Dopingverdacht gegen Sinkewitz B-Probe oder Kronzeuge?

Wird der suspendierte T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz ein umfassendes Dopinggeständnis ablegen? Sein Anwalt hat eine "konstruktive Mitarbeit" des Radprofis bei der Aufklärung angekündigt.

Patrik Sinkewitz spielt eine Woche nach Veröffentlichung seiner positiven Doping-Probe auf Zeit. Ohne sich auf die Öffnung der B-Probe oder eine angestrebte Kronzeugen-Regelung festzulegen, ließ er über seinen Anwalt Michael Lehner mitteilen, "an einer gemeinsamen Lösung" mit T-Mobile und dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) interessiert zu sein. Der Anwalt kündigte eine "konstruktive Mitarbeit" des 26-jährigen Hessen an. Sinkewitz, der nach seinem Unfall bei der Tour de France am Samstag aus dem Krankenhaus in Hamburg entlassen worden war, befinde sich auf dem Wege der gesundheitlichen Besserung, sagte Lehner.

"Es kann sich nunmehr mit Unterstützung und Rückhalt seiner Familie und nach anwaltlicher Beratung offensiv den gegen ihn erhobenen Vorwürfen stellen. Er wird den Sachverhalt in den kommenden Tagen mit dem T-Mobile-Team und dem BDR erörtern", teilte der Jurist mit. Der Sinkewitz-Anwalt aus Heidelberg ließ in einem Interview mit dem Fernsehsender N24 offen, ob sein Mandant die so genannte Kronzeugen-Regelung in Anspruch nehmen wolle. "Das sind Spekulationen, an denen wir uns nicht beteiligen."

Warten auf die B-Probe

Lehner hatte am Sonntag allerdings solche Tendenzen angedeutet und erklärt, dass er den von ihm vertretenen Sportlern immer dazu rate, zu gestehen, wenn es etwas zu gestehen gibt. "So habe ich auch Patrik beraten", sagte der Sportrechtler, der in Doping-Verfahren auch 5000 Meter-Olympiasieger Dieter Baumann und Radprofi Danilo Hondo vertrat. Lehner hatte auch den ehemaligen Telekom-Profi Jörg Jaksche bestärkt, eine Doping-Beichte abzulegen.

Mehr Klarheit in die Dopingaffäre könnte die von Sinkewitz geforderte Öffnung der B-Probe bringen. Nach Angaben von BDR-Präsident Rudolf Scharping soll sie am Dienstag oder Mittwoch der kommenden Woche geöffnet werden. Dies gab Scharping, der Chef des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), am Dienstag am Ruhetag der Tour de France bekannt. Lehner habe ihm dies mitgeteilt, sagte Scharping.

Mut zur Wahrheit

Linus Gerdemann, der bei seinem Tour-Debüt einen Etappensieg feierte und 24 Stunden lang das Gelbe Trikot trug, erinnerte sich an den 8. Juni: "Wir kamen vom Training aus den Pyrenäen und waren ganz schön kaputt. Ich wurde als erster getestet. Sicherlich hat sich formal nicht alles regelgerecht abgespielt, die Probe wurde auf der öffentlich zugänglichen Toilette des Hotels vorgenommen. Aber ich habe mir damals keinen Kopf darum gemacht und auch verzichtet, die besonderen Umstände der Kontrolle auf einem beigefügten Papier zu vermerken".

Sportdirektor Rolf Aldag, der seit seinem Geständnis im Mai Erfahrung im Beichten hat, machte Sinkewitz Mut, sich zu offenbaren. "Ich habe Patrik dazu angehalten, die Wahrheit zu sagen", sagte Aldag, der Sinkewitz in der vergangenen Woche im Krankenhaus in der Hamburger Unfall-Klinik Boberg besucht hatte. "Ich war zehn Jahre ein nicht-geständiger Doping-Sünder, habe gestanden, und bin jetzt Sport- Direktor bei T-Mobile", erklärte Aldag. "Wir brauchen aber klare Aussagen von Sinkewitz."

DPA
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