen - und der Trauerflor am Trikot zeigte allen, warum.
"Das war kein großes Finale, weil der Fußball heute Abend in den Hintergrund rückte", versucht Frankreichs Mittelfeldakteur Robert Pires - ohne sein übliches Lächeln auf den Lippen - eine Erklärung: "Alle Spieler haben nur darauf gewartet, dass es vorbei ist, niemand wollte eigentlich auf dem Platz stehen." Fast entschuldigend fügt der Weltklassespieler an, dass es wohl besser bewesen wäre, Kamerun hätte dieses Match gewonnen, das "Les Bleus" vor 52 000 Zuschauern in der 97. Minute durch Henrys "Golden Goal" für sich entschieden.
"Egal, ob wir gewinnen oder verlieren"
"Froh sind wir nicht wie sonst nach einem normalen Endspiel", erklärt ausgerechnet Henry, den das französische Publikum mehr denn je in sein Herz geschlossen hat und der auch bester Torjäger des Turniers war: "Hier ging es um etwas anderes. Es war übrigens das erste Mal, dass es mir egal war, ob wir gewinnen oder verlieren." Die Franzosen konnten den Cup gegen eine ungemein kämpferische Elf aus Kamerun aber auch deshalb verteidigen, weil ihr Torhüter Fabien Barthez bei aller Trauer und Verbundenheit keiner ist, der dem Gegner ein Tor schenkt - er rettete bei mehreren Großchancen den Sieg.
"Ein Löwe stirbt nicht. Er schläft", hieß es auf einem Plakat der Kamerun- und Foé-Fans, von denen etliche Tränen in den Augen hatten. Um ein riesiges Foto des Gestorbenen hatten sich beide Mannschaften vor dem Anpfiff in dem Anstoßkreis zusammengefunden. Arm in Arm, mit sehr ernsten Gesichtern und gesenkten Häuptern, gedachten sie des den meisten gut bekannten Foé. Erst nach etwa 20 Minuten schien das Spiel richtig zu beginnen, die Verkrampfung begann sich etwas zu lösen.
"Endspiel für Marco"
"Wir bestreiten das Endspiel für Marco", hatte Kameruns deutscher Trainer Winfried Schäfer vor dem Spiel gesagt. Danach würdigte er das Finale als "Werbung für den Fußball an einem sehr, sehr traurigen Tag". Gemeinsam und ohne jedes Zeichen von Überschwänglichkeit zeigten die Kapitäne, Marcel Desailly und Rigobert Song, kurz eine vom Tod abgewertete Siegestrophäe vor.
Das Rätsel um die Todesursache war auch am Tag nach dem Spiel noch nicht gelöst. Erst am Mittwoch oder Donnerstag sollen die Ergebnisse anatomischer und toxikologischer Zusatzanalysen bekannt werden. Somit bleibt noch offen, was genau zu einem der denkwürdigsten Endspiele in der Fußball-Geschichte führte. Unterdessen wird in der Kathedrale von Lyon eine Gedenk-Zeremonie für Foé in den nächsten Tagen vorbereitet.