Die Nationalmannschaft festigt ihre Position im Welt-Eishockey, Licht und Schatten bei den deutschen NHL-Stars, eine ausgeglichene DEL und anhaltende Probleme für das Eishockey in Deutschland - wir fassen das Jahr 2011 zusammen und geben einen Ausblick auf 2012.
Nationalmannschaft: Platz unter den Top-Acht gefestigt
Das Jahr 2011: Jung, dynamisch, erfolgreich: Die deutsche Nationalmannschaft hat ihren Anspruch auf einen Platz unter den acht besten Eishockey-Nationen unterstrichen. Mit ihrer couragierten Spielweise zog die DEB-Auswahl ins Viertelfinale bei der WM in der Slowakei ein und schlug dabei das große Russland erstmals bei einer WM. Eishockey-Deutschland durfte endlich wieder stolz auch sein Nationalteam sein, auch wenn im Viertelfinale gegen Schweden schließlich Schluss war.
In der Weltrangliste haben die Deutschen nun auch die Slowakei hinter sich gelassen und den achten Rang zurückerobert. Nachbar Schweiz liegt zwar noch knapp davor, doch die Eidgenossen beendeten die WM erneut hinter dem deutschen Team und erreichten nicht einmal das Viertelfinale.
Ausblick 2012: Abheben wird bei der DEB-Auswahl niemand, doch das junge deutsche Team ist selbstbewusst genug, um bei der diesjährigen WM in Stockholm und Helsinki erneut das Viertelfinale anzupeilen. Beim Deutschland-Cup im November (Erzrivale Schweiz wurde mit 4:2 besiegt) hat die Mannschaft bereits angedeutet, dass sie fast nahtlos an die Leistungen der Vorjahre anknüpfen kann. Daran hat auch die leichte System-Änderung des neuen Bundestrainers Jakob Kölliker, der im Sommer Uwe Krupp beerbt hatte, nichts geändert.
NHL: Licht und Schatten bei den deutschen Stars
Das Jahr 2011: Deutschland hat seinen zweiten Stanley-Cup-Sieger. Dennis Seidenberg gelang mit Boston der ganz große Coup. Im Finale schlug Seidenberg mit seinen Bruins das damalige Team von Landsmann Christian Ehrhoff, die Vancouver Canucks. Das Duell der beiden deutschen NHL-Stars stand lange Zeit auf des Messers Schneide, die Entscheidung zugunsten der Amerikaner fiel erst im siebten Spiel.
Derweil sind die Karrieren von Marco Sturm und Jochen Hecht in den Herbst eingetreten. Hecht, der seit zehn Jahren bei den Buffalo Sabres spielt, hat weiter an Stellenwert in seinem Team verloren und plagte sich mit Verletzungen herum. Richtig bedauernswert ist die jüngere Vergangenheit von Marco Sturm. Nachdem der 33-Jährige lange Jahre Deutschlands Aushängeschild war, musste er in den vergangenen 18 Monaten viermal den Club wechseln (Los Angeles, Washington, Vancouver, Florida) und wurde immer wieder durch Verletzungen zurück geworfen. In Florida spielte er bisher nur eine kleine Rolle (zwei Tore in 27 Spielen).
Ausblick: Während Seidenberg und die Bruins erneut heißer Anwärter auf den Stanley Cup sind, scheinen Ehrhoffs Titelchancen durch seinen Wechsel nach Buffalo gesunken zu sein. Die Sabres stehen momentan nicht einmal auf einem Playoff-Platz. Im Laufe der Saison könnten das deutsche NHL-Sextett (die vier Genannten plus Goc und Sulzer) zumindest zeitweise Verstärkung durch Korbinian Holzer und Marcus Mueller bekommen, die beide eine starke AHL-Saison in Toronto spielen.
DEL: Ausgeglichenheit und eine Konstante
Das Jahr 2011: Die Eisbären Berlin feierten ihre fünfte Meisterschaft in den vergangenen sieben Jahren. Bei aller Ausgeglichenheit waren die Eisbären oftmals eine Klasse über der Konkurrenz. In der Hauptrunde präsentierte sich die Liga in der vergangenen Saison aber in der Tat äußerst ausgeglichen: keine Mannschaft konnte die 100-Punkte-Marke knacken, selten trennten die Teams so wenige Zähler zum Ende der Vorrunde.
In den ersten rund 30 Spielen der Saison 2011/12 scheint sich mit Mannheim, Berlin und Ingolstadt eine stärkere Spitze ausgebildet zu haben. Im Mittelfeld geht es weiterhin so eng zu wie zuletzt. Rekordmeister Mannheim marschiert schon fast den kompletten Saisonverlauf an der Spitze vorweg. Am Tabellenende rangieren mit Hannover und Nürnberg zwei Teams abgeschlagen, für die es vermutlich um nichts mehr geht. Der fehlende Abstieg macht sich da mal wieder deutlich bemerkbar.
Ausblick 2012: Angesichts der jüngsten Eisbären-Spiele ist der Meister auch diesmal wieder der größte Titelfavorit. Mannheim hat sich als großer Konkurrent gefestigt. Der Kampf um die Playoff-Plätze ist weiter offen und wird es wohl auch bis zum Ende bleiben.
Eishockey in Deutschland: Weiterhin Probleme
Das Jahr 2011: Der Erfolg der Nationalmannschaft hat dem Eishockey und seiner Wahrnehmung in Deutschland gut getan. Die DEB-Auswahl war das große Zugpferd. Die Spiele bei der WM im Mai verfolgten in der Spitze über eine Million Zuschauer vor den Bildschirmen. TV-Sender Sport1 war wie schon im Vorjahr begeistert von der Resonanz. Das zeigt: Präsenz und gute Spiele stoßen in Deutschland auch heute noch auf reges Interesse.
Ein Wink in Richtung DEL? Beim Bezahlsender Sky schauen in den Playoffs maximal 40.000 zu, in der Hauptrunde sinken die Zahlen oft sogar unter die 5.000-Marke. Das schadet der Sportart und erschwert die Sponsorensuche der Clubs. Immerhin ist die DEL seit einigen Jahren auch im Free-TV bei Eurosport präsent, in dieser Saison mit acht Spielen. Mehr als ein Anfang ist dies indes nicht.
Gelitten hat das Eishockey abermals durch das zähe Ringen um einen Kooperationsvertrag zwischen DEL, DEB und ESBG. Die für die Zweitliga-Teams zuständige ESBG hat den Vertrag nicht unterzeichnet, womit das Thema Auf- und Abstieg zumindest mittelfristig wieder vom Tisch ist. Der bis 2018 gültige Vertrag beinhaltet zudem wenig zukunftsweisende Vereinbarungen.
Ausblick: Die erfreuliche Situation um die Nationalmannschaft kaschiert derzeit die nach wie vor unbefriedigende Lage des Eishockeys in Deutschland. Mittelfristig sollte das DEB-Team weiterhin das große Aushängeschild bleiben, da einige Talente mit Potenzial in den nächsten Jahren im Nationalteam Fuß fassen werden. An den notwendigen neuen Konzepten und Veränderungen für mehr Medienpräsenz der Liga, die Wiedereinführung von Auf- und Abstieg und einem schlüssigen Nachwuchskonzept in Deutschland mangelt es weiterhin.
Daniel Pietzker